Hamburg. Macht wird in einer Hand konzentriert: Christoph Ploß tritt ab. Die Hamburger CDU hat einen neuen Landeschef.
Die CDU drückt bei der Neuformierung ihrer Parteispitze aufs Tempo: Am Montagabend wählte der Landesverband Dennis Thering mit 185 von 197 abgegebenen Stimmen zu seinem neuen Vorsitzenden. Das entspricht einer Zustimmung von knapp 94 Prozent bei acht Nein-Stimmen und vier Enthaltungen. Thering, der auch Chef der Bürgerschaftsfraktion und designierter Spitzenkandidat für die Bürgerschaftswahlen 2025 ist, folgt auf den Bundestagsabgeordneten Christoph Ploß. Dieser war zugunsten von Thering zurückgetreten.
Auf einer Klausurtagung vor zwei Wochen hatte der CDU-Landesvorstand den 38 Jahre alten Fraktionsvorsitzenden einstimmig für das Amt des Landesvorsitzenden nominiert. Thering und Ploß erklärten, dass sie schon vor längerer Zeit den Stabwechsel vereinbart hätten.
CDU Hamburg wählt Dennis Thering zu ihrem Vorsitzenden
In einer kämpferischen Nominierungsrede stimmte Thering die Parteimitglieder auf die künftigen Wahlkämpfe ein - vor allem auf die Bürgerschaftswahl im Februar 2025. „Ich trete zu Wahlen an, um zu gewinnen. Das kann auch jeder hören“, sagte Thering. „Ich bin nie auf den Platz gegangen, um unentschieden zu spielen“, sagte der neue Landesvorsitzende, der viele Jahre in mehreren Mannschaften für den HSV im Tor gestanden hatte.
Ausdrücklich betonte Thering den engen Schulterschluss und die „echte“ Freundschaft mit dem scheidenden Parteichef Ploß. „Wir meinen es ernst, wir sind geschlossen und entschlossen“, sagte Thering unter dem starken Beifall der Delegierten. Die CDU, die zuletzt in einer Umfrage bei 20 Prozent gelegen hatte, kämpfe nicht für „irgendeine Koalition“, sondern für „CDU pur“.
Ploß betonte in seiner Abschiedsrede, dass es in seiner dreijährigen Amtszeit gelungen sei, die CDU nach der schweren Wahlniederlage 2020 wieder auf einen neuen Kurs zu führen. „Wir haben die Partei mit unserem Grundsatzprogramm neu aufgestellt und die Schulden abgebaut“, sagte Ploß und fügte kämpferisch hinzu: „Wir sind auf dem Weg nach oben.“ Die Delegierten dankten Ploß mit lang anhaltendem Applaus. „Es war mir eine Ehre“, sagte der Bundestagsabgeordnete und wirkte gerührt.
CDU Hamburg: Zwei Ämter in einer Hand – ziemlich ungewöhnlich
„Ich habe immer gesagt, dass meine Zukunft in Berlin liegt”, hatte Ploß, der Vorsitzender der Hamburger Landesgruppe in der CDU-Bundestagsfraktion und Vorsitzender des CDU-Kreisverbands Hamburg-Nord bleiben will, bereits Mitte März gesagt.
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Dass die beiden wichtigsten Ämter der CDU – der Partei- und der Fraktionsvorsitz – in einer Hand liegen, ist durchaus ungewöhnlich. Ein Versuch des damaligen Bürgerschaftsfraktionschefs Ole von Beust, Anfang der 1990er-Jahre auch das Amt des Landesvorsitzenden zu erobern, scheiterte spektakulär. Amtsinhaber Dirk Fischer weigerte sich schlicht, seinen Posten zu räumen. Um eine Kampfkandidatur und innerparteilichen Zwist zu vermeiden, gab von Beust nach und verzichtete auf eine Kandidatur.