Hamburg. Der Guns-N‘-Roses-Rocker kommt in die Sporthalle, Simple Minds spielen in der Barclays Arena. Dazu Tipps von Kino über Theater bis Kunst.
„Sweet Child O‘ Mine“ ist vielleicht die berühmteste Gitarrenfigur, die sich Slash mit Guns N‘ Roses aus dem Ärmel schüttelte. Bei seinen Soloauftritten spielt er den Song aber seit neun Jahren nicht mehr, zu viele neue Lieder haben sich auf seinen Alben mit Myles Kennedy & The Conspirators angesammelt. Trotzdem landen auch mal der einen oder andere Gunners-Hit oder „Always On The Run“ von Lenny Kravitz (Slash spielte das Solo) auf der Setliste. Man darf also gespannt sein auf Slash in der Sporthalle. Außerdem gibt es in den kommenden Tagen viel Schotten-Rock, spannende Ausstellungen, neue Filme und ungewöhnliche Theaterabende.
Kultur-Tipps Hamburg: Schotten-Rock, die Erste mit Simple Minds in der Barclays Arena
„Wir hatten eine fantastische Zeit mit eurem Ticketgeld: Champagner, Austern, ein wenig Botox“, scherzte Jim Kerr beim pandemiebedingt verschobenen Konzert von Simple Minds vor zwei Jahren in der Barclays Arena. Da zeigte die 1978 gegründete schottische Rockband, dass sie immer noch „Alive And Kicking“ ist, besonders Kerr tobte immer noch wie in den 80ern über die Bühne. Mittlerweile haben die Simple Minds nach „Walk Between Worlds“ (2018) mit „Direction Of The Heart“ (2022) ein neues Album im Angebot, um weiterhin nicht nur in Erinnerung zu bleiben, sondern auch um wieder in den Tourbus zu steigen: „Don‘t You (Forget About Me)“ erklingt wieder am 10. April in der Barclays Arena. tl
Simple Minds Mi 10.4., 20.00, Barclays Arena (S Stellingen + Bus 380), Sylvesterallee 10, Karten ab 64,90 im Vorverkauf; www.simpleminds.com
Slam-Meister Fischer beleidigt in St. Georg mit Wort und Musik
Er kann‘s auch allein und auf etwas kleinerer Bühne als 2011. Damals gewann Julius Fischer, Jahrgang 1984, in der O2 World in Bahrenfeld mit André Herrmann den Meistertitel der deutschsprachigen Slam-Duos. Team Totale Zerstörung produzierte bis 2021 einen der hierzulande erfolgreichsten Comedy-Podcasts auf Spotify, und mit Christian Meyer tritt Fischer schon seit 15 Jahren als The Fuck Hornisschen Orchestra auf. Dass der Slam-Poet, Kabarettist und Autor auch zwei Stunden musikalisch-komisch gut und gern beleidigt, möchte er diesen Sonnabend, 6. April, im Centralkomitee in St. Georg zeigen. Seine schriftliche Satire „Die schönsten Wanderwege der Wanderhure. Kein historischer Roman“ löste schon mal einen Gerichtsstreit aus. str
Julius Fischer: „Fischer For Compliments – Hits & Witze“ Sa 6.4., 20,00, Centralkomitee (U Lohmühlenstraße), Steindamm 45, Karten zu 21,-; www.centralkomitee.de
Hört, hört: „Orgelfrühling“ für Kinder und ein Original im Gespräch in St. Nikolai
In der Hauptkirche St. Nikolai ist nicht nur, aber auch der „Orgelfrühling“ ausgebrochen. Das ist an diesem Sonnabend, 6. April, mit einem innovativen Kinderkonzert zu hören, Motto „Abenteuer: Klang – Wie viel Physik steckt in der Musik?“ Die immer noch recht junge Kantorin Anne Michael will mit Wolfgang Hillert, Professor für Experimentalphysik an der Uni Hamburg, und mit Kindern spielerisch entdecken, was Musik und Physik miteinander zu tun haben. Die Ohren aufsperren gilt es für Große auch, wenn Ex-ZDF-Mann Knut Terjung am Montagabend in der letzten Ausgabe seiner Gesprächsreihe vor der Sommerpause einen ungewöhnlichen Gast begrüßt: Frank „Fischi“ Tamaschke (Fische Schmidt) ist nicht nur ein weit über Harvestehude hinaus bekannter Experte für Meeresfrüchte, der Beinahe-Aufsichtsrat des Bald-Erstligaclubs FC St. Pauli hat sich auch dem Bergsteigen verschrieben. Zudem erzählen zahlreiche Tätowierungen des Mannes mit der Irokesen-Frisur von seinem bewegten Leben. str
„Abenteuer: Klang – Wie viel Physik steckt in der Musik?“ Kinderkonzert Sa 6.4., 16.00, Eintritt 8,-, „Knut Terjung trifft... “ Gast: Frank Tamaschke Gespräch Mo 8.4., 19.30, Eintritt frei, jew. Hauptkirche St. Nikolai (U Klosterstern), Harvestehuder Weg 118
Im Altonaer Theater tanzen die Puppen bei der „Bomben-Party“
Mehrmals bereits hat die Bühne Cipolla bei den in diesem Jahr ausgesetzten bundesweiten Privattheatertagen in der Hansestadt gastiert und 2019 für ihre Produktion „Der Untergang des Hauses Usher“ sogar den renommierten Monica-Bleibtreu-Preis gewonnen. Nach ausgewählten Aufführungen in den Hamburger Kammerspielen feiert das neue Stück des Bremer Ensembles als Co-Produktion mit dem Altonaer Theater an diesem Sonntag. 7. April, Uraufführung an der Museumstraße: „Dr. Fischer aus Genf oder die Bomben-Party“ haben die Macher Sebastian Kautz und Gero John mit ihrem Team inspiriert vom Roman des britischen Autors Graham Greene geschrieben. Die Bühne Cipolla möchte so ein weiteres Werk der Weltliteratur in ausdrucksstarkes und poetisches Figurentheater verwandeln. In dieser Story steht der exzentrische Milliardär Dr. Fischer im Fokus, der bei seinen Partys Gäste gern mit üblen Scherzen und makabren Spielchen demütigt. Mit originellen Puppen und Masken sowie eigens komponierter Livemusik der Bühne Cipolla bis Anfang Mai in Altona gewiss ein etwas anderes Theatererlebnis. str
.„Dr. Fischer aus Genf oder die Bomben-Party“ Uraufführung So 7.4., 19.00, bis 4.5., Altonaer Theater (S Altona), Museumstr. 17, Karten zu 20,- bis 42,- unter T. 040/39 90 58 70; www.altonaer-theater.de
Legendäre Gitarrentöne mit Slash, Myles Kennedy und The Conspirators in der Sporthalle
Zylinder, Lockenmähne, Gibson Les Paul: Selbst aus 150 Meter Entfernung ist Slash, von 1985 bis 1996 und seit 2016 Saitenbieger bei Guns N‘ Roses, deutlich zu erkennen als einer der prägensten US-Hardrock-Gitarristen der vergangenen 40 Jahre. Wobei das nur die Entfernung bei den Stadionkonzerten der Gunners ist, Slash ist schließlich auch noch mit seinen eigenen Projekten oft und gern und auf kleineren Bühnen unterwegs. So bildet er bereits seit dem Album „Apocalyptic Love“ (2012) mit Alter-Bridge-Sänger Myles Kennedy und der Band The Conspirators eine fein bretternde Supergroup, die mittlerweile vier Platten eingespielt hat und live nur selten auf den Guns-Katalog („Nighttrain“, „Don‘t Damn Me“) zurückgreifen muss, um zu begeistern. Am 11. April kommt die Truppe in die Sporthalle. Im Vorprogramm spielt übrigens Mammoth WVH, die Band von Eddie Van Halens Sohn Wolfgang. tl
Slash feat. Myles Kennedy and The Conspirators, Mammoth WVH Do 11.4., 20.00, Sporthalle (U Lattenkamp), Krochmannstraße 55, Karten ab 69,70 im Vorverkauf; www.slashonline.com
Kunst auf zwei Rädern und schöner Reifen flicken in der Feldstraße
Nicht nur in Zeiten saftiger Spritpreise und gewachsenem Umweltbewusstsein steht das Fahrradfahren hoch im Kurs. Es ist und bleibt einfach eine elegante wie sportive Fortbewegung. Für leidenschaftliche Cyclisten hat der junge Hamburger Künstler Jannik Schmitz genau die richtige Ausstellung entwickelt: Unter dem Motto „Kunst trifft Mobilität“ zeigt er im ADAC mobility lab an der Feldstraße seine farbintensiven Gemälde rund um das Thema Fahrrad. An den Tagen 8./9. und 15./16. April wird vor Ort auch ein Werk in Form von Live-Painting entstehen. Dann können Besucherinnen und Besucher nachvollziehen, wie der Student der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) seine Flächen und Strukturen langsam zu einem Bild zusammenfügt. Zudem hat Jannik Schmitz Fahrradsets künstlerisch gestaltet und bietet sie dort zum Verkauf an. vfe
Jannik Schmitz bis 19.4., Mo–Fr jew. 11.00–18.00, ADAC mobility lab (U Feldstraße), Feldstraße 30, Eintritt frei; www.mobility-lab-hamburg.de
Wasser, Himmel, Weite: Betörende Landschaften wie in der Romantik
Jüngst ist die großartige Jubiläumsausstellung „Caspar David Friedrich. Kunst für eine neue Zeit“ in der Galerie der Gegenwart (übrigens mit einem Besucherrekord von 335.000!) zu Ende gegangen, schon lockt die nächste Schau mit faszinierenden Blicken auf Seen, Wälder und Wolken: In „Stairway to Heaven“ zeigen Daniel Ewerman, Johannes Gervé, Mi-Kyung Lee und Joan Longas zeitgenössische Landschaften in Öl und zollen somit dem großen Romantik-Maler Tribut. Ausgewählte Skulpturen im Raum treten mit der Malerei in Dialog. Sogar Markus Bertsch, Kurator der Friedrich-Retrospektive und Sammlungsleiter 19. Jahrhundert an der Kunsthalle, adelte die Ausstellung mit einer Rede während der Vernissage. vfe
„Stairway to Heaven“ bis 1.6., Di–Fr 10.00–18.00, Sa 12.00–16.00, Stern-Wywiol Galerie (U/S Hbf.), An der Alster 81, Eintritt frei; www.stern-wywiol-galerie.de
Schotten-Rock, die Zweite mit The Jesus And Mary Chain in der Markthalle
Selbst – oder besser: Gerade – als echter Rocker gilt: „Es geht nicht darum, 22 zu sein“, sagt der 62-jährige Jim Read. Konsequenterweise haben er und seine Kumpanen von The Jesus and Mary Chain daher im März, pünktlich zum 40-jährigen Bestehen der schottischen Alternative-Band, ein brandneues Studio-Album veröffentlicht. „Genauso gut wie alle unsere anderen Platten“ sei „Glasgow Eyes“, ist sich der Leadsänger und Gitarrist sicher. Live davon überzeugen können sich auch Hamburger Fans: The Jesus and Mary Chain legen auf ihrer aktuellen Jubiläums-Welttournee „40 Years“ auch einen Stopp in der Hansestadt ein. Am Dienstag, 9. April, gibt es den Schotten-Rock in der Markthalle zu hören. awü
The Jesus and Mary Chain - 40 Years Di 9.4., 20.00, Markthalle (U Steinstraße), Klosterwall 11, Karten 45,15; www.markthalle-hamburg.de
Kultur-Tipps Hamburg: Service-Wüste hoch neun bei Film-Premiere im Abaton
Wer denkt, Deutschland habe den Bürokratiewahn gepachtet, dem öffnet „Irdische Verse“ vielleicht die Augen. Die viel beschworene Service-Wüste, so macht es die schwarzhumorige Komödie allzu deutlich, haben nämlich auch viele Iranerinnen und Iraner schon durchwandert. In „Irdische Verse“ erzählt Ali Asgari in neun Episoden von der Beharrlichkeit und Kontrollmacht teheranischer Ämter und Behörden – und der Verzweiflung, die sie auslösen. Denn egal, ob die Namensgebung nach der Geburt oder „unsittliches Verhalten“: Einen echten Anlass gibt es für kafkaeske Possen doch sowieso nie, zumal wenn ein restriktives Regime dahintersteckt. Der Film premierte im Vorjahr in Cannes, zur Hamburger Erstaufführung am 11. April ist Regisseur Asgari im Abaton zu Besuch. awü
„Irdische Verse“ Do 11.4., 19.00, Abaton (Bus 4, 5, Grindelhof), Allende-Platz 3, Tickets: 9,50/erm. 8,50; www.abaton.de