Hamburg. Statt die Nachverdichtung voranzutreiben, fordert der Sozialverband Deutschland sozialen Wohnungsbau auch in reichen Gegenden.
Der Sozialverband Deutschland (SoVD) hat mehr soziales Fingerspitzengefühl beim Wohnungsbau verlangt. Angesichts des neu erlassenen Baulandmobilisierungsgesetzes warnte der Hamburger SoVD-Vorsitzende Klaus Wicher vor Nachverdichtungen in jetzt schon dicht besiedelten und einkommensschwachen Stadtteilen.
„Gebäudesaufstockungen machen da Sinn, wo es noch keine hochgeschossige Bebauung gibt“, sagte Wicher. In Stadtteilen wie Steilshoop oder rund um die Lenzsiedlung wären weitere Hochhäuser kontraproduktiv. „Aber in Blankenese, Nienstedten und Volksdorf muss sozialer Geschosswohnungsbau möglich sein, ohne dass die Alteingesessenen gleich den Aufstand proben“, sagte Wicher.
Sozialer Wohnungsbau: Neues Gesetz stärkt die Regulierungsmöglichkeiten
In Hamburg sind derzeit Wohnbaupotenzialflächen für 81.535 Wohneinheiten erfasst. Davon liegen Flächen für 50.473 Wohneinheiten in privater Hand. Das größte Potenzial findet sich im Bezirk Hamburg-Mitte mit 26.078 Wohneinheiten: „Hier liegen unglaublich große Chancen brach. Wir brauchen diese Flächen, um den Wohnungsbau auf der grünen Wiese zu verhindern“, sagte Wicher. „Die Stadt muss grün bleiben, Erholungsflächen und auch Wald bieten.“ Hamburg habe mit dem neuen Baulandgesetz inzwischen mehr Schlagkraft, um private Eigentümer zur Bebauung ihrer Grundstücke zu animieren.
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Das im Juni in Kraft getretene Gesetz stärkt die staatlichen Vorkaufsrechte, erleichtert Baugebote, erlaubt sektorale Bebauungspläne in bereits überplanten Bereichen und erweitert die Möglichkeiten für Befreiungen (Ausnahmegenehmigungen).
Sozialverband: "Hamburg kann mit der neuen Grundsteuer Druck aufbauen"
„Neben dem neuen Baulandgesetz kann Hamburg auch mit der gerade reformierten Grundsteuer Druck auf Eigentümer aufbauen. Sie müssen ab 2025 deutlich höhere Steuern dafür bezahlen, wenn sie baureife Flächen brach liegen lassen“, sagte Wicher. Er hielt Hamburg das Beispiel Tübingens vor. Auch dort gebe es ein Wohnungsproblem.
Um die rund 550 unbebauten Grundstücke Tübingens zu entwickeln, lege die Stadt den Eigentümern aber jetzt Daumenschrauben an. Wer nicht in den kommenden vier Jahren selbst aktiv werde, müsse mit Bußgeldern, einem städtischen Baugebot und letztlich mit dem Zwangsverkauf an die Stadt rechnen, sagte Wicher: „Das sind drakonische Strafen, aber angesichts der bedrückenden Wohnungsnot, die wir nach wie vor in unserer Stadt haben, sollte der Senat darüber nachdenken, härter mit privaten Eigentümern oder Immobilienfonds ins Gericht zu gehen.“