Shanghai. 50-köpfige Delegation aus Politik und Wirtschaft in China und Japan. Thema Menschenrechte nicht auf der offiziellen Agenda.

Es gibt einfachere Termine, als die Volksrepublik zu besuchen in diesen Tagen. Erneut haben am Wochenende in Hongkong Zehntausende gegen die Politik der Volksrepublik China demonstriert und mehr Freiheiten eingefordert. Und genau jetzt besucht Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) mit einer großen Hamburger Delegation Shanghai.

Im offiziellen Programm geht es nicht um Menschenrechtsfragen, aber natürlich beeinflusst die angespannte Lage in der ehemaligen britischen Kronkolonie den Besuch. „Grundsätzlich geht es uns um die Themen Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft“, sagte der SPD-Politiker am Sonntag. „Wir werden uns an die Sprachregelung der Bundesregierung halten und hoffen sehr, dass die Auseinandersetzung gewaltfrei bleibt.“ Hamburg habe ein Interesse an einer stabilen Lage in Hongkong. „Die Situation dort werden wir nicht in den öffentlichen Runden, aber am Rande unserer Treffen ansprechen, wenn es sich ergibt.“ Tschentscher verweist auf die langen und intensiven Kontakte Hamburgs zu Shanghai, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreichen und 1986 in einer Städtepartnerschaft mündeten.

Schnellere Planungen in China

Dabei zeigte sich der Bürgermeister am ersten Tag seines Besuches von der 24-Millionen-Stadt beeindruckt. „Die Stadt und ihre Geschäfts und Wohnviertel wachsen sehr strukturiert“, sagt Tschentscher. „Der öffentliche Raum wirkt intakt.“ Die Planungen gingen in China sehr viel schneller, weil die Beteiligungsfrage nicht so zentral sei wie in Deutschland. Tatsächlich präsentiert sich die größte Hafenstadt der Welt an diesem Sonntag sehr lebendig – die bis zu achtspurigen Zubringerstraßen in die Stadt sind voll, aber nicht überfüllt. Durch die Innenstadt schieben sich Menschenmassen, die Geschäfte erinnern an europäische Metropolen: Es gibt Markengeschäfte von Adidas und Puma, Gucci und Tiffanys, Omega und Rolex, H&M und Porsche – überall ist der neue Wohlstand des Landes und einer neuen Mittelschicht erkennbar. In den vergangenen Jahrzehnten hat China 700 Millionen bis 800 Millionen Menschen aus der Armut geholt und das Land in atemberaubender Geschwindigkeit in die Moderne katapultiert.

Shanghai erinnert mit seinen farbig illuminierten Wolkenkratzern, seinen Dachterrassen und dem Nachtleben eher an New York als an das alte China – auch deshalb greifen die Proteste aus Hongkong bislang kaum auf andere Metropolen über. In Shanghai waren am Sonntagabend Zehntausende auf den Beinen, um den heißen Sommerabend zu genießen.

Rolle des Hamburger Hafens als Thema

In den kommenden Tagen wird die gut 50-köpfige Hamburger Delegation ein umfangreiches Programm in der Partnerstadt absolvieren. HHLA-Vorstandschefin Angela Titzrath wird am Montag die Rolle des Hamburger Hafens als digitaler Knotenpunkt der „Neuen Seidenstraße“ beleuchten. Mit diesem eine Billion Euro schweren Investitionsprogramm greift die chinesische Wirtschaft weit nach Westen aus und plant den Aufbau eines eurasischen Wirtschaftsraums. Gezielt investiert und hilft die Volksrepublik dabei beim Aufbau der Infrastruktur, um neue Märkte zu erschließen und Einfluss zu gewinnen. Beispielsweise haben die Chinesen den griechischen Hafen in Piräus gekauft, um ihn zu einem Drehkreuz im Mittelmeerhandel auszubauen, Vertreter der EU sehen das Investment nicht ohne Argwohn. „Wir haben eine Beziehung auf Augenhöhe“, sagt hingegen Tschentscher.

Als Höhepunkt der Tage in Shanghai soll eine Absichtserklärung unterzeichnet werden, die einen Ausbau der Städtepartnerschaft zum Ziel hat. Am Dienstag wird der Tross dann weiter in die japanische Partnerstadt Osaka reisen.