Hamburg. Das Hamburger Theater ist in seiner neuen Spielstätte am Wiesendamm angekommen. Jetzt geht es mit viel Schwung in die neue Saison.

In den hölzernen Sitzbänken grünt und blüht es. Schon vor der Eingangstür wirkt das Junge Schauspielhaus überaus einladend. Und nach der ersten – durchaus ja noch von der Pandemie geprägten – Saison an seiner neuen Spielstätte am Wiesendamm lässt sich sagen, es ist dort bestens angekommen.

Das Stammpublikum sei mitgekommen, aber auch Schulen und Familien aus dem neuen Umfeld konnten gewonnen werden, so der künstlerische Leiter Klaus Schumacher zufrieden anlässlich der Präsentation der Pläne für die kommende Spielzeit „Wir haben es ein bisschen mit einem Neustart des Jungen Schauspielhauses zu tun.“ Wie alle Theater musste auch er wegen Krankheitsfällen ständig umplanen, es gab Schachbrett- und Kohorten-Lösungen, bei denen nur jeweils eine Schulklasse eine Vorstellung besuchen durfte.

Theatervorschau: Junges Schauspielhaus bietet Mitmach-Angebote

Längst ist das Junge Schauspielhaus viel mehr als ein Theaterort mit Premieren-Spielplan. Es gibt zahlreiche Angebote für Laien. Das Theatertraining wird mittwochs und freitags in verschiedenen Altersgruppen angeboten und sehr gut angenommen. Überhaupt sind die Themen Partizipation und Teilhabe zentral im Konzept des Jungen Schauspielhauses. Symptomatisch steht dafür in der noch laufenden Saison die Produktion „Listen To My Story“ mit jugendlichen Akteuren, die zum Kinder- und Jugendtheater-Festival „Hart am Wind“ eingeladen wurde.

Am Jungen Schauspielhaus geht es nicht nur um den Konsum von Theater, sondern verstärkt darum, sich einzubringen, selbst ins Spiel zu kommen. Wichtige neue Säule wird der so genannte SchauSpielRaum. In diesem Format sind mit Hilfe einer zunächst auf drei Jahre angelegten Förderung der Zeit-Stiftung partizipative Projekte geplant, die auch künstlerisch innovativ sein sollen. Adrian Figueroa wird darin ab dem 29. April 2023 Simon Stephens‘ „Morning“ mit Jugendlichen von 15 bis 18 Jahren für die Große Bühne am Wiesendamm entwickeln. Hinzu kommen mit „Periodensysteme“ ab dem 7. Januar 2023 und „Das jüngste Gericht“ ab dem 21. Mai 2023 zwei weitere Stücke auf der Studio-Bühne.

Insgesamt zehn Premieren am Jungen Schauspielhaus

Wiederholen soll sich das Format YOUtopia-Camps, ein Workshop-Programm mit je 60 Jugendlichen für die Herbstferien 2022 und die Maiferien 2023, an deren Ende eine Produktion stehen wird. Ein niedrigschwelliges Angebot für junge Familien bietet auch der Bloomy Sunday, an dem das Theater mehrmals im Jahr zum Ort der Begegnung und eines besonderen Menüs wird. Als neues Backstage-Format wird zudem der Guck-Club initiiert.

Aber natürlich gibt es auch insgesamt zehn Premieren und etliche Wiederaufnahmen etwa von „Making of Sophie Scholl“. Analog zum Schauspielhaus widmet sich die Eröffnungsproduktion „Subjekt Woyzeck (Into the void)“ ab dem 3. September dem Büchner-Klassiker. Regisseur Moritz Franz Beichl konzentriert sich auf die soziologischen Aspekte, Armut und Ausbeutung und ihre Folgen. Im Zuge dessen erhält die Figur der Marie zusätzlichen Text und auch das Kind wird hier ausgebaut zu einer realen Figur. Die Geschlechterrollen werden – wie häufig am Jungen Schauspielhaus – gegenbesetzt.

„Romeo Julia“ feiert Premiere

Für ungewöhnliche Zugänge steht ab dem 1. Oktober „Generation One“. Hier hat das Haus eine Förderung durch das Jupiter-Programm erhalten und kann deshalb erstmals ein immersives Theater-Game durch alle Räume des Gebäudes, auch jene der Theaterakademie, veranstalten. Kinder ab zehn Jahren landen dabei auf einem Planeten und gründen eine neue Zivilisation. Das Kollektiv Prinzip Gonzo kooperiert dabei mit der inklusiven Gruppe Meine Damen und Herren.„Romeo Julia“ wird nach der Verschiebung nun hoffentlich am 12. November Premiere feiern – ebenfalls mit vertauschten Geschlechterrollen.

Mit „Ein Schaf fürs Leben“ kommt ab dem 17. November ein beliebter Klassiker der ersten Stunde zur Wiederaufnahme. Als ein echtes Fundstück bezeichnet Klaus Schumacher das Stück „Du blöde Finsternis!“ von Sam Steiner, bei dem er selbst ab dem 14. Januar 2023 Regie führen wird. Vier sehr unterschiedliche Menschen arbeiten darin bei der Telefonseelsorge. Und während draußen die Welt bald in Stücken liegt, geht das Quartett in seiner Zelle tapfer weiter seiner fürsorglichen Aufgabe nach. Ein Stoff, der eine Unerbittlichkeit aber auch Komik beinhaltet.

Theater Hamburg: Junges Schauspielhaus startet Kartenverkauf

Mit dem Generationenstück „Liebe Grüße … oder Wohin das Leben fällt“ von Theo Fransz bringt Regieassistentin Riccarda Russo am 11. März 2023 ihre erste Inszenierung auf die Studio-Bühne. Als neues Postgraduiertenprojekt wird Lorenz Nolting „Onkel Wanja“ ab dem 10. Juni 2023 inszenieren. Die Figuren werden dabei als Tiere gespielt. Außerdem spielen Fragen von Kindern an Erwachsene dabei eine Rolle.

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Für die künstlerische Arbeit kann das Junge Schauspielhaus auf ein Grundbudget von 1,9 Millionen Euro bauen, in dieser Saison sind es noch einmal 400.000 Euro zusätzlich. Dabei sind aber Beteiligungen an der gesamten Schauspielhaus-Infrastruktur eingerechnet. Der Kartenvorverkauf hat begonnen.

Junges Schauspielhaus Wiesendamm 28, Karten unter T. 24 87 13; www.jungesschauspielhaus.de