Hamburg. Musikerin Stefanie Hempel macht seit 20 Jahren Touren auf den Spuren der „Fab Four“ – der Kultursenator ist ein Fan von ihr.

Wussten Sie, dass Bob Dylan den Beatles den ersten Joint gedreht hat? Oder dass die damals noch weitgehend unbekannten Rockmusiker in Hamburg 92 sehr lange Nächte in Folge im Musikclub Top Ten auftreten mussten und den Club dennoch sehr wertschätzen? Oder dass sie ihren Drummer Ringo Starr erst in der Hansestadt kennen- und lieben gelernt haben? All diese und noch viel mehr Fakten und Geschichten rund um die berühmte Musikgruppe schüttelt Stefanie Hempel quasi aus dem Ärmel.

Die 45-Jährige aus Mecklenburg-Vorpommern gilt als die Beatles-Expertin in Hamburg. Mindestens einmal wöchentlich teilt sie ihr riesiges Wissen zu den „Fab Four“ bei ihren Touren durch St. Pauli. Denn auf der Reeperbahn sind die Jungs aus Liverpool überhaupt erst zu den Popstars geworden, als die man sie heute noch kennt.

Beatles in Hamburg: Hempel macht besondere Kiez-Tour

Seit 18 Jahren schon macht Hempel diese besondere Kiez-Tour und damit die Reeperbahn und ihre Geschichte bei Touristen und Musikfans zu einem zusätzlichen Anziehungspunkt. Die Musikerin ist schon als Kind durch ihren Vater zu einem großen Beatles-Fan geworden. „Als Neunjährige habe ich von ihm eine Beatles-Kassette geschenkt bekommen. Von dem Moment an war das Leben ein schöneres und ein bunteres. Und sie haben mich bis heute nicht losgelassen.“

Diese Euphorie und Leidenschaft bekommen die Gäste mit jedem Satz und jeder Geste der sympathischen Expertin zu spüren. „Sie bringt das so megagut rüber und erzählt mitreißend von dem, was passiert ist“, sagt beispielsweise Gudrun Bevernetz, die an dem Tag mit einer Gruppe aus Elmshorn die Führung mitmacht. Zudem sei Hempel immer auf der Suche auch nach neuen Geschichten rund um die Beatles. „Hier ist nichts 08/15.“ Dazu gehören auch die Ständchen, die Hempel mit ihrer Ukulele, einem kleinen Verstärker und ihrer warmen, klaren, kräftigen Stimme an besonderen Stationen der Tour zum Besten gibt. „Das ist fantastisch. Man merkt, dass sie für das Thema brennt“, sagt die 66-Jährige.

Die Führung lotst Fans und Interessierte an die wichtigsten Stationen der Beatles in Hamburg: Zum Indra, wo die Band am 17. August 1960 ihr erstes Deutschland-Engagement hatte, zum Kaiserkeller, zum Top Ten, einer ranzigen, dunklen Unterkunft in einem alten Kino, zur Jägerpassage und natürlich zu dem Ort, an dem einst der berühmte Star-Club stand.

Die Beatles lernten in Hamburg Ringo Starr kennen

„In Hamburg haben die Beatles ein großes Kapitel der Popgeschichte geschrieben. Es gibt keinen Ort in der Welt, an dem die Beatles so viel Zeit auf der Bühne verbracht haben wie hier. Nicht einmal in Liverpool.“ Hempel erzählt auch, dass die Beatles überhaupt erst in Hamburg zu der Band werden konnten, die später weltberühmt wurde. „Als sie hier starteten, waren sie wirklich Amateure. Erst hier lernten sie, live als Band zu spielen und eine Einheit zu werden.“ Auch Ringo Starr lernten sie erst hier kennen und waren zunächst „noch nicht reif genug“ für ihn. Erst 1962 wurde er Teil der Band.

Hempel zitiert die Beatles und erzählt aus ihren eigenen Erfahrungen und Begegnungen. Als Musikerin und Fan war sie oft in Liverpool, traf in England und Deutschland immer wieder Wegbegleiter der Band. Dabei streut Hempel unglaublich viele spannende Details rund um die „Fab Four“ ein. Das macht ihre Tour auf den Spuren der Beatles so lebendig.

Kultursenator Brosda ist großer Hempel-Fan

Das sieht auch Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD) so. „Stefanie Hempel kennt wie kaum eine andere die enge Beziehung zwischen Hamburg und den Beatles. Die Beatles zeigen, was die bis heute lebendige Club-Kultur in Hamburg möglich macht“, sagt Brosda. „Mit großer Leidenschaft für die Musik und für die Stadt hält sie – vor allem durch ihre längst legendären Beatles-Touren – die Erinnerung an die Anfänge der Band lebendig. Sie ist damit auch eine wunderbare Botschafterin für Hamburg.“

Für Hempel, die auch Beatles-Veranstaltungen rund um deren Jubiläen in Hamburg organisiert, sind die Führungen eine Herzensangelegenheit. „Ich möchte das Hamburger Beatles-Erbe bewahren. Diese Geschichte wird viel zu selten erzählt. Und dann auch oft noch falsch.“