Hamburg. Es geht um eine gemeinsame digitale Plattform zum Austausch von Patientendaten. Asklepios schaltet den Bürgermeister ein.

Zwischen Hamburgs größten Krankenhausbetreibern Asklepios und UKE bahnt sich ein erbitterter Streit an, der auch den Senat und Bürgermeister Peter Tschentscher beschäftigen wird. Asklepios wirft dem UKE vor, eine gemeinsame digitale Plattform zum Austausch von Patientendaten zu blockieren. Diese Idee hatte der Krankenhauskonzern vor Monaten aufgebracht, um die Digitalisierung im Gesundheitswesen für alle Patienten voranzutreiben (das Abendblatt berichtete). Dabei ging es Asklepios darum, offene Lösungen für alle Kliniken zu entwickeln. Nun hat das UKE offenbar eine Plattform von einer Ausschreibung ausgeschlossen, die Asklepios schon eingeführt hat.

Weil die elektronische Gesundheitskarte seit Jahren hakt, wollen Ärzte, Krankenhäuser, Krankenkassen und Apotheken mit Online-Plattformen und Apps den Datenaustausch zeitgemäß gestalten. Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) drückt nach Jahren des politischen Stillstandes auf die digitale Tube.

Asklepios: Schwere Vorwürfe gegen das UKE

Dabei geht es darum, Doppeluntersuchungen zu vermeiden, Diagnosen, Behandlungsberichte und Rezepte für alle Beteiligten verfügbar zu machen – und um eine erhebliche Kostenersparnis.

Der Chief Operating Officer von Asklepios, Marco Walker, sagte: „Wenn große stark konkurrierende Konzerne wie Mercedes und BMW erkennen, dass es sich lohnt, im digitalen Zeitalter Car-Sharing und Zukunftstechnologien wie autonomes Fahren trotz Wettbewerb auf einer Plattform zusammenzubringen, hatten wir die Hoffnung, dies gemeinsam in Hamburg auch zwischen Krankenhäusern hinzubekommen.“ Die Absage des UKE an eine gemeinsame Plattform sei ein „schwerer Rückschlag“ für die Initiative Hamburg Health Harbour der Gesundheitsbehörde von Cornelia Prüfer-Storcks (SPD).

Der Hintergrund ist, dass sich das UKE in einer Ausschreibung für eine neue elektronische Patientenakte offenbar gegen ein einheitliches System entschieden hat. Dabei, so Asklepios, sei das Klinikinformationssystem (KIS) der Firma Meierhofer, das es im UKE schon im Universitären Herzzentrum gab, ausgeschlossen worden. Das UKE entgegnete, das in seinem Herzzentrum benutzte System sei ein spezielles. Es handele sich nicht um Klinikinformationssystem (KIS) und elektronische Patientenakte. Auch im Herz- und Gefäßzentrum sei die UKE-weite elektronische Patientenakte im Einsatz

Asklepios hatte das KIS-System auch in Rissen, Wandsbek und St. Georg eingeführt und wollte es ausbauen.

Krankenhäuser: Brisante Konstellation im Hamburger Senat

Asklepios-Vorstand Walker sprach von einer nicht sachgerechten „Diskriminierung“. Das UKE wolle seine Daten in einem Silo speichern. Walker warf dem UKE „ein übersteigertes Konkurrenzdenken und Eifersüchtelei“ vor. Denn Asklepios hatte vor drei Jahren eine Minderheitsbeteiligung an Meierhofer von 42 Prozent gekauft. Asklepios habe allerdings signalisiert, dass sich auch das UKE an der Firma beteiligen könne.

Das UKE teilte über seine Sprecherin Saskia Lemm mit, dass das Ausschreibungsverfahren dazu diene, "die beste Lösung zur weiterführenden Digitalisierung von klinischen, wissenschaftlichen und Lehraufgaben für die Zukunft zu finden". Als Uni-Klinikum benötige man "hochspezialisierte Lösungen, um Synergien nutzen zu können und unsere Forschung noch schneller ans Krankenbett und somit zum Patienten zu bringen". Das klingt nach Absage an Asklepios, auch wenn man betont, man wolle die Vernetzung in Hamburg vorantreiben.

Asklepios-Sprecher Rune Hoffmann sagte dem Abendblatt, es sei erstaunlich, dass es neben der Firma Meierhofer fünf weitere Firmen gebe, die etwas anböten, was Meierhofer nicht anbieten könne. Meierhofer sei nachgewiesenermaßen in Deutschland, Österreich und der Schweiz unter den Top drei.

Asklepios hat Bürgermeister Tschentscher eingeschaltet. Pikant: Tschentscher hatte jahrelang als Arzt im UKE gearbeitet. Die Aufsicht über das UKE hat die Wissenschaftsbehörde von Katharina Fegebank (Grüne). Hamburg ist außerdem mit 25,1 Prozent an den Hamburger Krankenhäusern von Asklepios beteiligt und sitzt im Aufsichtsrat.