Hamburg. Zum Martha Argerich Festival sollen neben der Pianistin auch Cecilia Bartoli, Daniel Barenboim und Anne-Sophie Mutter auftreten.
„Eines kann ich Ihnen garantieren“, sagt Daniel Kühnel, Intendant der Symphoniker Hamburg, „die Konzerte werden definitiv stattfinden.“ Kühnel sitzt am Donnerstagmittag gemeinsam mit Martha Argerich auf der Bühne im Großen Saal der Laeiszhalle und möchte diesen zentralen Punkt „gleich mal erledigt“ wissen. Schließlich könne man erst dann einigermaßen unbeschwert über das Programm des Martha Argerich Festivals sprechen, das vom 19. bis 30. Juni an eben diesem Ort stattfinden soll.
Allerdings muss Kühnel zum jetzigen Zeitpunkt noch offen lassen, wie viele Zuschauer dann im Saal sein dürfen. Etwas über 500 wie im vergangenen Jahr in der Zeit zwischen den Kultur-Shutdowns? Mehr als 1000 unter Anwendung eines Schachbrettmuster-Saalplans, der ja schon lange in der Schublade liegt? Oder bleibt es notgedrungen beim Stream aus dem leeren Saal? „Wir können beide nicht in die Zukunft schauen“, erklärt Kühnel, und Martha Argerich nickt lächelnd.
Festival in Hamburg durch Corona abgesagt
Der legendären argentinisch-schweizerischen Pianistin waren bereits 2018 und 2019 große Festivals in Hamburg gewidmet, im vergangenen Jahr musste Corona-bedingt abgesagt werden, doch jetzt soll es – unbedingt! – stattfinden, dieses Familientreffen, das unübersehbar auf dem sehr engen Kontakt zwischen Daniel Kühnel und Martha Argerich fußt.
In diesem Jahr mit einem beispiellosen Staraufgebot, das nur möglich ist, weil die beteiligten Künstlerinnen und Künstler bereit sind, für eine „eher symbolische Gage“ (Kühnel) aufzutreten. Etwa Cecilia Bartoli, die das Festival am 19. Juni gemeinsam mit Daniel Barenboim und Martha Argerich eröffnen will. Oder Anne-Sophie Mutter, die am 21. Juni gemeinsam mit Cellist Mischa Maisky und Martha Argerich auf der Bühne stehen soll.
Martha Argerich wird 80 Jahre alt
Überhaupt wird die Pianistin, die am 5. Juni ihren 80. Geburtstag feiert („Aber ich weiß noch nicht, wo...“), in Hamburg viel zu tun haben. In elf von insgesamt zwölf Konzerten soll sie zu erleben sein, auf dem Programm stehen unter anderem Werke von Schumann und Schubert, von Mozart und Beethoven. „Ich muss noch viel üben“, sagt Argerich, erkundigt sich während der Pressekonferenz bei Kühnel, ob es denn auch ausreichend Probemöglichkeiten während der Festivaltage gebe und lässt sich nebenbei die Zusage entlocken, Tschaikowskys „Jahreszeiten“ zu spielen.
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In Hamburg dann umgeben von Menschen, die ihr nicht nur musikalisch nahe stehen. Da ist die Riege der Pianistinnen und Pianisten, mit denen sie so gerne zusammen spielt: Maria João Pires, Lilya Zilberstein, Nelson Goerner und Stephen Kovacevich, mit dem sie in den 1970er-Jahren verheiratet war. Da sind die Geiger Gidon Kremer und Renaud Capuçon. Da sind auch ihre Töchter Lyda Chen und Annie Dutoit, die gemeinsam mit der Mutter auftreten werden. Und dann die Symphoniker Hamburg unter Sylvain Cambreling, denen sich Martha Argerich so verbunden fühlt.
Hamburger Festival wird auch USA und Asien ausgestrahlt
Übertragen wird dieses Festival in alle Welt: Die Streams sollen zeitversetzt in Europa, den USA und Asien ausgestrahlt werden. Wie lange sie danach abrufbar sind, ist noch nicht klar. Kostenlos wie die bisherigen Streams der Symphoniker werden sie nicht sein, geplant sind vielmehr Einzel- und Paketzugänge, die Preise sollen sich im Rahmen vergleichbarer internationaler Angebote bewegen. Die Buchungsphase hat noch nicht begonnen und auch beim Vorverkauf für Laeiszhallen-Karten bittet der Intendant um etwas Geduld. Entsprechende behördliche Genehmigungen vorausgesetzt, könnte dieser Ende Mai oder Anfang Juni starten.
„Wir wollen ein Zeichen setzen und zeigen, was Kunst alles vermag“, sagt Kühnel zum Abschluss, während Martha Argerich sich dem eigens auf die Bühne geschobenen Steinway aus dem Jahr 1925 zuwendet. „Wir Menschen brauchen die Musik“, erklärt sie. Und will vor allem eines: spielen.