Hamburg. Zusätzliches Nahrungsangebot für Wildbienen in der Stadt. Vorbild ist Utrecht. Pilotprojekt mit 300 Haltestellen?

Die CDU-Opposition in der Bürgerschaft schlägt vor, die Dächer von Bushaltestellen zu begrünen. Vorbild ist die niederländische Stadt Utrecht, in der 300 Haltestellen mit Moosen, Gräsern und Blumen bepflanzt sind.

Wildbienen, wie Hummeln, sollen nach dem Willen der CDU auf Bushaltestellendächern Nahrung finden.
Wildbienen, wie Hummeln, sollen nach dem Willen der CDU auf Bushaltestellendächern Nahrung finden. © imageBROKER/ren

Die geringere Höhe der Unterstände im Vergleich zu Flachdächern auf Gebäuden bedeutet eine gute Sonneneinstrahlung und weniger Wind. Das sind gute Voraussetzungen, „um Bienen, Hummeln und anderen Insekten ein attraktives zusätzliches Nahrungsangebot zu ermög­lichen“, heißt es in dem CDU-Antrag, der dem Abendblatt vorliegt. Außerdem filterten die Pflanzen Feinstaub aus der Luft, dienten als Regenwasserspeicher und spendeten an heißen Tagen sogar etwas Abkühlung, heißt es weiter.

Dächer wären ideal

„Insekten und insbesondere Bienen sind entscheidend für den Fortbestand unseres Ökosystems. Umso wichtiger ist es, dass wir auch bei uns in Hamburg ein größeres Nahrungsangebot schaffen. Die Dächer der bisher ungenutzten Bushaltestellen bieten dafür ideale Bedingungen“, sagt der CDU-Abgeordnete Dennis Thering, tierschutzpolitischer Sprecher seiner Fraktion, der den Antrag zusammen mit seinen Fraktionskollegen und dem umweltpolitischen Sprecher Stephan Gamm erarbeitet hat.

„Saubere Luft ist wichtig für die Lebensqualität in Hamburg. Rund 10.000 Bushaltestellen des Hamburger Verkehrsverbundes bieten hier viel Potenzial in der Metropolregion, das wir endlich heben wollen“, sagt Gamm, der in der Dachbegrünung „einen unideologischen Weg für mehr Umweltschutz und Luftreinhaltung“ sieht.

Pilotprojekt mit 300 Haltestellen

Nach dem Willen der CDU soll der Senat zunächst ein Pilotprojekt mit mindestens 300 Bushaltestellen starten. Voraussetzung ist eine Einigung mit dem „Stadtmöblierer“ JCDecaux, dem die Unterstände gehören. In Utrecht übernehmen Mitarbeiter der Stadtverwaltung die Pflege und Wartung der Dächer. Auch andere Städte wie Düsseldorf planen, dem Beispiel der niederländischen Stadt zu folgen.

Wie die Antwort des Senats auf eine Kleine Anfrage von Thering und Gamm ergibt, hat sich die Zahl der Bienenvölker in Hamburg seit 2011 von 2195 auf 6206 fast verdreifacht. Mit weitem Abstand liegt der Bezirk Wandsbek mit 2075 Bienenvölkern vorn, gefolgt von Hamburg-Mitte mit 800 und Harburg mit 728 Völkern. Den geringsten Bestand weist Eimsbüttel mit 534 Bienenvölkern auf. Auch die Zahl der registrierten Bienenhalter ist im Laufe des Jahrzehnts deutlich gestiegen: von 410 im Jahr 2011 auf jetzt 1396 Frauen und Männer.

Bienenstrategie

Hamburg hat seit 2017 eine „Bienenstrategie“, mit der dem Bienensterben entgegengewirkt und das Imkereiwesen gefördert werden soll. Imker werden geschult und finanziell unterstützt. Der volkswirtschaftliche Nutzen der Bienen wird in Deutschland auf 2,7 Milliarden Euro geschätzt.