Hamburg. Mit „Coup“ bringt Regisseur Sven O. Hill eine Geschichte, die auf wahren Begebenheiten in Hamburg beruht, ins Kino. Die Hintergründe.

Die 80er-Jahre in Hamburg: Ein Bankangestellter entdeckt in seinem Geldinstitut eine gravierende Sicherheitslücke. Meldet er sie? Keineswegs, vielmehr nutzt er sie weidlich aus.Mit „Coup“ bringt Regisseur Sven O. Hill diese Geschichte, die auf wahren Begebenheiten beruht, nun ins Kino – als Mischung aus Spiel-, Dokumentar- und Animationsfilm. Der Ton ist lakonisch bis schnodderig, bereits drei Kinopreise und viel Kritikerlob gab es für diese Regiearbeit.

Hochstapler scheinen zurzeit im Kino in Mode zu sein: Detlev Buck hat gerade „Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ verfilmt. Die Hauptperson in „Coup“ ist ein kleiner Bankangestellter, der große Rosinen im Kopf hat, er macht tatsächlich auch Karriere, aber er will mehr. Und nutzt deshalb eine Lücke im Sicherheitssystem gnadenlos aus. Mit dem auf diese Weise ergaunerten Geld macht er sich auf den Weg nach Australien, wo er ein Luxusleben führen möchte. Aber seine Lebensgefährtin und der gemeinsame Sohn ziehen nicht mit. Was nun? In Australien bleiben? Oder zurück nach Hamburg gehen und weiterhin in eher bescheidenen Verhältnissen leben?

Genremix und Dialoge machen den Film interessant

16 Drehtage hat es gedauert, um die Spielfilmszenen in den Kasten zu bekommen, dazu kam der Dokumentarfilmblock. Die animierten Szenen in „Coup“ entstanden während des Schnitts. Es ist dieser Genremix, der den Film interessant macht. Eine Freude sind außerdem die sehr authentischen, dröge-humorvollen Dialoge.

Regisseur Sven O. Hill ist eher durch Zufall auf die Geschichte gestoßen. Ein Bekannter hatte ihm von dem Bankangestellten erzählt. In gewisser Weise handelte es sich um einen Banküberfall, aber eben um einen mit etwas anderen Mitteln – wie genau das ablief, soll hier nicht verraten werden. „Ich habe den ehemaligen Bankangestellten getroffen und längere Interviews mit ihm geführt. Irgendwann wurde mir klar, dass er unbedingt als Erzähler in den Film reinmuss“, sagt Hill.

„Ein klassischer Spielfilm wäre langweilig geworden"

„Ein klassischer Spielfilm wäre langweilig geworden, aber mit ihm als Erzähler wurde es alles unglaublich lebendig und authentisch.“ Welche Erfahrungen hat er in den Gesprächen mit dem Täter gemacht? „Man hörte ihm unheimlich gern zu, es gab auch die dramatischen Aspekte. Die Interviews waren sehr facettenreich. Unsere Spielfilmszenen sind ein bisschen von Aki Kaurismäkis Filmen geprägt.“

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Den schauspielerischen Minimalismus, für den der Finne bekannt ist, habe man indes nicht übernommen. Kaurismäki ist aber nicht der einzige spürbare Einfluss, auch die Tonalität von Klaus Lemkes Kultfilm „Rocker“ klingt an. Zu den Darstellern gehört unter anderem Rocko Schamoni, der zu diesem Film kam, weil er Hauptdarsteller Daniel Michel, sonst Sänger der Band Liedfett, schon aus der Zusammenarbeit in Lars Jessens Film „Dorfpunks“ kannte.

Regisseur Sven O. Hill studierte in Hamburg

Sein Handwerk hat Sven O. Hill in Prag und Hamburg gelernt. „Der Filmkursus in Tschechien war sehr international, es war toll. In Hamburg habe ich dann noch unter Hark Bohm Kamera studiert. Wir waren der letzte Jahrgang, bevor das Filmstudium an die Hamburg Media School angegliedert wurde.“

Derzeit hat Hill schon ein neues Filmprojekt im Hinterkopf: Die „Trilogie des unkonventionellen Geldverdienens“. „Coup“ wirkt fast wie der erste Teil davon „Es soll wieder ein Genremix werden. Die Erzählform hat mir Spaß gemacht.“

„Coup“ läuft im Abaton und Zeise