Hamburg. 80 Menschen sind zur öffentlicher Anhörung im Schulausschuss der Hamburgischen Bürgerschaft gekommen und äußerten sachliche Kritik.

Mit Kritik an einzelnen Standortplanungen, aber auch der Forderung nach einem intensiveren Dialog haben sich Eltern, Lehrer und auch ein Schüler bei der öffentlichen Anhörung des Schulausschusses der Bürgerschaft zum Entwurf des Schulentwicklungsplans (SEPL) zu Wort gemeldet. „Die Schulen wurden gar nicht wirklich in die Planung einbezogen. Schulen, Elternräte, Verbände und Kammern konnten im Nachhinein Stellungnahmen abgeben, aber wir wissen nicht, ob das auch berücksichtigt wird. Und das hier ist auch keine Dialogform“, sagte eine Lehrerin.

Rund 80 Interessierte waren zu der Anhörung in das Gebäude der Patriotischen Gesellschaft an der Trostbrücke gekommen. Der SEPL, der bislang als Referentenentwurf vorliegt, sieht den Neubau von 39 Schulen und Erweiterungen von 150 bis 200 vorhandenen Standorten vor. Prognosen sagen voraus, dass die Zahl der Schüler bis 2030 um rund 25.000 ansteigt.

Stadtteilschule statt Gymnasium in Eimsbüttel

„Wir waren komplett entsetzt. Der Entwurf ist mit heißer Nadel gestrickt und enthält keine Aussagen zu den pädagogischen Konzepten der Schulen“, sagte ein Vater. „Wir brauchen mehr Zeit für die Beratung, um mehr Menschen abzuholen“, sagte ein anderer.

Konkrete und mehrfach geäußerte Kritik an der Planung der Schulbehörde gab es bezogen auf einzelne Schulen und Regionen – von Schulsenator Ties Rabe (SPD) lässig „Hotspots“ genannt: Dazu zählen die Ida-Ehre-Schule in Eimsbüttel, die Max-Brauer-Schule in Bahrenfeld, die Stadtteilschule Walddörfer und der Region Wilhelmsburg/Veddel. „Es ist zu eng, wir sind 26 Kinder in einem viel zu kleinen Klassenraum. Die Luft ist schlecht. Die ganze Schule ist überfüllt“, sagte ein Schüler der Ida-Ehre-Schule. Sein Vorschlag: „Statt noch ein Gymnasium sollte lieber noch eine Stadtteilschule in Eimsbüttel gebaut werden.“

Kritik an geplanten Campusschulen

Breiten Raum nahm die Kritik an der Planung sogenannter Campusschulen ein, die Gymnasien und Stadtteilschulen unter einem Dach zusammenführen. „Das ist eine dritte Schulform“, kritisierte Mathias Morgenroth-Marwedel von der Vereinigung der Stadtteilschulleiter. „Da herrscht wieder das alte Prinzip: Die Spreu wird vom Weizen getrennt, und es entstehen Haupt- und Realschulklassen. Beide Schulformen an einem Standort zu trennen, ist kein Modell.“ Aber es gab auch sehr grundsätzliche Ideen: Dazu zählt der Vorschlag, Schulen und Kitas besser zu verzahnen oder Bildungscampusse mit Jugendzentren und öffentlichen Bücherhallen zu schaffen.

„Wir stehen aufgrund des Schülerwachstums vor einer großen Herausforderung. Der SEPL ist ein Bedarfsplan und kein pädagogischer Konzeptplan. Das war noch nie anders“, sagte Rabe in seiner Antwort. Nach dem Beschluss des Plans müsse mit den Schulgemeinschaften über die konkrete Ausgestaltung gesprochen werden. „Wir wollen Dialog, weil wir gemeinsame Lösungen wollen“, sagte der Senator, der ankündigte, dass es aufgrund der Stellungnahmen zu einer Überarbeitung des SEPL in einigen Punkten kommen werde.