Hamburg. Lichthof Theater stellt Pläne vor, die das Rentzel-Center in einen Produktions- und Spielort für die freie Szene verwandeln könnten.

Die Idee ist bestechend – und das Konzept ist es auch. Es ist kein Geheimnis, dass Matthias Schulze-Kraft, künstlerischer Leiter des Lichthof Theaters, seit Langem auf der Suche ist nach einem neuen Ort für sein Theater, das in unzureichenden Räumen in Hamburg-Bahrenfeld residiert. Nun scheint er ihn gefunden zu haben. In der Rentzelstraße 36, zwischen Uni-Viertel und Fernsehturm, könnte, wenn es gut läuft, eine neue, bislang in Hamburg fehlende Mittelbühne entstehen – also eine Bühne mittlerer Größe, die die Lücke zwischen dem großen, international produzierenden Tanker Kampnagel und kleineren Bühnen wie Hamburger Sprechwerk oder Monsun Theater als zentralen Orten für die freie Szene der darstellenden Künste Hamburg schließt.

Die Kulturbehörde hatte eine Machbarkeitsstudie finanziert, deren Ergebnisse nun Jonas Janke vom Berliner Architekturbüro bplus vor Ort präsentiert hat. Die Agentur um Inhaber Arno Brandlhuber ist auf das Bauen im Bestand spezialisiert, setzt also auf Transformation bestehender Bausubstanz anstelle von Abriss. So auch beim Rentzel-Center, einem bis 1976 als Autohaus genutzten Ort.

Lichthof: Neue Bühne in ehemaligem Autohaus

„Aufräumen“ nennt Architekt Jonas Janke den Vorgang, Abbruchmaterial wieder in den Umbau einzubringen. Im Wesentlichen würden zwei Recycling-Wände eingezogen, die den vorderen Bereich in eine große, flexibel gestaltbare Bühne mit Zuschauertribüne und rund 199 Plätzen verwandeln würde. Daneben befände sich ein Foyer, dahinter eine zweite Bühne mit 99 Plätzen. Daran würde sich eine weitere Recycling-Wand anschließen, die im hinteren Bereich eine kleine Experimentierbühne ermöglichen würde. Hinzu kommen Sanitäranlagen und Nebenräume für Verwaltung und Lager sowie Vermietungsmöglichkeiten. Auch Belichtung und Klima sind auf Basis eines Lowtech-Ansatzes vorgesehen.

Das architektonische Modell und sein Grundgedanke der Nachhaltigkeit erscheint bezwingend. Mindestens genauso sehr überzeugt auch die Idee hinter dem Projekt. Denn Schulze-Kraft will einen neuen, zentralen Ort schaffen, der sich bewusst weit in das Viertel hinein mit seinen Kultureinrichtungen, etwa dem Grindel e. V., der Universität Hamburg und der lebendigen jüdischen Kultur, vernetzt und mehr als „nur“ reine Spielstätte sein will.

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Der Haken im Augenblick: Die Umsetzung der Pläne würde 13,5 Millionen Euro kosten. Aus zuvor gescheiterten Umzugsvorhaben könnte das Lichthof Theater voraussichtlich vier Millionen Euro aufbringen. Sicher ist für Schulze-Kraft auch: „Ohne Unterstützung der öffentlichen Hand wird es nicht gehen.“ Das dürfte angesichts aktueller Sparmaßnahmen in allen Haushalten eine Herausforderung werden. Die Architekten sind offen dafür, das Projekt schrittweise zu realisieren, aber: „Wir brauchen jetzt eine breite Unterstützung“, so Schulze-Kraft. asti