Hamburg. Hamburg, Bahn und Verkehrsclub Deutschland schließen Vergleich. Was der Bahnhof Diebsteich leisten muss und wann er fertig ist.

Der neue Fernbahnhof Diebsteich in Hamburg-Altona kann kommen – vermutlich ohne weitere gerichtsrelevante Einwände von Gegnern und Verkehrsverbänden. Wie die Finanzbehörde von Senator Andreas Dressel (SPD), die Deutsche Bahn und der Verkehrsclub Deutschland (VCD) am Montag gemeinsam mitteilten, könne sich die neu gewählte Bürgerschaft bereits an diesem Mittwoch mit dem Großprojekt erneut befassen.

Die drei Parteien haben dem Hamburgischen Oberverwaltungsgericht ihre Einigung als Vergleich eingereicht. Strittig war, ob der geplante Fernbahnhof Diebsteich tatsächlich bis zu 31 Züge pro Stunde abfertigen könne. Das hat nun das Schweizer Beratungsunternehmens SMA und Partner AG in einem Gutachten bestätigt.

Fernbahnhof Diebsteich: Bis zu 31 Züge pro Stunde

„Dieses externe Testat war eine Voraussetzung für die Rücknahme der Klage des VCD gegen das Großprojekt – diese zentrale Voraussetzung ist damit erfüllt“, so die Finanzbehörde.

Der ehemalige Hamburger Verfassungsrichter Friedrich-Joachim Mehmel hatte zwischen den Parteien vermittelt. Nun soll es ein festes Dialogforum geben. Finanzsenator Dressel sagte, es sei in Corona-Zeiten wichtig, „dass wir bei den großen Infrastrukturprojekten unserer Stadt auch in dieser nicht einfachen Phase Kurs halten und Schritt für Schritt die Planungen besser machen und vorantreiben“.

Neuer Bahnhof muss auch "Deutschlandtakt" können

Für die Bahn nannte Azzeddine Brahimi, Leiter des Großprojektes Hamburg-Altona, die Einigung einen Erfolg, der für einen „robusten und zukunftsorientierten“ Bahnhof sorge. Rainer Schneider vom Vorstand des VCD Nord meinte: „Der neue Bahnhof darf auch bei deutlicher Zunahme der Zugzahl kein Nadelöhr sein und muss für Erweiterungen wie Deutschlandtakt und viergleisigen Ausbau Verbindungsbahn aufwärts kompatibel umgesetzt werden.“

Der neue Bahnhof sollte eigentlich bereits im Jahr 2023 eröffnet werden. Jetzt dürfte es laut Deutscher Bahn bis 2027 dauern. Diebsteich wird sechs Fernbahngleise erhalten sowie zwei S-Bahn-Gleise. Der freiwerdende Platz soll für den Bau von 1900 Wohnungen genutzt werden (Neue Mitte Altona).

Gleichzeitig will die Bahn im Zusammenhang mit Diebsteich prüfen, ob Regionalzüge auch über die Güterumgehungsbahn geleitet werden können. Außerdem soll eine Studie klären, ob Züge aus Schleswig-Holstein und Niedersachsen ins jeweils andere Bundesland durchfahren können, also nicht mehr zeitraubend am Hamburger Hauptbahnhof wenden müssen. Zur Aufwertung des bestehenden Bahnhofs Altona gehört die Zusage, die Wege zwischen dem Bahnhof und dem benachbarten Busbahnhof zu vereinfachen – eben durch einen Umbau der in die Jahre gekommenen Busstation.

Der neue Bahnhof soll zudem besser als bisher geplant in das Busnetz einbezogen werden, er soll auch mehr Fahrradstellplätze bekommen. Die Pläne für eine S-Bahn-Verbindung bis Elmshorn (S 4 West) sollen vorangetrieben werden. Und auf der Strecke zwischen dem alten Bahnhof Altona und dem S-Bahnhof Holstenstraße soll die Einrichtung eines Haltepunktes „Mitte Altona“ geprüft werden.

Hamburg: Gigantischer S-Bahn-Tunnel geplant

Unterdessen will die Bahn in Hamburg ein weiteres Großprojekt angehen. So werden die Pläne für einen zweiten S-Bahn-City-Tunnel zur Entlastung des Hauptbahnhofs konkreter. Dieser Tunnel könnte nach einem Papier des Bundesverkehrsministeriums auf einer Länge von 5,5 Kilometern Hauptbahnhof mit dem Fernbahnhof Altona am Diebsteich verbinden. Durch die Verlagerung des S-Bahn-Verkehrs unter die Erde würden zusätzliche Gleiskapazitäten auf der sogenannten Verbindungsbahn geschaffen, der heutigen (oberirdischen) Strecke zwischen dem Hauptbahnhof und Altona über den Bahnhof Dammtor.