Hamburg. Vom Umweltaktivisten zum Regierungsmitglied: Wie Senator Kerstan mit seiner Rede zu Lützerath bei CDU und AfD für Empörung sorgte.
Die Räumung des längst unbewohnten Dörfchens Lützerath in Nordrhein-Westfalen für den Braunkohleabbau hat zu einer emotionalen Auseinandersetzung in der Aktuellen Stunde der Bürgerschaft geführt. Mit dazu beigetragen hat auch Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne).
Er solidarisierte sich mit den 35.000 Demonstranten von Lützerath: „Gebt nicht auf, verzweifelt nicht. Der Kampf geht weiter“, rief Kerstan ihnen zu und versprach: „Der Senat in dieser Stadt, wir werden gemeinsam mit den Demonstranten weiterhin dafür kämpfen, dass wir den Klimawandel begrenzen.“
Jens Kerstan sorgte mit seiner Solidarität für die Klima-Aktivisten für Empörung
Diese Aussage sorgte für Empörung in Teilen der Opposition. „Romantisierte Geschichtsklitterung“, nannte CDU-Energieexperte Stephan Gamm die Rede und warf dem Senator vor, Gewalt einiger Demonstranten zu verharmlosen. Die Bewegung Fridays For Future habe mit den Krawallen „ihre Unschuld verloren“. AfD-Fraktionschef Dirk Nockemann meinte, die Worte „Der Kampf geht weiter“ seien „eines Senators unwürdig“.
In seiner sehr persönlichen Rede hatte Kerstan allerdings für beide Seiten Verständnis gezeigt. Als junger Umweltaktivist habe er in Gorleben, Brokdorf und Wackersdorf auch gegen Atomkraft demonstriert und habe daher kein Verständnis für Menschen, die die Bewegung „Letzte Generation“ als eigentliches Problem oder gar Terroristen sehen. „Ich kann die jungen Leute verstehen, sie haben jedes Recht zu demonstrieren“, so Kerstan. „Es geht um ihre Zukunft.“
Kerstan: Die Demonstranten sind keine Terroristen und neuer Blick auf die Polizei
Doch heute sei er als Senator „Teil der Staatsgewalt“, und daher habe sich sein Blick auf die Polizei schnell verändert. Er sei „dankbar“, dass sie ihn nach Farbanschlägen auf sein Wohnhaus beschützten. In Lützerath seien die Beamten in einen Konflikt geschickt worden, den die Politik hätte lösen müssen, „wo wir versagt haben und sie ihren Kopf hinhalten“, so Kerstan. Auch dafür wolle er sich bedanken.
Linke kritisiert „Kumpanei von Politik und Kapital“ zulasten des Klimas
Angemeldet hatte das Thema die Linkspartei: „Lützerath steht für Kumpanei von Politik und Kapital“, sagte ihr Umweltexperte Stephan Jersch. Auch in Hamburg werde die Linie vertreten, dass Klimapolitik sich rechnen müsse. Als Beispiele nannte er den Verzicht auf die Stadtbahn, das Festhalten an der A26-Ost oder die Privatisierung der Wasserstoffwirtschaft.
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Alexander Mohrenberg (SPD) sagte, die Lehre aus Lützerath müsse sein, die erneuerbaren Energien so auszubauen, dass man keine Kohle mehr brauche. Hamburg sei dabei Vorreiter.