Hamburg. Märchenklassiker an Heiligabend neu interpretiert. Hamburger Darsteller Tom Böttcher und Luke Matt Röntgen geben Vorgeschmack.

Weihnachtszeit ist Märchenzeit im Fernsehen, von der Märchenprinzessin Sissi bis zu Aschenbrödel. Und es kommen auch immer wieder neue Interpretationen von Klassikern dazu, so wie dieses Jahr „Rapunzel und die Rückkehr der Falken“, vom ZDF an Heiligabend um 16.30 Uhr ausgestrahlt und anschließend in der Mediathek verfügbar. Anna Lena Schwing als Rapunzel, Andrea Sawatzki als Hexe Eleonor, Luke Matt Röntgen als Prinz Sigismund und Tom Böttcher als Hofnarr Pip wollen in der in Tschechien gedrehten Produktion zeigen, dass der Vorlage „immer noch Neues zu entlocken ist, was über Rapunzel, lange Haare, Turm hinausgeht“, wie Böttcher und Röntgen, beide in Hamburg oder Umland lebend, erzählen.

Warum sollte man Heiligabend nicht wie jedes Jahr „Stirb langsam“ schauen, sondern „Rapunzel und die Rückkehr der Falken“?

Tom Böttcher: Zuerst sollten Sie auf jeden Fall „Stirb langsam“ gucken, fangen Sie ruhig damit an. Aber ich bin sehr großer Fan davon, an Weihnachten Märchenfilme zu schauen, auch wenn unser „Rapunzel“ sehr modern ist. Es ist wirklich ein schöner Film geworden.

Luke Matt Röntgen: Wir haben in unserer Familie schon seit Jahren die Tradition, nicht unbedingt an Heiligabend, aber um Weihnachten herum diese schönen Geschichten mit Happy Endings zu schauen, das gehört für mich absolut dazu. Und da haben wir ein schönes, rundes, abgeschlossenes Stück Geschichte hinzugefügt.

Haben Sie Weihnachts- oder Märchenklassiker, die Sie schon mitsprechen können, von „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ über „Der kleine Lord“ bis „Die Glücksritter“?

Röntgen: Wir hatten sehr, sehr oft, ein Beitrag meiner Oma, Loriot nebenbei im Hintergrund laufen. Früher war mehr Lametta.

Böttcher: Ach, bei euch auch? Die Sketche laufen bei uns auch immer. Ich gucke auch jedes Jahr „Scrooge“, die Version von 1970, und „Der Grinch“ mit Jim Carrey. Aber bislang hatte ich noch gar keine Zeit, um in Weihnachtsstimmung zu kommen, ich habe noch nicht mal meine Frank-Sinatra-Weihnachtslieder gehört. Nur unseren Film habe ich gesehen.

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Worum geht es in „Rapunzel und die Rückkehr der Falken“ und welche Rollen spielen Sie?

Röntgen: Die grobe Geschichte von Rapunzel ist natürlich bekannt. Sie wird als Baby im Wald ausgesetzt und wird von der Hexe Eleonor aufgezogen. Durch einen Konflikt mit dem Königspaar müssen sie sich in einen Turm zurückziehen, und ich als Prinz Sigismund mache mich, Hals über Kopf verliebt, auf die Suche nach Rapunzel ...

Böttcher: … zusammen mit mir, seinem besten Freund Pip. Ich bin ein frecher Kopf, Hofnarr, und blicke viel von außen als Beobachter auf die Geschichte und ordne sie ein.

Rapunzel (Anna-Lena Schwing, links) und die Zauberin Eleonor (Andrea Sawatzki) im einsamen Turm, in den sie sich wegen der Verfolgung durch die Königin geflüchtet haben.
Rapunzel (Anna-Lena Schwing, links) und die Zauberin Eleonor (Andrea Sawatzki) im einsamen Turm, in den sie sich wegen der Verfolgung durch die Königin geflüchtet haben. © DPA Images | Dusan Martincek

Das klingt auf den ersten Blick wie eine Kombination der modernen Disney-Märchen-Adaptionen „Rapunzel – neu verföhnt“ und „Maleficent – die dunkle Fee“. Klassische Vorlagen, denen neue, überraschende Perspektiven verliehen werden.

Röntgen: Da liegen Sie durchaus richtig. Die Produktion, das Design und die Animationen haben schon Disney-Charakter.

Böttcher: Ja, es ist sehr bunt, mitreißend, und sehr fantasievoll.

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Sie haben schon viel Film- und TV-Erfahrung, waren die „Rapunzel“-Dreharbeiten ihre größte Produktion bislang?

Böttcher: Der Netflix-Thriller „Paradise“ war auch schon gigantisch, da dachte ich: Netflix hat wohl unendlich Budget. Trotzdem dachte ich bei „Rapunzel“ auch: Oha! Wir haben in Prag gedreht, sprich wir waren immer in einem fantastischen, historischen Ambiente. Wir haben fast nur in großen Kulissen gedreht und so gut wie gar nicht vor Bluescreens. Das Burg-Set war riesig, ein Haufen Statisten, ich dachte, man könnte hier jetzt auch „Game of Thrones“ drehen.

Röntgen: Das war schon eine große Nummer, auch hinter den Kulissen. Ich hatte vorher noch nie meine eigene Toilette.

Was fasziniert Sie besonders an Märchen?

Röntgen: Die Positivität in vielen Geschichten. Dass man mit einem guten Gefühl aus dem Märchen geht, wenn es eine gute Botschaft vermittelt.

Böttcher: Die Idee von einem Märchen ist, dass man die alte Geschichte eigentlich immer kennt. Und doch kann in einem gewissen Rahmen viel verändern. Oft geht es um alte Rollenbilder, der Mann rettet die Frau in Not. Und ich finde es toll, wenn man das hinterfragen kann und neu denken, ohne den Kern, den wir seit der Kindheit lieben, zu zerstören. Es bleibt eine Heldenreise zu einem Happy End.

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Anna-Lena Schwing als Rapunzel ist also nicht nur die hilflose Frau in Not?

Röntgen: Die ist ziemlich tough. Anders. Die dreht schon ein wenig durch, aber das ist wohl verständlich, wenn man die ganze Zeit allein in einem Turm eingesperrt ist.

Böttcher: Bei uns wird sie von der Hexe in den Turm gesperrt, um sie zu beschützen. Aber sie fängt an, ihre Kindheitsgeschichte anzuzweifeln und nach ihrer Identität zu suchen. Das ist eine emotionale Ebene, die über das klassische Märchen hinausgeht. Die Geschichte ist ja nun oft erzählt worden, aber es ist bemerkenswert, dass ihr immer noch Neues zu entlocken ist, was über Rapunzel, lange Haare, Turm hinausgeht.

Sie scheinen eine gute Leinwand-Chemie zu haben als Sigismund und Pip, geht das auch über den Dreh hinaus?

Röntgen: Wir hatten eine echt coole, amüsante Zeit am Set, alle zusammen.

Böttcher: Das war ein sehr positiver Dreh, und das geht auch über die Arbeit hinaus.

Aber Weihnachten verbringe Sie trotzdem getrennt?

Böttcher: Luke? Der kommt mir nicht ins Haus!

Röntgen: Auf keinen Fall!

„Rapunzel und die Rückkehr der Falken“ So 24.12., 16.30, ZDF