Hamburg. Mando Diao meldet sich in der Sporthalle zurück, Matthias Brodowy hat „Keine Zeit für Pessimismus“ – was noch in Hamburg los ist.
„Ich möchte mit irgendjemandem tanzen“: Wer in den kommenden Tagen diesen Wunsch hat, bekommt ihn in der Sporthalle erfüllt – und sogar den passenden Song dazu. Wer es ruhiger mag, bei einer Kneipenlesung zum Beispiel oder bei Satire-Abenden, der wird ebenso fündig.
Dazu spielt ein Grammy-Gewinner in Winterhude. Und wer einfach nur anderen beim Rennen zuschauen möchte: Im Zeise läuft jemand in 87 Tagen 87 Ultramarathons quer durch Peru, was dem Stressfaktor von drei Stunden Weihnachtsshopping in der City entspricht.
Konzert Hamburg: Schnörkelloser Schweden-Rock mit Mando Diao in der Sporthalle
Bei Mando Diao kann man schon mal den Überblick verlieren: Von 2002 bis 2012 zählten die Schweden zu den erfolgreichsten nordischen Alternative-Rockbands („Dance With Somebody“), bis sie 2015 auf Synthesizer-Disco umstiegen und mit „I solnedgången“ (2020) sogar ein Album auf Schwedisch veröffentlichten. Mit dem Konzeptalbum „Boblikov‘s Magical World“ kehrte die Band um Björn Dixgård dieses Jahr zurück zu schnörkellosem Rock ‘n‘ Roll, ist damit aber zum ersten Mal auch in der Heimat unauffällig geblieben. Was ist denn da los? Was soll‘s, abendfüllende Hits hat Mando Diao genug für das Konzert am 29. November in der Sporthalle. tl
Mando Diao Mi 29.11., 20.00, Sporthalle (U Lattenkamp), Krochmannstraße 55, Karten zu 47,30 im Vorverkauf; www.mandodiao.com
Ex-„Tagesschau“-Sprecherin feiert mit Grammy-Gewinner Band-Jubiläum
Viele kennen ihre Stimme aus der „Tagesschau“, bei der Stella Jürgensen seit 2001 bis vor Kurzem regelmäßig die Einspielfilme gesprochen hatte. Seit zehn Jahren setzt die Sprecherin und Literatur-Moderatorin ihre tiefe Altstimme auch als Sängerin ein – in der von ihr gegründeten Band Stella‘s Morgenstern. Die bringt dem Publikum reglmäßig neuen und alten jüdischen Folk näher, ob nun mit jiddischen Protestliedern gegen rechts, mit Vertonungen von Gedichten Heinrich Heines in mehreren Sprachen, mit Chansons auf Heimatsuche, mit Hafenliedern aus Hamburg und der Welt und mit mehr. Zum Jubiläumskonzert der zwischen Hamburg und Tel Aviv pendelnden Sängerin und ihrer Gruppe, ausnahmsweise in der großen Halle anstatt in der Bühne zum Hof des Goldbekhauses, wird an diesem Sonnabend, 25. November, ein prominenter Ehrengast aus New York erwartet: Trompeter und Grammy-Gewinner Frank London (The Klezmatics) ist weltweit einer der wichtigsten Akteure in der zeitgenössischen jüdischen Kultur und ein vielschitiger Vertreter der Weltmusik. str
Zehn Jahre Stella‘s Morgenstern mit Ehrengast Frank London Sa 25.11., 20.00, Goldbekhaus/Halle (Bus 6, 17, 25), Moorfurhrtweg 9-11, Karten zu 14,- (erm. 10,-) bis 21,- im Vvk; www.goldbekhaus.de
Kultur-Tipp: In feierlicher Atmosphäre in St. Georg nach kunstvollen Geschenken stöbern
Soll‘s mal ein etwas anderes Geschenk sein zu Weihnachten? Dann bieten die Märkte rund um Hamburgs Museen und Ausstellungshäuser eine tolle Gelegenheit. Den Anfang macht die traditionelle Adventsmesse im Haus für Kunst, Handwerk und Design in der Koppel 66: Bis zum 17. Dezember immer freitags bis sonntags öffnen die Mitglieder ihre Ateliers und präsentieren lauter kunstvolle Produkte, von Keramik und Schmuck über Zeichnung und Illustration bis zu Textil, Hüten, Maßschuhen, Taschen und anderen Objekten. An diesem Sonnabend, 25. Novemer, um 15 Uhr wird der Förderpreis feierlich verliehen, am 9. Dezember werden ab 12 Uhr bei einer Kunst-Tombola ausgewählte Unikate verlost, und jeden Sonntag ab 15 Uhr gibt es ein individuelles Musikprogramm. vfe
Koppelmesse Advent bis 17.12., Fr–So, jew. 11.00–19.00 (26.11. geschlossen), Koppel 66 (Bus 6, 17, 18, Gurlittstraße), Eingang über Lange Reihe 75, Eintritt 3,-, Kinder bis 14 J. frei; www.koppel66.de
Veranstaltungen: Lesung in Eimsbüttler Bar über legendäre Föhrer Hafenkneipe
Normalerweise ist er Dokumentarfilmer, aber in letzter Zeit auch in anderen Feldern unterwegs, immer den Geschichten und der Geschichte nach. Jüngst spürte der Berliner Kai Ehlers der Historie der legendären Kneipe Glaube, Liebe Hoffnung in Wyk auf Föhr nach, die bei Stammgästen auch „Bei Tante Hertha“ (nach der Besitzerin) hieß und der sogar eine Ausstellung im Museum Kunst der Westküste gewidmet wurde. Am Montag, 27. November, liest Ehlers in der Bar Vier Drei Neun aus seinem aktuellen Buch „Ein Lied vom Leben – Tod einer Hafenkneipe“ und zeigt Bilder daraus.
Er will mit seinem Publikum ins Gespräch kommen über „eine Familiengeschichte voller Gewalt, kolonialem Erbe, der Entwicklung von Handel und Technisierung und Anekdoten, die festhalten und sich festzuhalten versuchen an dem, was vergangen ist“, so der Autor. „Das Buch hinterlässt einen besonderen Eindruck. Man vermisst die Kneipe und weiß andererseits nicht, ob man sich hintrauen würde, wenn es sie noch gäbe.“ vfe
Kai Ehlers: „Ein Lied vom Leben – Tod einer Hafenkneipe“ Mo 27.11., 20.00, Bar Vier Drei Neun (U Christuskirche), Vereinsstraße 38, Eintritt frei
Niedersächsisches Satire-Schlachtross und Musikkabarett-Mutter im Lustspielhaus
Kabarettist, Musiker, Moderator, Comedian und selbst ernannter „Vertreter für gehobenen Blödsinn“: Der 1972 als eigentlicher Wolfsburger in Braunschweig geborene, dann über Hildesheim nach Hannover gekommene Mattthias Brodowy ist das niedersächsische Satire-Schlachtross schlechthin. Dennoch ist er in seinen bisher 34 Jahren als Humor-Fachkraft weder inhaltlich stehen noch musikalisch an seinem Klavier sitzen geblieben. Der Schützling des legendären Hanns Dieter Hüsch ist ein Hypochonder, der in fast jeder Sekunde irgendeinenen über ihn einbrechenden Super-Gau erwartet. Insbesondere deswegen sieht Brodowy „Keine Zeit für Pessimismus!“, so der Titel seines zehnten politisch-literarisch-musikalischen Soloprogramms, mit dem er am Montag im Lustspielhaus Hamburg-Premiere hat.
Gleiches gilt tags darauf für Sarah Hakenberg: Die in der Poetry-Slam-Szene groß gewordene Musikkabarettistin und Autorin aus NRW beweist „Mut zur Tücke“ (28.11.), indem sie in ihrem gleichnamigen neuen Programm aktuelle Schmählieder an den Tasten und mit der Ukulele präsentiert. Etwa über verbissene Traditionalisten und über die Liebe zum öffentlichen Dienst. Wann am Dienstagabend Feierband ist, bestimmt die Mutter zweier Kinder selbst. str
Matthias Brodowy: „Keine Zeit für Pessimismus“ Mo 27.11., Sarah Hakenberg: „Mut zur Tücke“ Di 28.11., jew. 20.00, Lustspielhaus (U Hudtwalckerstraße), Ludolstraße 53. Karten zu 30,- (erm. 20,-) bis 37,-: T. 040/55 56 55 56; www.almahoppe.de
Schön böser Chanson-Hip-Hop mit Pigor & Eichhorn („Volumen X“) im Centralkomitee
Mag das Polittbüro schon seit eineinhalb Jahren Hamburger Kleinkunst-Historie sein, Thomas Pigor und Benedikt Eichhorn, kommen noch immer gern an den Steindamm nach St. Georg. Anstatt zurückzuschauen lehnen sich die beiden versierten Salon-Hip-Hopper des deutschen „Cabarets“ (wie es Pigor stets französisch ausspricht) auch mit ihrem zehnten Jubiläumsprogramm recht weit aus dem (Zeit-)Fenster. In „Volumen X“ zeigen die Experten des eleganten Sprechgesangs das Neo-Chanson als Spiegelbild der unsanft erwachten 20er. Das verspricht am 30. November in Centralkomitee scharfsinnige Analyse und eleganten Wortwitz in jeweils einem Lied. Und die bekannte Ballade „Ne me quitte pas“ entlarven sie auf Deustch gern als feuchten Stalker-Traum ... str
Pigor & Eichhorn: „Volumen X“ Do 30.11., 20.00, Centralkomitee (U Lohmühlenstraße), Steindamm 45, Karten zu 26,30; www.centralkomitee.de
87 Ultramarathons in 87 Tagen: Dokumentations-Premiere mit Protagonist im Zeise Kino
Joggen!? Für manche ein Mittel, um den Alltags-Stress auszugleichen, den Körper fit zu halten, den Gedanken freien Lauf zu lassen. Für andere ist es wiederum eine Qual, ein unverständlicher Sport. Für Savas Coban aus Bremen bedeutet Joggen viel mehr als das: Er möchte damit seinen Traum verwirklichen, es sich und seiner Familie beweisen, seinen Lebensunterhalt damit bestreiten. Der 29 Jahre alte Extremsportler ist in 87 Tagen 87 Ultramarathons gelaufen, quer durch Peru. Und das durch verschiedene Klimazonen, durch die Wüste, den Regenwald, die Anden. Sein unmöglich erscheinender Plan wurde mit Kamera festgehalten. Die Dokumentation zeigt das Zeise Kino als Hamburg-Premiere am Dienstag, 28.11. Mit dabei: Protagonist Savas Coban. gef
„Trail der Träume – Mein Weltrekordlauf durch Peru“ Di 28.11, 19.30, Zeise Kino (S Altona, Bus 2, 150), Friedensallee 7-9, Karten zu 12,-: T . 040/30 60 36 82; www.zeise.de
Premiere: Animierter Anti-Kriegs-Film mit iranischer Filmregisseurin
In den Nachrichten, auf Social Media, in Gesprächen im Freundeskreis: Überall begegnet einem das Thema Krieg, und das nicht erst seit Kurzem. So wichtig und richtig es ist, informiert zu sein über die aktuellen Entwicklungen – so belastend können die Bilder und der ständige Medienkonsum sein. Die Regisseurin Sepideh Farsi hat in dem Animationsfilm „Die Sirene“ versucht, sich nicht nur auf die schrecklichen Dinge im Krieg zu fokussieren. Gemeinschaft, Solidarität, Widerstandsfähigkeit – darum geht es in ihrem Anti-Kriegs-Film, der im Jahr 1980 im Iran spielt, als Saddam Husseins Truppen das Land angriffen. Die Premiere des Films ist am Donnerstag im Kino 3001, Regisseurin Farsi wird vor Ort sein. gef
„Die Sirene“ Do 30.11, 18.30, 3001 Kino (U/S Sternschanze), Schanzenstraße 75, Karten zu 10,- (erm. 7,-) unter T. 040/43 76 79; www.3001-kino.de
Hits der Fab Four und viele Stargäste bei neuer Beatles-Show auf dem Kiez
Seit Jahren versorgen Beatles-Expertin Stefanie Hempel und ihre Band The Silver Spoons Fans der Fab Four, darunter König Charles, mit charmanten Coverversionen von Hits aus Liverpool. Im Dezember bekommen sie am 1., 6. und 12. Dezember sogar eine eigene Show im St. Pauli Theater mit wechselnden Gästen, von Zeitzeuginnen wie Rosi Sheridan-McGinnity bis zu musikalischen Überraschungen von Beatles-Fans wie Gustav Peter Wöhler und Rolf Zuckowski. Get Back! tl
Hempel‘s Beatles Show Fr 1.12., Mi 6.12., Di 12.12., jew. 20.00, St. Pauli Theater (S Reeperbahn), Spielbudenplatz 29–30, Karten ab 15,-; www.st-pauli-theater.de