Hamburg. Der Vorschlag des Ersten Bürgermeisters Peter Tschentscher trifft auf parteiübergreifende Zustimmung - mit einer Ausnahme.

Zum 75. Geburtstag von Panikrocker Udo Lindenberg am Montag machte Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) dem Jubilar ein besonderes Geschenk: Udo soll der nächste Ehrenbürger der Hansestadt werden, so Tschentschers Vorschlag an Senat und Bürgerschaft: „Udo Lindenberg ist einer der bedeutendsten Musiker unserer Zeit. Seine Persönlichkeit und seine Musik haben ganze Generationen geprägt. Vor über 50 Jahren hat Udo Lindenberg seine Heimat in Hamburg gefunden und seine musikalische Karriere hier begonnen. Er hat Hamburg geprägt und Hamburg ihn. Seine Popularität hat Udo Lindenberg auch immer genutzt, um klare Botschaften zu senden für Freiheit und Toleranz, gegen Gewalt und Diskriminierung“, erklärte Tschentscher.

Udo Lindenberg sei „ein außergewöhnlicher Mensch – und cooler Typ“. Er gratuliere ihm „sehr herzlich“ zum 75. Geburtstag und freue sich, „dass wir ihn – nach Ende der Corona-Pandemie – mit der Unterstützung von Senat und Bürgerschaft in den Kreis der Ehrenbürgerinnen und Ehrenbürger der Freien und Hansestadt Hamburg aufnehmen können“, so Tschentscher.

Lindenbergs Ehrenbürgerschaft seit drei Jahren diskutiert

Lindenberg wäre dann der 37. Ehrenbürger nach Johannes Brahms, Loki und Helmut Schmidt, Ida Ehre, Siegfried Lenz, Uwe Seeler, John Neumeier und weiteren Persönlichkeiten aus Politik, Kultur und Gesellschaft. Im Gespräch ist Udos Ehrenbürgerschaft bereits seit drei Jahren.

Im August 2018 nahm eine parteienübergreifende Debatte um die nächste Ehrenbürgerschaft nach Michael Otto (2013) Fahrt auf, angeregt unter anderen von Kultursenator Carsten Brosda (SPD). Alle Parteien in der Bürgerschaft – mit Ausnahme der AfD – befanden Udo für würdig, hielten es aber für geboten, zunächst eine Ehrenbürgerin zu ernennen – es wurde 2019 Kinderbuchautorin Kirsten Boie.

Positives Echo auf Vorschlag von Tschentscher

Seit seinem Debütalbum „Lindenberg“ vor nunmehr 50 Jahren hat Udo zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter 1989 das Bundesverdienstkreuz am Bande, 2019 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse und 2016 die Ehrenbürgerschaft seiner Geburtsstadt Gronau. Jetzt stehen die Chancen gut, dass die Hamburger Ehrenbürgerschaft dazu kommt, auch weil die Vorbehalte in Senat und Bürgerschaft seit der Ernennung von Kirsten Boie zur Ehrenbürgerin nicht mehr bestehen. Entsprechend ist das Echo aus dem Rathaus auf Peter Tschentschers Vorschlag.

Dennis Thering, Vorsitzender der CDU-Fraktion, teilte mit: „Ich gratuliere Udo Lindenberg ganz herzlich zur Auszeichnung – und vor allem gratuliere ich Hamburg zu diesem würdigen Ehrenbürger! Udo Lindenberg verhalf dem deutschsprachigen Rock mit seiner Musik zum Durchbruch, nicht wenige seiner Songs spiegeln das Leben und das Lebensgefühl bei uns in Hamburg wunderbar wider.“

„Er ist ein lebendes Wahrzeichen"

Dominik Lorenzen, Vorsitzender der Grünen Bürgerschaftsfraktion erklärte: „Udo Lindenberg würde eine extra Portion Coolness in die Riege der Hamburger Ehrenbürgerinnen und Ehrenbürger bringen. Und er verkörpert unsere Stadt auf seine ganz eigene charmante, nuschelige, meinungsstarke Art und Weise. Er ist ein lebendes Wahrzeichen und nimmt auch politisch kein Blatt vor den Mund. Kurzum: Udo ist eine gute Wahl.“ Die Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank ergänzte: „Inoffiziell ist Udo Lindenberg schon lange unser Ehrenbürger.“

SPD-Bürgerschaftsfraktionschef Dirk Kienscherf gratulierte: „Sein Talent, sein Einsatz für Frieden und Umweltschutz, seine Bemühungen um das innerdeutsche Verhältnis und die Arbeit der Udo-Lindenberg-Stiftung machen ihn zu einem sehr würdigen Ehrenbürger Hamburgs. Mit Hut und Sonnenbrille mal mit, mal ohne Panik ist er schon lange ein Unikat.“

Linke und FDP begrüßen Titel für Lindenberg

Auch die Linke stimmte in den Kanon ein: „Als Autor, Musiker und Maler ist Udo Lindenberg weit über Hamburgs Stadtgrenzen bekannt und anerkannt. Zeit seines künstlerischen Wirkens setzt er sich gegen Rassismus, Intoleranz und für Gleichberechtigung und soziale Gerechtigkeit ein. Auch die deutsch-deutsche Geschichte machte er in kritischer und offensiver Art und Weise immer wieder zu seinen musikalischen Themen“, sagte Fraktionschefin Sabine Boeddinghaus.

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Für die FDP sitzt Anna von Treuenfels-Frowein in der Bürgerschaft, als fraktionslose Abgeordnete und als „großer Udo-Fan“. Lindenberg habe sich um die norddeutsche Musikszene, um die deutsch-deutsche Annäherung in den 80er-Jahren und mit seinem „einzigartigen Rock“ um den Ruf Hamburgs als Kulturmetropole verdient gemacht.

Hamburger AfD lehnt Verleihung ab

Von der AfD ist hingegen keine Zustimmung zu erwarten. Der Fraktionsvorsitzende Dirk Nockemann erklärte: „Bei allem Respekt vor den musikalischen Leistungen von Herrn Lindenberg, so steht dieser kaum in einer Reihe mit Persönlichkeiten wie Johannes Brahms, Otto von Bismarck oder Helmut Schmidt. Und gerade in Coronazeiten haben Auszeichnungen eher die unzähligen Mitarbeiter im Gesundheits- und Pflegewesen verdient. Wir lehnen die Verleihung der Ehrenbürgerwürde ab.“ Den Geehrten dürfte dieser zu erwartende Gegenwind von Rechts indes kaum stören.

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