Hamburg. Bei einem seiner mutmaßlich letzten Auftritte stellte der Bürgermeister ein neues Projekt vor: ein Bachelor-Studium für Azubis.

„In Deutschland geht nun eine lange Hängepartie zu Ende“, sagte Olaf Scholz, womit er das Votum der SPD-Mitglieder für eine Neuauflage der Großen Koalition meinte. Die Hängepartie zu seiner eigenen Zukunft allerdings läuft weiter. Wird Hamburgs Bürgermeister nun Bundesfinanzminister in Berlin oder nicht?

Diese Frage brauchten Journalisten am Dienstag im Rathaus gar nicht erst zu stellen, weil Scholz auf die ihm eigene Art deutlich machte, dass immer noch nichts spruchreif ist, es aber wirklich nicht mehr lange dauern werde: Es seien nun die „letzten Tage“ gekommen, „in denen entschieden wird, wer die drei Männer und Frauen sind, die in Zukunft dem Kabinett als Sozialdemokraten angehören werden“, sagte der 59-Jährige. „Ich bin sehr erleichtert, dass spätestens dann alles das gesagt werden kann, was zu sagen ist.“

Warum Scholz schnell zurücktreten muss

Als sich das Gelächter im Raum gelegt hatte, versuchte es eine Journalistin trotzdem: „Na, was machen sie künftig immer so dienstags?“ Scholz: „Na, vielleicht sehen wir uns nächsten Dienstag hier.“ Dienstags stellen Scholz und die Senatoren normalerweise Beschlüsse des Senats vor – der nächste Dienstag ist allerdings der Tag vor der geplanten Wiederwahl von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Vor diesem Akt müsste Scholz seinen Rücktritt als Hamburger Bürgermeister erklären, um dem künftigen Kabinett anzugehören.

Dann könnte die Nachfolge für das Bürgermeisteramt am 24. März auf einem außerordentlichen Landesparteitag der Hamburger SPD geregelt werden. Als Favorit gilt SPD-Fraktionschef Andreas Dressel.

Erweiterte Berufsausbildung in Hamburg

So bedeckt sich Olaf Scholz am Dienstag zu einem Wechsel in die Hauptstadt hielt, so wortreich erläuterte er die Pläne für eine erweiterte Berufsausbildung in Hamburg. Neben sich auf dem Podium hatte der Bürgermeister zehn weitere Beteiligte versammelt, unter ihnen Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) und Schulsenator Ties Rabe (SPD). Das Wort ergriff allerdings meistens Scholz.

Ziel sei es, dass Azubis im Rahmen ihrer Berufsausbildung innerhalb von vier Jahren zugleich ein Bachelor-Studium absolvieren können, sagte der Bürgermeister. Nachdem die Politik für einen besseren Übergang von der Schule in den Beruf gesorgt habe, gehe es nun um die „nächste ganz große Innovation, indem wir die Berufsausbildung attraktiv machen für die Zukunft“. Hamburg könne bundesweit eine Vorreiterrolle einnehmen, sagte Scholz.

Noch befindet sich das Projekt allerdings in einem frühen Stadium: Erst ab 2020 wird die studienintegrierte Ausbildung starten. Wie die Bewerber ausgewählt werden, stehe noch nicht fest, sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD). Die erweiterte Ausbildung soll für die Azubis kostenlos sein – welche Kosten für die Stadt entstehen, ist unklar.

250 Azubis pro Jahr im neuen Programm

Für welche „ausgewählten Berufe“ genau das Angebot gelten soll, stehe auch noch nicht fest, sagte Rabe. Voraussichtlich soll die studienintegrierte Ausbildung zunächst für kaufmännische Berufe und einige technische Berufe angeboten werden.

Klar ist, dass die erweiterte Berufsbildung jungen Menschen mit Abitur oder Fachhochschulreife offen stehen soll. Für vier Jahre seien zunächst 1000 Plätze vorgesehen – jedes Jahr könnten also 250 Azubis starten, sagte Rabe. Klar ist für den Senator auch: „Das soll kein Bachelor light werden.“ Die neue Fachhochschule soll akkreditiert werden, damit ein weiterführendes Master-Studium möglich ist. Die Wirtschaft suche zunehmend Fachkräfte, die durch eine Ausbildung die Arbeit in Betrieben kennen und über wissenschaftliches Kenntnisse verfügen, sagte Rabe.

Die künftige Berufliche Hochschule Hamburg soll im Hamburger Institut für Berufliche Bildung integriert werden – es wird also kein neues Gebäude geben. Lernorte sollten neben der Beruflichen Hochschule wie bisher der Ausbildungsbetrieb und die jeweils zuständige Berufsschule sein. Die Studieninhalte sollen ab dem ersten Ausbildungsjahr gelehrt werden, schwerpunktmäßig aber im vierten Ausbildungsjahr. Wer die Berufliche Hochschule besucht, kann sich nach zwei Jahren entscheiden, doch nur die klassische Berufsausbildung ohne einen Bachelor abzuschließen.

Unternehmensvertreter loben Pläne des Senats

Während ein duales Studium zwar Stationen in einem Betrieb beinhaltet, aber in der Regel keinen Ausbildungsabschluss vorsieht, ist ein solcher in der erweiterten Berufsausbildung fest vorgesehen. Im Gegensatz dazu liegt der Schwerpunkt im dualen Studium auf den Hochschulinhalten, am Ende steht in der Regel ein Masterabschluss.

Lobend äußerten sich am Dienstag Unternehmensvertreter. Das neue Modell mache die Ausbildung auch für leistungsstarke Schulabgänger attraktiv, sagte André Mücke, Vizepräses der Handelskammer. „Die jungen Leute müssen ihre Berufswegeentscheidung erst nach einer zweijährigen Grundstufe treffen. Das reduziert Fehlentscheidungen und Abbrüche.“ Die erweiterte Ausbildung sorge für die von der Wirtschaft seit langem geforderte Durchlässigkeit, sagte Michael Thomas Fröhlich, Geschäftsführer des Verbands UVNord. Nach den Worten von Handwerkskammer-Präsident Josef Katzer stärkt das Vorhaben „die wichtige Gleichstellung von beruflicher und akademischer Bildung“.