Hamburg. Die familiengeführte Verlagsgruppe Oetinger arbeitet in Zukunft in einem ehemaligen Kontorhaus. Neues Arbeitskonzept.
Wird das jetzt ein neuer Trend im Verlagsbuchhandel? Nachdem im vergangenen Jahr schon der Rowohlt Verlag von der Peripherie Hamburgs – aus Reinbek – in die Innenstadt umgezogen ist, setzt sich in diesen Tagen auch die Verlagsgruppe Oetinger in Bewegung und verlässt ihr Stammhaus in Duvenstedt, um künftig von Altona aus zu arbeiten. Der Umzug ist so etwas wie ein verfrühtes Geburtstagsgeschenk, denn im kommenden Juni wird Oetinger, der unter seinem Dach zahlreiche Marken vereint, 75 Jahre alt.
Der neue Sitz der Verlagsgruppe ist ein saniertes, ehemaliges Kontorhaus in Altona, das Oetinger bereits seit dem Jahr 2007 gehört, in dem bisher jedoch lediglich einige Abteilungen des Unternehmens untergebracht waren. Jetzt stehen den rund 120 Mitarbeitern 2200 Quadratmeter Fläche auf vier Etagen zur Verfügung, darunter auch die ehemaligen Räume des Theatersalons 2te Heimat im Erdgeschoss.
Neues Arbeitskonzept
In den neuen Räumlichkeiten soll auch ein neues Arbeitskonzept umgesetzt werden. Es gibt für die Mitarbeiter keine festen Arbeitsplätze mehr, stattdessen Zonen für Workshops, Brainstormings und gemeinsame Pausen. „Unser Ziel ist, mit der neuen Arbeitsatmosphäre die Kreativität und Effizienz unser Arbeit zu steigern und durch die hohe Partizipation gleichzeitig die Eigenverantwortung jedes Mitarbeiters zu stärken“, sagt Geschäftsführer Christian Graef.
Oetinger zählt zusammen mit Carlsen (mit Sitz in Ottensen) und Ravensburger zu den größten Kinder- und Jugendbuchverlagen Deutschlands, ist unter den dreien aber der einzige familiengeführte Betrieb. Zu den Oetinger-Autoren zählen Astrid Lindgren, Paul Maar, Kirsten Boie, Erhard Dietl, Sven Nordqvist, Christine Nöstlinger und Cornelia Funke. Das Areal in Duvenstedt umfasst eine ehemalige Apfelscheune und mehrere weitere Gebäude. Lindgren war oft beim Verlag zu Gast.
Roman „Pippi Langstrumpf“ erschien bei Oetinger erstmalig auf Deutsch
1949 erschien ihr Roman „Pippi Langstrumpf“ bei Oetinger erstmalig auf Deutsch, nachdem ihn vorher bereits fünf andere Verlage abgelehnt hatten. Die schwedische Autorin unter Vertrag zu nehmen, erwies sich im Laufe der Jahrzehnte als Glücksgriff für Oetinger, denn Lindgren schrieb zahlreiche Kinder- und Jugendbuchklassiker wie „Karlsson vom Dach“, „Wir Kinder aus Bullerbü“, „Michel aus Lönneberga“ und „Ronja Räubertochter“.
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Die Gebäude in Duvenstedt sollen im Besitz der Verlagsgruppe bleiben. Der Weg zum neuen Gebäude in Altona mache zwar die Anreise für die Mitarbeiter und Besucher kürzer, so Verlagssprecherin Judith Kaiser, aber vielen ihrer Kollegen habe es auch in Duvenstedt gut gefallen: „Da wurde jetzt das eine oder andere Tränchen verdrückt.“