Hamburg. Dieter Roloff, Betreiber des legendären Hamburger Jazz-Clubs, wird zurücktreten. Die neuen Betreiber stehen bereits fest.
Der 26. März hätte ein ziemlich trauriger Tag sein können, jedenfalls für alle Fans des traditionellen Jazz in Hamburg. An diesem Tag nämlich geht Cotton-Club-Betreiber Dieter Roloff nach mehr als 60 Jahren in den Ruhestand (das Abendblatt berichtete) und lädt zu einem großen Abschiedskonzert in seinem legendären Laden am Alten Steinweg. Es hätte der letzte Tag des Cotton Club sein können – ist es aber nicht, denn mit Helge Sachs, Patrick Mader und Marinus van Eldik haben sich drei langjährige Freunde zusammengetan, um den Laden ab dem 1. April weiterzuführen.
„Wer übernimmt in Zeiten wie diesen, in denen die Pandemie noch nicht vorüber ist, schon einen Jazzclub? So verrückt muss man erstmal sein…“, sagt Sachs, wie seine Mitstreiter ein „leidenschaftlicher Hobbymusiker“. Vom Saxofon über die Posaune bis zum Schlagzeug und Akkordeon reicht das Spektrum der drei Mittvierziger; den Cotton Club haben sie vor allem als Gäste kennengelernt, nachdem sie sich gegen das professionelle Musikmachen und für „eher gutbürgerliche Berufe“ entschieden hatten. Als sie im vergangenen September erfuhren, dass Dieter Roloff endgültig aufhören würde, sei es eine spontane Idee gewesen, den Club zu übernehmen.
Cotton Club in Hamburg: Tradition soll gepflegt werden
„Wir wollen die Tradition des Cotton Club pflegen, ihn in Dieter Roloffs Sinne erhalten, aber natürlich auch behutsam weiterentwickeln“, sagt Patrick Mader. „Ideal wäre es, wenn Dieter in zwei Jahren in seinen alten Laden kommt und sich dort immer noch wohlfühlt“, ergänzt Marinus van Eldik – der liebevolle Respekt mit dem alle dem Lebenswerk des inzwischen 78-Jährigen begegnen, ist unübersehbar.
Und so sind derzeit auch eher graduelle Veränderungen im Gespräch. Im Sommer soll es eine Umbauphase geben, der Cotton Club hinterher etwas frischer und moderner wirken, vielleicht sogar eine Cocktailbar bekommen. Das Programm, da sind die drei sich einig, braucht keine Grundrenovierung, eher ein paar zusätzliche neue Elemente. Weiterhin soll der Cotton Club die Anlaufstelle für alle sein, die den traditionellen Jazz – Oldtime, Dixieland und Swing – lieben und natürlich werde es auch mit neuem Konzept keinen Techno oder Pop im Cotton Club geben, aber: „Wir wollen die Grenze für Musik, die hier gespielt wird, auch nicht zu strikt ziehen, etwa in dem Sinne, dass alles, was nach 1925 entstanden ist, keine Chance hat“, sagt Helge Sachs. „Jazz ist eine lebendige Musik, die sich entwickelt.“
Neue Besuchergruppen sollen angesprochen werden
Wichtig ist ihnen, neue Besuchergruppen anzusprechen, etwa indem die Konzertdauer am Freitag und Sonnabend gekürzt wird – und sich dadurch ein Zeitfenster für lange Tanznächte öffnet, bei denen dann ein DJ die zum Laden passende Musik auflegt. Auch eine Zusammenarbeit mit Jugendmusikschulen ist im Gespräch, um Kinder und Jugendliche mit einem Sound bekannt zu machen, den die meisten vermutlich gar nicht kennen. Wenn die dann ihre Eltern mitbringen, wäre das ein angenehmer Nebeneffekt.
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Doch vor der Wiedereröffnung im April gibt es nun erst einmal die große Abschiedssause für Dieter Roloff, bei der am 26. März ab 20 Uhr unter anderem die Band Shreveport Rhythm spielt. Danach geht es mit viel Optimismus in die Zukunft, denn das Credo der drei neuen Clubbetreiber ist: „Der traditionelle Jazz war schon 1000-mal totgesagt. Und er lebt immer noch.“
Abschiedskonzert für Dieter Roloff Sa 26.3., 20 Uhr, Cotton Club (Alter Steinweg 10)