Hamburg. Zweieinhalb Stunden Extraklasse: Die schwedische Sängerin begeisterte in der Fabrik mit Songs ihres neuen Albums – aber auch mit Klassikern.

Ihre Laune ist prächtig, sie schäkert mit den Fans und scherzt mit ihren Musikern. Viktoria Tolstoy hat allen Grund fröhlich zu sein, denn die schwedische Sängerin steht nach längerer Zeit wieder mit ihrer Band auf der Bühne – und sie hat in die Fabrik ein brandneues Album mitgebracht. Für „Stealing Moments“ haben eine ganze Reihe von schwedischen Kollegen Songs für Tolstoy geschrieben.

Jedes Lied sagt sie an und erwähnt natürlich den Komponisten oder die Komponistin. Nils Landgren, der famose Posaunist, hat für sie das zarte „A Love Song“ geschrieben, mit dem sie ihr Konzert beginnt; von Wolfgang Haffner kommt „Synchronicity“ und von Caecilie Norby „License To Love“; auch einen frühen Song des 2008 ertrunkenen Ausnahme-Pianisten Esbjörn Svensson hat Tolstoy im Programm: Für „Hands Off“ hat Svenssons Frau Eva extra einen Text für Tolstoys Album verfasst.

Viktoria Tolstoy in der Fabrik Hamburg: Schöner kann ein Jazz-Konzert nicht werden

30 Jahren dauert die Karriere von Tolstoy inzwischen. In diesem Jahr wird sie 50 Jahre alt, aber sie fühle sich immer noch wie 29, sagt sie lachend. Von den schüchternen Anfängen hat sie sich zu einer selbstbewussten und charmanten Künstlerin entwickelt, die auf eine klare und sichere Stimme bauen kann. Tolstoy ist keine Songschreiberin, die ihr Inneres nach außen kehrt, sondern eine Interpretin. Sie transportiert die Lyrik anderer und lotet dabei deren Gefühlswelten aus.

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Viktoria Tolstoy: Am Schlagzeug sitzt ihr Ehemann Rasmus Kihlberg

Oft geht es um Liebe und Beziehungen, manchmal auch um die Leichtigkeit des Lebens wie in „Summer Kind Of Love“. Selbstsicherheit gibt ihr auch die Band, mit der sie auf der Bühne steht. Mit Bassist Matthias Svensson musiziert sie seit Beginn ihrer Laufbahn, mit Schlagzeuger Rasmus Kihlberg ebenso lange, er ist außerdem ihr Ehemann und der Vater ihrer beiden Kinder. „Außerdem ist er ein wundervoller Koch“, lobt sie den Mann hinter Trommeln und Becken. 15 Jahre lang wird sie von Gitarrist Krister Jonsson begleitet, am wenigsten lange ist Pianist Joel Lyssarides dabei.

Das Publikum spürt, wie eingespielt die vier Musiker und ihre Sängerin sind und wie viel Spaß sie an diesem Auftritt haben. Tolstoy gibt ihnen viel Raum, um sich als Solisten zu zeigen, und jeder nutzt diese Möglichkeit. Häufig steht Krister Jonsson im Mittelpunkt, er zeigt, dass er sich auch auf den Blues versteht. Tolstoy wird oft für ihre Balladen gefeiert, doch in der Fabrik setzt sie mit ihrem Quartett auf Grooves und mehr Uptempo-Nummern. Die zehn neuen Stücke bekommen live mehr Druck als auf dem Album.

Viktoria Tolstoy in der Fabrik: Auch Peter Gabriel und Seal stehen auf der Setliste

Nachdem sie alle Songs von „Stealing Moments“ gespielt hat, geht es mit einem Best-of-Programm und weiteren Soli weiter. Seals Hit „Kiss From A Rose“ und Peter Gabriels „Kiss That Frog“ hat sie für diese Tournee ausgewählt, und auch die wunderschöne Ballade „Calling You“ steht auf der Setliste. Das begeisterte Publikum erklatscht sich zwei Zugaben, und Tolstoy ist sichtlich gerührt. Die Begeisterung ist berechtigt, denn sie hat ihren Fans einen zweieinhalbstündigen, sehr unterhaltsamen Abend beschert.