Hamburg. Was die U-Bahn kostet, sollten die Steuerzahler längst erfahren – aber die Hochbahn mauert. Mögliche Gründe für die Geheimniskrämerei.
Offiziell hat der Bau der U5 bereits im September 2022 begonnen. Eines aber haben Senat und Hochbahn den Hamburger Steuerzahlern bis heute nicht mitgeteilt: Wie viel das Megaprojekt kosten soll. Nur für den ersten Bauabschnitt zwischen Bramfeld und City Nord liegt eine Kalkulation vor. Diese 5,8 Kilometer Strecke sollen 1,8 Milliarden Euro kosten, rund 310 Millionen Euro pro Kilometer.
Was aber die Gesamtkosten angeht, hüllen sich die Verantwortlichen weiter in Schweigen. Eigentlich sollte diese Zahl bereits im Sommer 2022 vorliegen. Im September versprach Hochbahn-Chef Henrik Falk in der Landespressekonferenz, die Zahlen würden noch 2022 präsentiert.
U5: Tjarks findet es „nicht wichtig“, wann Gesamtkosten vorgelegt werden
Vorgelegt haben Falk oder Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) die versprochenen Zahlen aber immer noch nicht. Das heißt: Man baut zwar längst munter drauf los, weiß aber immer noch nicht, was das Projekt am Ende kostet.
Im Februar sagte Verkehrssenator Tjarks im Verkehrsausschuss laut Wortprotokoll auf die Frage, wann endlich die Gesamtkosten für das Mammutprojekt benannt würden: „Es ist für den Fortgang des Projektes nicht wichtig, ob wir das jetzt im Dezember, Januar oder Juni tun.“
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Hochbahn-Chef Falk sagte am Dienstag auf Abendblatt-Nachfrage, die U5 sei „das erste Projekt in dieser Dimension“, das das kürzlich veränderte Verfahren zur Prüfung und Bewilligung solcher Vorhaben durchlaufe. „Das erfordert Präzision und Genauigkeit“, so Falk. „Die nötige Zeit nehmen sich beide Seiten. Aus Hamburger Sicht geht es hier schließlich auch darum, eine möglichst hohe Förderung durch den Bund zu erreichen.“ Offenbar geht man davon aus, die Gesamtkosten noch im Frühjahr beziffern zu können.
U5: Fachkräftemangel und Inflation könnten sie sehr viel teurer machen
Der Klimabeirat des Senats hatte bereits im Januar moniert, dass bisherige Prognosen angesichts von Inflation, Fachkräftemangel und Materialknappheit wohl nicht mehr belastbar seien. Auch das könnte ein Grund für die Verzögerungen bei der Kostenkalkulation sein. Auch die Berechnung des klimaschädlichen CO2-Ausstoßes beim Bau sei lückenhaft, so der Klimabeirat in seiner Stellungnahme aus dem Januar 2023. Zudem sei eine „fundierte Prüfung von Konzeptalternativen wie etwa einer Stadtbahn nicht erfolgt“.
Das räumte der Senat nun auch in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Linken-Verkehrspolitikerin Heike Sudmann ein. Es sei „nicht zielführend, eine Konzeptalternative im Verlauf der geplanten U-Bahn-Linie U5 vertiefend zu untersuchen“, so der Senat.
Sudmann dagegen sagt: „Eine U5 in 20 Jahren oder noch später ist nicht die vom Klimabeirat geforderte angemessene Antwort für eine schnellwirksame Verkehrswende.“ Der Senat könne zur geplanten Fertigstellung der U 5 Ende der 30er-Jahre oder später „ein zigfach größeres Straßenbahnnetz bauen“.