Hamburg. In den Hauptkirchen, in der Laeiszhalle und in der Elbphilharmonie erklingt in den Passions- und Ostertagen viel Bach. Ein Überblick.

Ein junger Mann nimmt alle Sünden der Welt auf sich. Er leidet für die Menschen, stirbt am Kreuz – doch drei Tage später hat er das Grab verlassen. Der junge Mann, Jesus von Nazareth, ist von den Toten auferstanden.

Dieses Wunder, von dem die Bibel erzählt, gibt vielen Menschen Hoffnung, auch für ein Leben nach dem Tod. Es steht im Zentrum des christlichen Glaubens. Deshalb herrscht in der Passions- und Osterzeit Hochsaison in der Kirchenmusik. Gerade in Hamburg, einer Stadt mit einer besonders lebendigen und vielfältigen Kirchenmusikszene. Auch in diesem Jahr gibt es wieder ein breites Angebot – das sich selbstverständlich nicht nur an gläubige Christinnen und Christen richtet.

Hochsaison in der Kirchenmusik: Das wohl bekannteste Werk ist Bachs Matthäus-Passion

Das wohl bekannteste Werk ist Bachs Matthäus-Passion, die die Leidensgeschichte Jesu empathisch nacherzählt und miterlebt. Michel-Kantor Jörg Endebrock dirigiert sie am Palmsonntag, dem 24. März. Fünf Tage später, am Karfreitag (29. März), steht im Michel das Stabat Mater von Poulenc im Zentrum. Es basiert auf einem Text, der die Schmerzen der Mutter Maria beim Anblick ihres sterbenden Sohnes mitfühlt.

Eine romantische Vertonung dieses Stabat Mater von Antonín Dvořák erklingt in der Hauptkirche St. Jacobi am 16. März unter Leitung von Gerhard Löffler. Den Karfreitag (29. März) begeht er mit Dieterich Buxtehudes „Membra Jesu nostri“. Ein Zyklus von Passionskantaten, der die sieben Körperpartien des gekreuzigten Jesus betrachtet. Derselbe Zyklus von Buxtehude trifft bei einer Aufführung im Mariendom unter Leitung von Christian Weiherer auf elektronische Musik. (22. März)

Laeiszhalle: Der Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Chor hat ein ehrgeiziges musikhistorisches Projekt

In der Hauptkirche St. Petri führt auch der dortige Kirchenmusikdirektor Thomas Dahl Bachs Matthäus-Passion am Karfreitag auf (29. März). Anne Michael, die neue Kantorin an der Hauptkirche St. Nikolai am Klosterstern, hat sich dagegen für die kürzere und dramatischere Johannes-Passion von Bach entschieden (29. März), während Andreas Fischer an der Hauptkirche St. Katharinen die frühbarocke Johannes-Passion von Christoph Demantius ausgewählt hat und mit Chor- und Orgelmusik von Komponisten wie Mendelssohn, Reger und Pepping verzahnt. (29. März)

Der Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Chor begeht die Passionszeit mit einem ehrgeizigen musikhistorischen Projekt: Der künstlerische Leiter Hansjörg Albrecht und zwei Experten aus der Alten Musik haben – nach dem Vorbild eines barocken Pasticcios – aus verschiedenen Stücken und Fragmenten von Johann Sebastian Bach ein neues Oratorium zusammengepuzzelt. Mit diesem Patchwork-Oratorium wollen sie, nicht als Erste übrigens, die fehlende Lukas-Passion des Komponisten nachbilden. Die Premiere dieser rekonstruierten Lukas-Passion nach Bach ist am 12. März in der Laeiszhalle zu erleben. Hansjörg Albrecht leitet seinen Chor, einen starken Solocast und das Dresdner Festspielorchester.

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Die Bachschen Passionsmusiken sind ja schon längst nicht mehr an den kirchlichen Rahmen gebunden, sondern auch in Konzertsälen zu Hause. Philippe Herreweghe bringt die Matthäus-Passion an einem allerdings bereits ausverkauften Abend in die Elbphilharmonie; das Ensemble Resonanz präsentiert seine Version der Johannes-Passion am Gründonnerstag im Kleinen Saal der Laeiszhalle. (28. März)

Das wird sicher sehr eigen und besonders. Ebenso wie die Musik zur Todesstunde Jesu an St. Johannis Harvestehude. Am Karfreitag (29. März) um 14.30 Uhr improvisiert Christopher Bender an der Orgel – und erinnert dort erfahrungsgemäß sehr eindrücklich und bildhaft an die letzten Momente des jungen Mannes namens Jesus, der die Sünden der Menschen auf sich genommen hat und unter kaum vorstellbaren Schmerzen am Kreuz gestorben ist.

Termine und Karten: Auf den Webseiten der jeweiligen Kirchen und unter www.elbphilharmonie.de