Hamburg. Mehr Solarstrom für Schulen und städtische Gebäude: Der Senat will den Zustand der Gebäude endlich systematisch erfassen.
Der Rechtfertigungsdruck war offenbar groß: Mit Hamburgs Finanzsenator Andreas Dressel und Schulsenator Ties Rabe (beide SPD) hatten gleich zwei Senatsmitglieder eingeladen zu einem Pressegespräch am Mittwoch in der Finanzbehörde. Dort warteten sie mit einer 40-seitigen Präsentation. Thema: Klimaschutz und Nachhaltigkeit in Hamburgs öffentlichen Gebäuden.
Ein Anlass dafür: Auf eine Große Anfrage der CDU-Fraktion hatte der Senat zuletzt etwa einräumen müssen, dass es 2022 nicht gelungen war, auch nur auf einem einzigen städtischen Gebäude eine neue Fotovoltaikanlage (PVA) zu installieren. Am Ende des vergangenen Jahres waren auf nur 31 von 1142 städtischen Immobilien PVA angebracht – das entspricht 2,7 Prozent.
Schule Hamburg: 2023 sind 20 weitere Fotovoltaikanlagen geplant
Besser sei es bei den Schulen gelaufen, die in der Senatsantwort nicht zu den 1142 städtischen Immobilien gerechnet worden seien, betonten Dressel und Rabe am Mittwoch. Immerhin sechs PVA seien im Jahr 2022 auf Dächern von Hamburger Grund-, Stadtteilschulen und Gymnasien installiert worden. Bis Ende 2021 waren überwiegend im Auftrag der Stadt bereits an 44 Hamburger Schulen PVA angebracht worden.
Hinzu kommen laut Schulbehörde rund 100 überwiegend kleine Anlagen, die vor allem von Schulvereinen und den Schulen selbst installiert wurden. Damit sollten rund 40 Prozent der 374 allgemein- und berufsbildenden Schulen mit (unterschiedlich dimensionierten) Solaranlagen ausgestattet sein. In diesem Jahr sollen Ties Rabe zufolge bis zu 20 weitere Fotovoltaikanlagen auf Hamburger Schuldächern hinzukommen.
Geringes Tempo beim Solarausbau wegen Pandemie und Krieg
Auch mit dem Solarausbau auf den anderen städtischen Gebäuden will der Senat in diesem Jahr vorankommen. Verantwortet von der städtischen Sprinkenhof GmbH und Hamburg Energie Solar sollen mindestens sechs neue Fotovoltaikanlagen in Betrieb gehen, zwei davon auf dem Altonaer Museum und dem Congress Center Hamburg (CCH). Im zweiten Halbjahr müsse beim Solarausbau „noch ein Zahn zugelegt werden“, sagte Dressel.
Der Finanzsenator begründete das geringe Tempo mit Folgen der Pandemie und des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine. Wegen gestörter Lieferketten und des Mangels an Baustoffen und Fachkräften sei das öffentliche Bauen seit 2020 „mindestens ein Auswärtsspiel“, sagte Dressel. „Ich warte auch seit knapp einem Jahr auf meine PV-Anlage zu Hause – warum soll es der Stadt da besser gehen.“
Klimaschutz: Keine systematische Erfassung der städtischen Gebäude
Für alle 374 Hamburger Schulen werden Dressel und Rabe zufolge bereits wichtige Eckdaten erfasst, etwa deren Sanierungszustand, Energieverbrauch, Energieeffizienz (Gebäudeklasse) und CO2-Emissionen. Eine systematische Erfassung des gesamten Portfolios der städtischen Gebäude hinsichtlich Nachhaltigkeit und Klimaschutz gebe es allerdings noch nicht, sagte Dressel. „Da haben wir Defizite. Die sind erkannt, die werden behoben.“
Im Frühjahr 2022 sei deswegen in der Finanzbehörde die neue Einheit ImmobilienPort.HH eingerichtet worden. Das Ziel sei, sagte Dressel, „dass wir jeden Tag exakt wissen: Wie viele Objekte sind im Gesamtportfolio, wie ist der energetische Zustand, was ist erledigt und was noch nicht?“
Zuletzt hatte der Senat auf eine CDU-Anfrage etwa eingeräumt, lediglich von 140 städtischen Gebäuden die Energieeffizienzklasse zu kennen. Für mehr als 200 Immobilien konnte der Senat nicht angeben, wie sie beheizt werden.