Das Netz soll zum Jahreswechsel von Vattenfall an die Stadt übergehen. Was Hamburg für sein Fernwärmenetz bezahlen muss.

Hamburg. Nun ist es (fast) vollbracht: Die Stadt Hamburg hat am Donnerstag, einen Tag vor Fristablauf, notariell gegenüber dem Energiekonzern Vattenfall erklärt, dass sie von der Option zum Rückkauf des Fernwärmenetzes Gebrauch macht (sogenannte Call-Option). Damit sollen auch die noch von Vattenfall gehaltenen 74,9 Prozent des Fernwärmenetzes zum Jahreswechsel an die Stadt übergehen.

Obwohl das Netz laut unterschiedlicher Gutachten weniger wert ist, zahlt die Stadt für den 2014 mit Vattenfall vereinbarten Mindestpreis von 950 Millionen Euro. Da sie 2012 bereits 325 Millionen Euro für einen Anteil von 25,1 Prozent überwiesen hat, werden noch 625 Millionen Euro fällig.

Senat lehnt Moorburg-Anschluss ab

Damit soll der Volksentscheid zum Rückkauf der Energienetze von 2013 2019 vollständig umgesetzt sein. Das Strom- und das Gasnetz sind bereits wieder in städtischer Hand. Ziel der Stadt ist es, die Fernwärme zu weiten Teilen auf regenerative Energie umzustellen und das Kohlkraftwerk Wedel bis 2023 vom Netz zu nehmen. Dafür sind umfangreiche Investitionen und der Bau einer Leitung unter der Elbe nötig.

CDU und FDP fürchten daher massive Preiserhöhungen für die Hamburger Wärmekunden und plädierten bis zuletzt für einen Anschluss an das Kohlekraftwerk Moorburg. Das lehnten Grüne und SPD mit Verweis auf den Klimaschutz ab.

Dressel hofft auf schnelle Umsetzung

Als weiterer formaler Schritt muss nun laut Senat ein Kauf- und Übertragungsvertrag erarbeitet und gemeinsam unterzeichnet werden. „Mit der Ausübung der Call-Option gehen wir wie beschlossen und zugesagt den nächsten Schritt zur vollständigen Übernahme des Fernwärmenetzes in öffentliche Hand“, sagte Finanzsenator Andreas Dressel (SPD). „So wie beim Strom- und Gasnetz wird der Volksentscheid auch bei der Fernwärme konsequent umgesetzt. So schaffen wir die Voraussetzungen, damit die Hamburgerinnen und Hamburger bald formal Klarheit über den künftigen Betrieb des Fernwärmenetzes in öffentlicher Hand haben.“

Der Übergang sei mit der Optionsausübung zwar noch nicht vollständig abgeschlossen, so Dressel. „Wir sind aber zuversichtlich, die noch ausstehenden Punkte gemeinsam mit Vattenfall sowie zahlreichen weiteren Beteiligten kooperativ und schnellstmöglich umzusetzen.“

Hamburgs BUND-Chef Manfred Braasch lobte die Umsetzung des Volksentscheides. „Bürgermeister und Senat halten weiter Wort, heute ist die vollständige Rekommunalisierung einen wichtigen Schritt vorangekommen“, so Braasch. „Vattenfall hat angekündigt, den Übernahmeprozess konstruktiv zu begleiten – wir hoffen, dass das so bleibt. In den nächsten Wochen muss es jetzt darum gehen, eine neue schlagkräftige Geschäftsführung zu etablieren und endlich den kohlefreien Ersatz für das alte Kraftwerk Wedel auf den Weg zu bringen.“