Hamburg. Anstieg um insgesamt rund 20 Prozent. Bei welchen Gewaltdelikten es das größte Plus gab – und welche Stadtteile auffällig sind.
Die Zahl der Straftaten in Hamburg steigt kräftig. Im ersten Halbjahr 2023 erfasste die Polizei 125.429 solcher Delikte. Das ist ein Anstieg von 20,1 Prozent oder knapp 21.000 Fälle mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Damit konnte sich Hamburg nicht vom negativen Trend im Bund abkoppeln. Denn die Kriminalität legt in ganz Deutschland zu.
Einen besonders hohen Anstieg gab es bei den schweren Sexualdelikten. Hier legte die Zahl der Fälle im Vergleich zum gleichen Vorjahreszeitraum im ersten Halbjahr 2023 um 63,3 Prozent auf 147 Taten zu. Weit überproportional stiegen auch Totschlagsdelikte mit 62,5 Prozent auf 26 Taten sowie Widerstandsdelikte um 57,1 Prozent auf 4043 Taten.
Polizei Hamburg: Deutlich mehr Straftaten in Hamburg
„Die Steigerung bei den Widerstandshandlungen und Straftaten gegen die öffentliche Ordnung ist schon auffällig“, sagt Thomas Jungfer, Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG). „Hier lohnt es sich sicher, tiefer einzusteigen und den Ursachen auf den Grund zu gehen. Was man aber sagen kann ist, dass die Polizeibeamten vermehrt zu Prellböcken für eine unzufriedene Gesellschaft werden. Viele der Taten ereignen sich nach meiner Wahrnehmung auch in Brennpunktbereichen wie St. Georg und St. Pauli.“
Gerade im Bereich St. Georg ist die Polizei deutlich präsenter auf der Straße, wobei die Beamten es dort mit einem sehr problematischem Klientel zu tun haben, was einen Teil der Steigerung bei diesem Delikt mit begründen dürfte.
Hamburgs Problemviertel liegen im Bezirk Mitte
Auch bei den Raubtaten ist ein deutlicher Anstieg von 24,8 Prozent auf 1003 Fälle zu verzeichnen. Hier liegt der Schwerpunkt des Anstiegs ebenfalls in den Brennpunktvierteln im Bezirk Mitte.
Für den hohen Anstieg bei den schweren Sexualdelikten gibt es eine mögliche Ursache: In der Mehrzahl handelt es sich hier um Beziehungstaten innerhalb einer Partnerschaft. Dabei spielt offensichtlich eine erhöhte Anzeigenbereitschaft eine Rolle. Die Zahl der Taten, bei denen es zu überfallartigen, schweren Sexualdelikten im öffentlichen Raum kam, war dagegen nur gering.
Polizei Hamburg: Mehr Gewaltkriminalität in der Hansestadt
Insgesamt rangiert die gesamte Gewaltkriminalität in den ersten sechs Monaten dieses Jahres auf einem deutlich höheren Niveau als im gleichen Vorjahreszeitraum. 4078 Fälle werden dieser Deliktgruppe zugeordnet. Das sind 623 Taten mehr als im Vorjahr und entspricht einer Steigerung um 18 Prozent.
Damit ist man von den langjährigen „Rekordwerten“ noch entfernt. Die häufigsten Gewalttaten in den vergangenen zwei Jahrzehnten gab es im Gesamtjahr 2009 mit 9574 Fällen. Die wenigsten zählte man mit 6799 im Jahr 2021, einem Jahr der Corona-Pandemie.
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Zudem hoffen Politik und Polizei nun auf eine „Abflachung“ der steigenden Zahlen. Waren die ersten zwei Monate dieses Jahres noch von einem sehr hohen Anstieg der Kriminalität um rund 30 bzw. 50 Prozent im Vergleich zu den gleichen Monaten des Vorjahres gekennzeichnet, hat sich diese Entwicklung auf weniger als 20 Prozent im Juli „abgeflacht“.