Hamburg. Herbert Blomstedt dirigierte das NDR Elbphilharmonie Orchester – das Ergebnis war phänomenal.
Es gibt viele Gründe dafür, dass die Musik von Mozart so gern mit einer Sinfonie von Anton Bruckner in einem Konzert kombiniert wird, wie es das NDR Elbphilharmonie Orchester unter der Leitung ihres einstigen Chefdirigenten Herbert Blomstedt am Donnerstag auch wieder tat.
Elbphilharmonie: Warum Mozart und Bruckner so gut zueinander passen
Zum einen passen die oft nur 20 Minuten Spieldauer umfassenden Sinfonien oder Instrumentalkonzerte des Klassikers in einem Konzertprogramm zeitlich perfekt als Ergänzung zu den über eine Stunde dauernden Werken Bruckners, zum anderen gibt es mehr stilistische Gemeinsamkeiten, als man so denken mag.
Bruckner verwendete abgesehen von der zahlenmäßig größeren Orchesterbesetzung und zusätzlichen Tuben und Posaunen ja im Grunde dasselbe Orchester wie Mozart und Beethoven. Und manche Stellen seiner Werke wie etwa der Beginn seiner Sinfonie Nr. 7 E-Dur klingen genauso zerbrechlich und transparent wie ein Andante von Mozart.
Herbert Blomstedt dirigiert auswendig – mit 94 Jahren
Der 94-jährige Herbert Blomstedt, der Mozarts Sinfonie C-Dur KV 338 und Bruckners Siebte an diesem Abend wie gewohnt auswendig dirigierte – obwohl die Partituren symbolisch auf seinem Pult lagen, aber nicht einmal aufgeschlagen wurden – hat ein unvergleichliches Talent, jeden Takt mit Seele zu erfüllen und feinste Fakturen offenzulegen.
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Der Funke seiner eigenen Begeisterung sprang sofort auf das Orchester über, als es mit Verve und starken Akzenten das Allegro vivace der Mozart-Sinfonie anstimmte. Im Andante di molto, bei dem die zweifach besetzten Bläser schwiegen, vermied Blomstedt allzu große Lieblichkeit, zu der dieser Satz durchaus verleiten könnte, und forderte stattdessen eine volle Tongebung.
Elbphilharmonie: Erst beeindruckte Stille, dann tosender Applaus
Obwohl das NDR Elbphilharmonie Orchester bei der Bruckner-Sinfonie dann in verdoppelter Musikeranzahl mit Wagner-Tuben, und vierfach besetzten Blechbläsern auftrat, hatte vor allem der Beginn mit zitternden Geigentremoli, der Themenexposition in den Celli und vibratolosen Flötentönen, die wie Strahlen ins Ohr traten, etwas ungemein Zartes.
Bei den gewaltigen Steigerungen später verzichtete Blomstedt auf ausladende Gesten, denn die lieferte das Orchester von ganz allein, und konzentrierte sich lieber auf Bögen und die Gewichtung der Klangregister. Manchmal genügte ihm wie im lyrischen Mittelteil des Scherzos nur eine kleine streichelnde Geste mit der Hand in der Luft, um den gewünschten Ausdruck zu erreichen.
Nach dem Schlussakkord im Finale war das Publikum so beeindruckt, das erst einmal Stille im Saal herrschte und der Applaus erst nach einer sehr langen Pause losbrach.