Tel Aviv. Bundesratspräsident begrüßt Ada Yonath bei Empfang in Tel Aviv. Die israelische Forscherin hatte zwei Jahrzehnte lang am Desy gearbeitet.

Der Empfang in der Residenz der Deutschen Botschaft Tel Aviv war schon fast zu Ende, als sich herumsprach, das unter den Gästen ein Star mit Hamburg-Bezug weilte: Chemie-Nobelpreisträgerin Ada Yonath. Die israelische Wissenschaftlerin hatte von 1984 bis 2004 eine Max-Planck-Arbeitsgruppe am Deutschen Elektronen-Synchrotron (Desy) in Bahrenfeld geleitet. Heute ist dort eine Experimentierhalle an der Röntgenlichtquelle Petra III nach der 83-Jährigen benannt.

„Ich vermisse Hamburg“, bekannte Yonath auf Nachfrage. Sie habe es sehr gemocht, am Desy zu arbeiten; es mache sie stolz, dass auf einem Teil der Anlage von Desys wichtigstem Messinstrument ihr Name stehe, sagte sie.

Tschentscher erzählt Nobelpreisträgerin in Israel von Science City Hamburg-Bahrenfeld

Zu dem Empfang hatten der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, und Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) in seiner Rolle als Bundesratspräsident geladen. Tschentscher begrüßte Yonath, sprach anschließend von einer „sehr interessanten Begegnung“.

Er habe der Nobelpreisträgerin erzählt, dass Hamburg rund um das Desy am Volkspark einen neuen Stadtteil plane, in dem Wissenschaft, Wirtschaft und Wohnen miteinander verzahnt werden sollen: die Science City Bahrenfeld. „Das hat ihr gefallen“, sagte Tschentscher.

Begegnung mit Nobelpreisträgerin: Desy-Technologiechef „freudig überrascht“

Der Bürgermeister wird auf seiner Israel-Reise von einer 13-köpfigen Wissenschafts- und Wirtschaftsdelegation begleitet. Mit dabei: Desys Technologiechef Arik Willner. Er habe nichts geahnt davon, dass Ada Yonath zu Gast bei dem Empfang sein werde, sagte Willner. „Es war eine freudige Überraschung.“

Das Desy fühle sich sehr mit der Nobelpreisträgerin verbunden. „Ada Yonath steht dafür, gegen alle Widerstände ihre Ideen umgesetzt zu haben – mit großem Erfolg“, sagte Willner. Auch der Vizepräsident der Universität Hamburg, Jan Louis, freute sich bei dem Empfang in Tel Aviv sehr, Ada Yonath zu sehen.

Nobelpreisträgerin Yonath forschte zu Eiweißfabriken in Zellen

In ihrer Forschung hatte Yonath sich insbesondere mit Ribosomen beschäftigt, den Eiweißfabriken in Zellen, ohne die Leben nicht möglich wäre. Dass es gelingen könnte, die winzigen Ribosomen abzubilden, habe Yonath damals kaum jemand geglaubt, sagte Arik Willner. Doch die israelische Forscherin glaubte an sich und ihre Idee, die Struktur des Ribosoms mithilfe der sogenannten Röntgenkristallografie sichtbar zu machen.

Yonath entschlüsselte die Ribosomenstruktur – und erhielt dafür zusammen mit den beiden Wissenschaftlern Thomas A. Steitz und Venkatraman Ramakrishnan die weltweit renommierteste Auszeichnung für Forschende. Die Struktur der Ribosomen zu kennen, ist zum Beispiel wichtig für die Entwicklung von Antibiotika gegen krankheitserregende Bakterien.

Peter Tschentscher fuhr am Dienstagabend weiter nach Jerusalem. Dort soll er am Mittwoch mit Israels Premierminister Benjamin Netanjahu zusammenkommen; am Donnerstag ist ein Treffen mit Staatspräsident Jitzchak Herzog vorgesehen. In der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem wird Tschentscher einen Kranz zum Gedenken an die Opfer der Shoah niederlegen.