Hamburg . Bouffier würdigt Merkel mit Seitenhieb auf HSV. Alles Wissenswerte rund um die Wahl des neuen CDU-Vorsitzenden im Live-Blog.
Für Bundeskanzlerin Angela Merkel geht die 18-jährige Ära als CDU-Chefin heute bei dem historischen Parteitag in Hamburg zu Ende. Als Bundeskanzlerin wird Merkel aber weitermachen. Heute wählen die Christdemokraten eine neue Parteispitze. Um Merkels Nachfolge bewerben sich Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer, der frühere Unionsfraktionschef Friedrich Merz und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Weitere Kandidatenmeldungen sind am Vormittag noch möglich. Es deutet sich jedoch ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Kramp-Karrenbauer und Merz an.
Angela Merkel wurde am 17. Juli 1954 im Hamburger Elim-Krankenhaus an der Hohen Weide geboren und lebte kurzzeitig in der Isestraße, ehe sie mit ihrer Familie "in den Osten" zog. Ausgerechnet in Hamburg endet nun zumindest ihre Regentschaft als CDU-Vorsitzende.
Das Abendblatt berichtet im Live-Blog von den Hamburg-Aspekten dieses historischen Parteitags.
"Treuer Gast bei Bundesparteitagen" – Vitali Klitschko
Auch der ehemalige Box-Weltmeister und Kiew-Bürgermeister Vitali Klitschko – ein bekennender Merkel-Fan – war zu Gast beim CDU-Parteitag. Er sei ein "treuer Gast bei Bundesparteitagen der CDU", twitterte Jürgen Hardt, außenpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.
Bouffier würdigt Merkel mit Seitenhieb auf den HSV
Der stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende und hessische Ministerpräsident Volker Bouffier nutzte in seiner Rede den Trainerverschleiß beim HSV, um Merkels 18-jährige Amtszeit zu würdigen. Er sagte: "In dieser Zeit hat der Hamburger Sportverein 24 Trainer verbraucht."
Partei schenkt Merkel Taktstock von Kent Nagano
Zum Abschied wurde Angela Merkel der Taktstock von Kent Nagano, dem Chef der Hamburger Staatsoper, überreicht. Mit diesem hatte Nagano während des G20-Gipfels in Hamburg Beethovens 9. in der Elbphilharmonie dirigiert. Zur Begründung sagte Volker Bouffier, der Job einer CDU-Chefin ähnele dem eines Dirigenten.
In sozialen Medien wurde das Abschiedsgeschenk nicht nur positiv kommentiert. Angesichts der schweren Krawalle beim G20-Gipfel in Hamburg äußerten sich einige Nutzer äußerst kritisch.
Roland Heintze dankt Merkel für 18 Jahre
Auch über die sozialen Medien sprach der Hamburger CDU-Landesvorsitzende Roland Heintze Angela Merkel seinen Dank für 18 Jahre als Parteivorsitzende aus. "Es war eine Ehre", schrieb Heintze via Twitter.
Parteitag oder Party?
Beim futuristisch anmutenden Stand der Jungen Union denkt man nicht zwingend an ein Parteitagtreffen. Eher an eine Party in einem Club. Der "Maschinenraum" der jungen Christdemokraten ist definitiv der coolste Stand beim historischen CDU-Parteitag.
Hamburger CDU-Mann übernimmt Leitung des Parteitages
An diesen Tag wird sich Roland Heintze noch lange erinnern: Um 10.57 Uhr am Freitag hat die scheidende CDU-Bundesvorsitzende Angela Merkel die Leitung des Parteitags an den Hamburger CDU-Landesvorsitzenden übergeben. Vier Minuten später hatte der 45-Jährige die erste Abstimmung erfolgreich organisiert: Die 1001 Delegierten stimmten zu, dass noch bis 12.30 Uhr Bewerber um den Parteivorsitz vorgeschlagen werden dürfen. In seiner kurzen Begrüßungsrede scherzte Heintze über das Nieselwetter („Hamburg macht seinem Ruf alle Ehre“), warb für die Elbphilharmonie (und dankte dem anwesenden Ex-Bürgermeister Ole von Beust für das Projekt), den Hafen als Exportdrehscheibe, die leider etwas stocke („Schuld ist Rot-Grün“) und die Speicherstadt.
„Hamburg ist ein gutes Pflaster für CDU-Parteitage“, sagte Heintze und erinnerte an den Vereinigungs-Parteitag 1990 und die Verabschiedung eines neuen Grundsatzprogramms 1994 – beides an der Elbe. „Liebe Freunde, lasst uns diesen Geist wiederbeleben“, rief Heintze die Delegierten auf. Der Dreikampf um die Merkel-Nachfolge habe der Partei gut getan, befand Heintze. Außerdem sei das faire öffentliche Ringen „das beste Mittel gegen Politikverdrossenheit“. Der scheidenden Parteivorsitzenden Angela Merkel zollte er großen „Respekt“ für 18 Jahre an der Spitze der CDU. Sie habe auch in stürmischen Zeiten „ nie aufgegeben“ und damit typisch hanseatische Tugenden gezeigt – Merkel ist gebürtige Hamburgerin. Nach sieben Minuten bekam Heintze warmen Applaus der Delegierten und Gäste.
Viel Herzlichkeit unter zwei Kandidaten
Sie drücken sich, Küsschen links, Küsschen rechts und sie hilft ihm sogar beim Richten des Jackets: Die Kandidaten Annegret Kramp-Karrenbauer and Jens Spahn zeigen sich am Freitag bester Laune – und gehen (noch) herzlich miteinander um. Kurz gesagt: Küsschen vor dem Sturm.
Hamburger CDU freut sich über die Sitzplätze
Sitzplätze in der ersten Reihe sind bekanntlich beliebt. Das gilt auch für Parteitage. Über Twitter teilte die CDU Hamburg ihre Freude über die vorderen Plätze in der Halle.
Bergarbeiter und Jusos demonstrieren vor Messehallen
Rund 80 Bergarbeiter aus der Lausitz haben vor dem Beginn des CDU-Parteitags in Hamburg gegen einen schnellen Kohleausstieg und für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze demonstriert. Vor dem Haupteingang der Messe hielten sie den eintreffenden Delegierten am Freitagvormittag Banner mit Aufschriften wie „Wir lassen die Lausitz nicht ausradieren“ und „Unsere Arbeit sichert Wohlstand“ entgegen. Die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie fordert, Kohlekraftwerke so lange weiter zu betreiben, „bis der maximale Strombedarf aus anderen Quellen wettbewerbsfähig gesichert werden kann“.
Kleiner fiel der Protest der Hamburger Jusos aus. Rund zwei Dutzend Mitglieder der SPD-Jugendorganisation hielten Plakate von Annegret Kramp-Karrenbauer, Friedrich Merz und Jens Spahn in die Höhe und verteilten Flyer mit der Aufschrift „Gegen welche Minderheit wollen Sie stimmen?“. Die Jusos werfen den drei Politikern vor, sich in der Vergangenheit abfällig gegenüber einzelnen Bevölkerungsgruppen geäußert zu haben – etwa gegenüber Homosexuellen, Muslimen und sozial schwachen Bürgern.
Delegierte werden mit Lebkuchen und von Journalisten begrüßt
In den Hamburger Messehallen erwartete die Delegierten eine süße Überraschung: Sie konnten sich vor dem Start des historischen Parteitags mit blau umrandeten Lebkuchenherzen stärken, die die Aufschrift "CDU Hamburg" trugen. Die drei Kadidaten Annegret Kramp-Karrenbauer, Friedrich Merz und Jens Spahn erschienen alle begleitet von einem großen Medienaufgebot in der Halle. Bevor die 1001 Delegierten am Nachmittag über die neue Parteiführung entscheiden, hält Merkel ihre letzte Rede als CDU-Chefin. In den Messehallen haben sich dazu auch rund 1500 Gäste des Parteitags eingefunden. 2000 Journalisten aus aller Welt sind akkreditiert.
Tag startet für die CDU mit Gottesdienst
Bevor sich die Delegierten am Freitag in den Messehallen einfanden, konnten sie zuvor bei einem ökumenischen Gottesdienst im Michel um Beistand von oben bitten. "Eine knappe Stunde zur Besinnung auf das Wesentliche", schrieb Ulrich Scharlack, Sprecher der CDU/CSU Bundestagsfraktion, bei Twitter.