Hamburg. Hamburger Rockgruppe in Wilhelmsburg, dazu Musik von Matrosen, aus spanischsprachiger Welt und norddeutsche Klappmaul-Komik.

Hamburg ist nicht Liverpool. Macht nix. Und so rockt Lord Of The Lost endlich mal wieder in der Heimat, Mahoin kommt uns maritim-weihnachtlich im Ohnsorg, Werner Momsen lockt den „Bergdoktor“ nach Hamburg, das norddeutsche Ensemble Sinn-Phonietta mit spanischer Musik in die Elbphilharmonie, eine Kuratorenführung durchs bunte Hamburg der 80er im Museum. Und die Bille liegt uns allemal näher als der Mersey River. Man höre, lese und staune.

ESC-Stars Lord of the Lost mit Blut, Glitzer und vielen Freunden in Hamburg-Wilhelmsburg

Der „Eurovision Song Contest“ 2023 in Liverpool liegt schon einige Monate zurück, da können wir das – übliche – deutsche Ergebnis unter den Mantel des Schweigens schieben und zurück zum Tagesgeschäft kommen. Für die Hamburger Düsterrock-Band Lord Of The Lost („Blood & Glitter“) bedeutet das, am 9. Dezember zum jährlichen „Lordfest“ zu laden, zum lauten Jahresabschluss, der mittlerweile in der recht großen edel-optics.de Arena in Wilhelmsburg steigt. Sänger Chris Harms und seine Jungs lassen sich nicht lumpen: Zum einen haben sie mit Combichrist, Schattenmann und Soulbound hochkarätige Kumpels geschenkverpackt, zum anderen, wie sie auf Instagram schreiben, haben sie ihre Gästeliste eingedampft, damit noch ein paar Restkarten in den Vorverkauf gehen konnten. Frohes Lordfest!

„Lordfest 2023“ Sa 9.12., 18.15., edel-optics.de Arena (S Wilhelmsburg), Kurt-Emmerich-Platz 10, Karten zu 54,95 im Vorverkauf; www.lordofthelost.de

Kultur-Tipps Hamburg: Die Bille, vorgestellt von zwei Könnern und Kennern in Text und Bild

Alster und Elbe kennt man landauf, flussab. Doch die Bille? Bereits im 17. Jahrhundert zog es reiche Hamburger aus der Enge der Stadt in die Weiten der Marschlande. An den Ufern der Bille bauten sie herrschaftliche Landhäuser, in denen sie ihre Sommer verbrachten. Am Unterlauf des Flusses, in Billbrook und Rothenburgsort, entstanden Fabriken und Kraftwerke, die für Hamburgs Aufstieg zur Metropole den nötigen Strom lieferten. Die Bille bietet spannende Geschichten zuhauf von gestern und heute. Auch auf den Spuren Otto von Bismarcks und des Hamburger Reeders Albert Ballin lässt sich dort wandeln. Diese Vielfalt haben der langjährige „Stern“-Vizechefredakteur und Autor Michael Seufert sowie der früher auch fürs Abendblatt tätige freie Fotograf Michael Zapf in Text und Bild festgehalten. Ihren Bildband „Die Bille – Hamburgs unbekannte Schöne“ (Ellert & Richter Verlag) stellen sie an diesem Sonnabend, 9. Dezember, in der Fabrik der Künste in Hamm vor. str

„Die Bille – Hamburgs unbekannte Schöne“ Lesung und Buchvorstellung Sa 9.12., 16.00, Fabrik der Künste (Bus 112), Kreuzbrook 12, Eintritt frei

Aus dem Alten Elbtunnel kommt die Band Mahoin (fast) direkt auf die Ohnsorg-Bühne.
Aus dem Alten Elbtunnel kommt die Band Mahoin (fast) direkt auf die Ohnsorg-Bühne. © Sinje Hasheider | SINJE HASHEIDER

Matrosen-Marching-Band Mahoin auf weihnachtlichem Landgang im Ohnsorg-Theater Hamburg

Angefangen haben sie in Matrosenhosen 2016 unter dem Bandnamen Albers Ahoi! mit maritimem Liedgut. In diesem Jahr hat sich die Gruppe um Schauspieler und Multi-Instrumentalist Jannik Nowak in Mahoin umgetauft. Nach Konzertabenden und einem musikalischen Sommer-Varieté im Ohnsorg-Theater heißt es am 13. und 14. Dezember wiederum am Heidi-Kabel-Platz erstmals „Santa Mahoin“. Unter jenem Motto will die Matrosen-Marching-Band mit Themen berühren und beseelen, die an Weihnachten an Land und auf See alles vereinen: Liebe, Hoffnung, Sehnsucht. Es kann und soll dabei aber auch mal laut werden. Ahoi! str

Mahoin: „Santa Mahoin“ Mi 13./Do 14.12., jew. 19.30, Ohnsorg-Theater (U/S Hbf.), Heidi-Kabel-Platz Karten zu 29,12 bis 36,- unter T. 35 08 03 21; www.ohnsorg.de

Klappmaul Werner Momsen spießt mit seinem Hintermann, Puppenkabarettist Detlef Wutschik, im Lustspielhaus und in der Laeizhalle mit Hans Sigl den Weihnachtsalltag komödiantisch auf.
Klappmaul Werner Momsen spießt mit seinem Hintermann, Puppenkabarettist Detlef Wutschik, im Lustspielhaus und in der Laeizhalle mit Hans Sigl den Weihnachtsalltag komödiantisch auf. © Andreas Laible / FUNKE Foto Services | Andreas Laible

Lustspielhaus Hamburg: „Santa Werner“ lädt zur Show, Frank Goosen spielt den „Krippenblues“

Weihnachten und Familie sind nicht lustig, das ist bekannt. Weihnachten und Momsen schon, meint zumindest Letzterer. Bevor Norddeutschlands bekanntester Klappmaul-Komiker am 16. Dezember (20 Uhr) zum weihnachtlichen Nord-Süd-Gipfel mit „Bergdoktor“ Hans Sigl in den Großen Saal der Laeiszhalle lädt, soll erst einmal „Die Werner Momsen ihm seine Weihnachtsshow“ am 12. und 13. Dezember im Lustspielhaus zum alltagstauglichen Spaß werden. Denn über das, was die Menschen aus dem Fest der Liebe gemacht haben, kann Momsen, besser gesagt sein Hintermann, der Puppenkabarettist Detlef Wutschik, nur den Kopf schütteln. Ähnlich ergeht es schon am Montag (11.12.) Frank Goosen. Der Bochumer Satiriker („Radio Heimat“, „Sweet Dreams“) fragt in seinen Weihnachtsgeschichten „Krippenblues“ etwa, ob Rosenkohl als Beilage zu den Weihnachtsrouladen nicht unter das Verbot biologischer Kampfstoffe fallen sollte. Zu Recht. str

F. Goosen: „Krippenblues“ Mo 11.12. W. Momsen: „Die Werner Momsen ihm seine Weihnachtsshow“ Di 12./Mi 13.12., jew. 20.00, Lustspielhaus (U Hudtwalckerstraße), Ludolfstraße 53, Karten zu 30,- (erm. 20,-) bis 37,-: T. 040/55 56 55 56; www.almahoppe.de

Mercedes Diaz Garcia dirigiert die Sinn-Phonietta beim Konzert in der Elbphilharmonie.
Mercedes Diaz Garcia dirigiert die Sinn-Phonietta beim Konzert in der Elbphilharmonie. © Mercedes Diaz Garcia | Mercedes Diaz Garcia

Moderne zeitgenössische Musik aus Spanien und Lateinamerika im Gespräch

Zeitgenössische Musik, auch ein wenig Avantgarde gibt es in der Elbphilharmonie immer mal wieder zu hören. Am 11. Dezember will das norddeutsche transkulturelle Ensemble Sinn-Phonietta, 2020 von der Klarinettistin Kymia Kermani gegründet, im Kleinen Saal einem neuen und jüngeren Publikum moderne Musik aus Lateinamerika und Spanien näherbringen. Im Konzert sind zwei Uraufführungen zu erleben: eine Auftragskomposition („Agony & Ecstasy Of A Sentient Machine“ ) des spanischen Arrangeurs Juan José Colomer und eine weitere von Miguel Angel Hurtado. Die anwesenden Komponisten sowie Kymia Kermani und Dirigentin Mercedes Diaz Garcia erläutern dem Publikum im Gespräch die Werke, der Hamburger Kabarettist und Autor Kerim Pamuk moderiert den Abend. str

Gesprächskonzert der Sinn-Phonietta/Mercedes Diaz Garcia: „Lateinamerika & Spanien modern“ Mo 11.12., 19.30, Elbphilharmonie, Kleiner Saal (U Baumwall, Bus 112), Platz der Deutschen Einheit 1, Karten zu 20,- bis 28,-: www.elbphilharmonie.de

Diskussion über Zukunft und gesellschaftliche Rolle des neuen Deutschen Hafenmuseums

Wie schreitet der Neubau des Deutschen Hafenmuseums auf dem Grasbrook voran, und was treibt Museen derzeit allgemein um? Klaus Bernhard Staubermann, Wissenschafts- und Technikforscher und seit gut einem Jahr Gründungsdirektor des Deutschen Hafenmuseums, wird auf Einladung des Kulturforums am 13. Dezember auf Kampnagel dazu einen Vortrag halten. Anschließend gibt es eine Diskussion mit Rainer-Maria Weiss, Stadtarchäologe und Direktor des Archäologischen Museums Hamburg, an der das Publikum sich rege beteiligen kann und soll. Mögliche Themen sind nicht nur Rückschau und Bewahrung historisch wertvoller Dinge und Erkenntnisse, sondern auch Digitalisierung und Globalisierung, Nachhaltigkeit, Postkolonialismus und die Frage, wie Museen mit politischen Konflikten umgehen. vfe

Vortrag und Diskussion 13.12., 19.00, Kampnagel (Bus 17, 172), Jarrestraße 20, Eintritt frei; www.kulturforum-hh.de

Die S-Bahn als Spray-Objekt: Die Ausstellung „Eine Stadt wird bunt“ zeigt auch, wie der Writer Cisco 1987 ein „Window Down“-Panel in Bergedorf nach seiner Art gestaltete.
Die S-Bahn als Spray-Objekt: Die Ausstellung „Eine Stadt wird bunt“ zeigt auch, wie der Writer Cisco 1987 ein „Window Down“-Panel in Bergedorf nach seiner Art gestaltete. © Michael Timm | Michael Timm

Graffiti: Eintauchen in die künstlerische Rebellion der Straßen von Hamburg

Das Museum für Hamburgische Geschichte gewährt mit „Eine Stadt wird bunt“ einen einzigartigen Einblick in die jüngere Kulturgeschichte und wirft ein Licht auf die „Hamburg Graffiti History“ während der Jahre 1980 bis 1999. Anfang der 80er-Jahre hatte sich die aus den USA kommende Graffiti-Kultur auch in Hamburg entwickelt, die Hansestadt wurde eines der Epizentren der Szene. Die bis zum 7. Januar verlängerte Ausstellung basiert auf dem umfassenden Werk „Hamburg Graffiti History“ von den Graffiti-Künstlern Oliver Nebel, Frank Petering, Mirko Reisser und Andreas Timm. Eine imposante Rauminstallation dokumentiert, wie die frühe Street-Art- und Hip-Hop-Kultur seinerzeit das Stadtbild Hamburgs geprägt hat. Neben Skizzen und Originaldokumenten sind Filme, Interviews, Bücher sowie repräsentative Modeartikel aus der Zeit zu sehen. An jedem Donnerstag gibt es um 18 Uhr eine Kuratorenführung der Ausstellungsmacher. hpsos

„Eine Stadt wird bunt Kuratorenführung“ Do 14.12., 18.00, Museum für Hamburgische Geschichte (U St. Pauli, Bus 112), Holstenwall 24, Eintritt 5,-; www.shmh.de

Aus der Hamburger Sängerin und Songschreiberin Vivie Ann wurde 2022 Bowie.
Aus der Hamburger Sängerin und Songschreiberin Vivie Ann wurde 2022 Bowie. © Ingo Stahl | Ingo Stahl

Bowie in der Hamburger Prinzenbar: Mini-Pop-Revue mit Schatten auf dem Glitzer

Mit den Alben „Flowers & Tigers“ 2016 und „When The Harbour Becomes The Sea“ 2019 setzte die Hamburger Sängerin und Songschreiberin Vivie Ann in Eigenregie beeindruckende Wegmarken mit unglaublich ausgefuchst arrangiertem Edel-Pop. Aber die Pandemie hat auch bei ihr Einiges umgekrempelt. Aus Vivie Ann wurde jetzt Bowie, und die bereits veröffentlichten neuen Songs wie „Good All On My Own“, „Liar“ oder „No One Knows Me Better“ sind noch pointierter, poppiger, extravaganter und dekorativer. Aber sie haben auch ein unheimliches Geheimnis, als stimmt irgendwas nicht im Spiegelbild der Revue einer Frau im heutigen Musikgeschäft. Das passt alles perfekt ins Ambiente der Prinzenbar bei Bowies Konzert am 15. Dezember. tl

Bowie Fr 15.12., 19.00, Prinzenbar (U St. Pauli), Kastanienallee 20, Karten zu 23,- im Vorverkauf; www.listentobowie.com

New York: Die Stadt, die niemals schläft, festgehalten in Schwarz und Weiß

Wer es dort schafft, schafft es überall: In der Fotoausstellung „Mein New York“ wird die dynamische und facettenreiche Metropole durch die Perspektive der Fotografen Volker Hinz und Christian Popkes in Schwarz-Weiß festgehalten. Sie zeigt den ständigen Wandel der Stadt mit ihrer Vielfalt der Menschen, Architektur und Kulturen zwischen den 80er-Jahren und der Gegenwart. Der Schwerpunkt liegt auf der Abbildung der Kontraste zwischen den sozialen Schichten und den jeweiligen historischen Entwicklungen. Noch bis zum 6. Januar ist „Mein New York“ in der VisuleX Galerie für Fotografie zu erleben. hpsos

„Mein New York“ bis 6.1., Mi–Fr 15.00–18.00, Sa 13.00–18.00, VisuleX (U Kellinghusenstraße), Loogestraße 6, Eintritt frei; www.visulex.net

Bunter mit Musik: Der Stummfilm „Phantom“ von Friedrich Wilhelm Murnau ist im Metropolis mit Live-Band zu erleben.
Bunter mit Musik: Der Stummfilm „Phantom“ von Friedrich Wilhelm Murnau ist im Metropolis mit Live-Band zu erleben. © Hulton Archive/Getty Images | Hulton Archive

Ein Stummfilmklassiker aus den 20er-Jahren mit Live-Musikbegleitung im Metropolis

Lorenz Lubota, ein angestellter Schreiber, gerät nach einem Unfall in eine Obsession für Veronika, die Tochter eines Eisenwarenhändlers. Sein Leben nimmt eine surreale Wendung, als er Melitta begegnet, die Veronika ähnelt, und in zwielichtige Machenschaften verwickelt wird. Nach einem Einbruch landet er im Gefängnis und findet nach seiner Entlassung Trost bei Marie, einer Buchbindertochter, die ihn heimlich liebt. Der Stummfilm „Phantom“ von Friedrich Wilhelm Murnau aus dem Jahr 1922 zieht dank seiner bildstarken Erzählkunst in den Bann. An diesem Sonnabend, 9. Dezember, begleiten ihn Beatrice Gamza (Gitarre), Bernhard Stiehle (Bass) und Hans-Christoph Hartmann (Saxofon) im Metropolis Kino live mit Musik und Effekten. hpsos

„Phantom“ Sa 9.12., 19.15, Metropolis (U Stephansplatz), Kleine Theaterstraße 10, Karten 10,-; www.metropoliskino.de