Hamburg. Für Nils Knoben haben „Freiheit und Unabhängigkeit“ der Hamburger FDP im vergangenen Jahr schweren Schaden erlitten.
Die Hamburger FDP kommt auch nach der Neuwahl des Landesvorstands vor einer Woche nicht zur Ruhe. Der Vorsitzende der Jungen Liberalen (JuLis), Nils Knoben, hat aus Protest gegen die Personalentscheidungen und den Gesamtzustand des Landesverbandes seinen Rücktritt erklärt. „Die Freiheit und Unabhängigkeit unseres Verbandes haben im vergangenen Jahr in Hamburg schweren Schaden erlitten. Grabenkämpfe der FDP wurden durch das letzte Präsidium in unseren Verband getragen“, schreibt Knoben in seinem Rücktrittsschreiben an die Mitglieder der Jungen Liberalen, das dem Abendblatt vorliegt.
Knoben spielt damit auf den Konflikt zwischen ihm und drei weiteren Jungen Liberalen sowie dem FDP-Landesvorstand an, der im April 2022 begann und bis zu einer Klage vor dem Parteischiedsgericht führte. Erst vor wenigen Wochen wurde der erbittert geführte Streit, bei dem es um Beleidigungen und ein kurzzeitig erwogenes Ausschlussverfahren gegen die vier JuLis ging, auf Drängen des Schiedsgerichts mit einem Vergleich beigelegt.
FDP Hamburg: Juli-Landesvorsitzender fiel bei Wahl in den FDP-Landesvorstand durch
„Einzelne Mitglieder der Jungen Liberalen wurden durch Entscheidungsträger der FDP zu Werkzeugen des FDP-Präsidiums gemacht, um aktiv die Arbeit von Landesvorstandsmitgliedern (der JuLis, die Red.) zu sabotieren“, schreibt Knoben, ohne Namen zu nennen. „Die Entwicklung hat auf dem vergangenen Landesparteitag der FDP Hamburg ihren Höhepunkt gefunden“, heißt es weiter in dem Schreiben.
Damit spielt Knoben auch darauf an, dass er als Landesvorsitzender der JuLis auf dem Parteitag am vergangenen Wochenende nicht als Beisitzer in den Landesvorstand der Mutterpartei gewählt worden war. Zwar war Knoben mit deutlicher Mehrheit von der JuLi-Mitgliederversammlung für den Posten nominiert worden, aber er konnte sich im ersten Wahlgang nicht durchsetzen. Daraufhin erklärte JuLi-Mitglied Aaron Wilhelmi, dass er im zweiten Wahlgang gegen Knoben antreten wolle, offensichtlich unterstützt von der neuen FDP-Landesvorsitzenden Sonja Jacobsen. Um eine Kampfkandidatur zwischen zwei JuLis zu vermeiden, zog Knoben seine Kandidatur zurück.
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FDP Hamburg: Vorstand soll Stimmung für einen anderen Kandidaten gemacht haben
„Dass der deutlichen Nominierung unseres Verbands für den Beisitzer im FDP-Landesvorstand nicht entsprochen wurde, ist ein einmaliger Vorgang in der Geschichte der Hamburger FDP“, schreibt Knoben in seiner Rücktrittserklärung. „Dass zudem durch das neue Präsidium und insbesondere durch Sonja Jacobsen im Vorfeld aktiv Stimmung für einen anderen als den nominierten Kandidaten gemacht wurde, ist eine weitere Grenzüberschreitung“, so Knoben. Er bleibe dabei, dass der Landesvorsitzende der Jungen Liberalen ganz generell im FDP-Landesvorstand vertreten sein müsse. Die Vorgänge trügen nicht zu der von Jacobsen versprochenen Einigung der Partei bei.