Hamburg. Mit der Baustelle werde motorisierter Verkehr schikaniert. Die Verkehrsbehörde unter Anjes Tjarks (Grüne) dementiert.

Am Montag haben Hochbahn und Verkehrsbehörde ihre Pläne zur Sanierung der historischen U3-Innenstadtstrecke bekannt gegeben. Dafür wird der Fahrgastbetrieb zwischen Hauptbahnhof Süd und Baumwall für 14 Monate unterbrochen. Die Sperrung beginnt am 1. Februar und dauert bis Ende März 2022 an. In der Vor-Corona-Zeit waren in diesem Bereich täglich rund 60.000 Fahrgäste unterwegs, aktuell sind es etwa 30.000. Ein Busersatzverkehr wird nicht eingerichtet.

Die Hochbahn empfiehlt den Fahrgästen in der Innenstadt das Busnetz zu nutzen oder auf andere S- und U-Bahnlinien umzusteigen. "Aufgrund der zahlreichen Fahralternativen mit U-, S-Bahnen und Bussen sowie der relativ kurzen Wege in der Innenstadt halten sich die Beeinträchtigungen für die Fahrgäste in Grenzen", sagte Jens-Günter Lang, Technik-Vorstand der Hochbahn.

Die Besonderheiten der U-3-Streckensanierung

Auf der mehr als 100 Jahre alten Strecke müsse der Tunneltrog zwischen den Haltestellen Rathausmarkt und Rödingsmarkt durch einen Neubau ersetzt werden, sagte Hochbahn-Technik-Vorstand Jens-Günter Lang am Montag. Hinzu komme die Sanierung der Haltestellen Rathausmarkt und Mönckebergstraße sowie des 861 Meter langen Tunnels.

Fünf Jahre lang hatten die Planungen und Vorbereitungen für dieses spektakuläre Bauvorhaben der Hochbahn in Anspruch genommen. "Die Maßnahmen sind jetzt erforderlich, um auch künftig den Fahrgästen eine hohe Verlässlichkeit und Sicherheit auf dieser wichtigen Innenstadtverbindung garantieren zu können. In einem intensiven Planungs- und Vorbereitungsprozess haben wir alle Bauabläufe so optimiert, dass die Streckensperrung nicht länger dauert als zwingend erforderlich", sagte Lang.

Sanierung der U-3-Strecke: Wasserspiegel wird abgesenkt

Der Technik-Vorstand erklärte die besonderen Herausforderung bei diesem Projekt. "Der U-Bahn-Trog liegt komplett im Wasser. Die tragenden Holzpfähle weisen deutliche Erosionserscheinungen auf und müssen ersetzt werden." Für die dafür notwendige Absenkung des Wasserspiegels im Mönkedammfleet werde ein Fangedamm errichtet. Diese Arbeiten hatten im Oktober vergangenen Jahres begonnen und sollen im Februar abgeschlossen sein.

Direkt nach der Absenkung des Wasserspiegels werden die Trogwände und die Sohle abgerissen.​ Von Juni an soll dann die diese Lücke wieder geschlossen werden. Auf diesem Abschnitt wird die neue Sohle aus Stahlbeton mit rund 100 Mikropfählen im Untergrund verankert. Die Hochbahn investiert in diese Sanierungsmaßnahme rund 60 Millionen Euro.

U3: Welche Maßnahmen stattfinden

Aber das ist nicht das einzige Bauvorhaben, das während der Streckensperrung umgesetzt wird: Das Verkehrsunternehmen wird den U-Bahn-Tunnel zwischen Mönckebergstraße und Adolphsplatz instand setzen. Die Tunneldecke und Tunnelwände werden saniert. Im Abschnitt zwischen Rathaus und Adolphsplatz wird außerdem die Tunnelabdichtung erneuert, um die Konstruktion vor Feuchtigkeit zu schützen.

Auch vier Stahlviadukte im Bereich der Willy-Brandt-Straße, Haltestelle Rödingsmarkt, Graskeller und Mönkedammfleet sowie ein Steinviadukt im Bereich Mönkedammfleet werden saniert. "Wir wollen die Staubbelästigung für die Anwohner möglichst gering halten, deshalb werden die Viadukte während der Arbeiten komplett eingehaust", sagte Lang.

U3: Diese Arbeiten sind am Rödingsmarkt geplant

Weitere Bauarbeiten sind an der mehr als 100 Jahre alten Bauwerk der Haltestelle Rödingsmarkt geplant. Hier wird unter anderen der Bahnsteigbelag erneuert und die Treppen saniert. ​Außerdem wird die Hochbahn Schienen, Schwellen, Schotter und Stromschienen zwischen den Haltestellen Rathaus und Rödingsmarkt austauschen.

Technik-Vorstand Lang kündigte an: "In der Bauzeit, deren Länge durch die Trogsanierung vorgegeben ist, setzen wir alle Maßnahmen um, die ansonsten in den kommenden Jahren angefallen wären. Vor allem aber haben wir es geschafft, den barrierefreien Ausbau der beiden Innenstadthaltestellen Rathaus und Mönckebergstraße mit in dieses Projekt einzubetten." Die Bauarbeiten an den beiden Haltestellen laufen bereits. Beide Projekte liegen laut Lang im Zeitplan.

Die Station Rathaus wird barrierefrei ausgebaut. Dort werden zwei Aufzüge eingebaut und der Bahnsteig erhöht. Außerdem wird ein Leitsystem für Sehbehinderte Fahrgäste eingerichtet und die gesamte Haltestelle wird modernisiert. Die Hochbahn investiert in diese Baumaßnahme rund zehn Millionen Euro. Auch die Station Mönckebergstraße, die zwischen Barkhof und Levantehauses liegt, wird barrierefrei ausgebaut und es werden rund 16 Millionen Euro ausgegeben. Außerdem wird dort ein zweiter Ausgang in Richtung Hauptbahnhof gebaut.

Mönckebergstraße wegen der U3 sechs Monate lang gesperrt

Wie berichtet, wird die Mönckebergstraße wegen der Bauarbeiten für ein halbes Jahr von Anfang März bis Ende August für Busse gesperrt. Die Busse werden über die Steinstraße umgeleitet. Der Anlieferverkehr zu den Geschäften auf der Einkaufsmeile soll in dieser Zeit weiterhin möglich sein.

Die CDU hatte Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) bereits im Vorwege vorgeworfen, er wolle die Bauarbeiten nutzen, um Verkehr aus der City zu verdrängen. „Die Sperrung der U3 ist nicht zu vermeiden. Wir brauchen aber eine Beschleunigung der Baumaßnahmen“, sagte CDU-Verkehrspolitiker Richard Seelmaecker. „Wir sollten im Schichtbetrieb und an Wochenenden arbeiten lassen, damit die Arbeiten zügig abgeschlossen werden. Das gilt auch für andere Infrastrukturprojekte. Selbst Straßenbaustellen dauern in Hamburg häufig viele Jahre.“

CDU fordert Verkürzung der Bauarbeiten zur U3-Sanierung

Die U3 wird zwischen Hamburg-Hauptbahnhof bis inklusive Rödingsmarkt gesperrt und saniert.
Die U3 wird zwischen Hamburg-Hauptbahnhof bis inklusive Rödingsmarkt gesperrt und saniert. © Hochbahn | Unbekannt

Das klare Ziel der CDU sei deshalb, Bauarbeiten zu verkürzen. „Mit Sorge sehe ich, dass der grüne Verkehrssenator das Gegenteil tut“, so Seelmaecker. „Er möchte die Baustellen gar nicht verkürzen. Bei seiner Haltung entsteht der Eindruck, er nutze lange Baustellenzeiten, um den motorisierten Straßenverkehr zu schikanieren und Autos aus der Stadt wie Maulwürfe aus einem Garten zu vergrämen. Das Problem ist nur: Selbst wenn man keine Maulwürfe haben möchte, sie tauchen dann doch nur einen Garten weiter beim Nachbarn auf.“

Die „mangelhafte Baustellenplanung“ bei der U3 sei „ein trauriger Beleg für die ungenügende Verkehrsplanung der Grünen“, so der CDU-Politiker. „Herr Tjarks hat den Hamburgern nicht nur die Durchfahrt am Jungfernstieg verboten. Als Nächstes verbietet er im Zuge der Baustelle das Durchfahren der Mönckebergstraße.“ Der Verkehr werde verdrängt.

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„Fahrradfahrer werden es schwierig haben, an die Bahnfahrer wurde nicht ausreichend gedacht und unsere Senioren sind dem hippen Jung-Image Hamburgs wohl auch nicht zuträglich. Ich finde das unsäglich“, so Seelmaecker. „Es wird keinen Schienenersatzverkehr geben, keine barrierefreien Zugänge für Familien mit Kinderwagen, Menschen mit Rollstühlen oder Rollatoren. So darf man eine Baustelle nicht planen.“

Tjarks: Ansatz größtmöglicher Effizienz auf bei der U3

Senator Tjarks wies die Kritik zurück. „Es ist unser zentrales Anliegen, Bauarbeiten so kurz wie möglich zu gestalten“, sagte er dem Abendblatt. „Bei den Baumaßnahmen auf der Elbchaussee schaffen wir es, die Bauzeit um drei Jahre zu reduzieren. Dieser Ansatz der größtmöglichen Effizienz gilt auch für die notwendigen Baumaßnahmen rund um die U3.“

Die Umleitung der Busse von der Mönckeberg- in die Steinstraße sei „geübte Praxis“, so Tjarks. „Die längere Umleitung ist aus dem Wunsch der Akteure vor Ort entstanden, dass im Rahmen das Sommer- und Weihnachtsgeschäft rund um das Levantehaus möglichst von Baumaßnahmen freigehalten werden sollte. Dies bedingt die anschließende Vollsperrung der Mö für den Busverkehr.“