Hamburg. Landesvorsitzender will Bernd Baumann nicht bleiben. An der “Gesinnung“ seines möglichen Nachfolgers Alexander Wolf zweifelt er nicht.

Vor dem Landesparteitag am Wochenende stellte sich der scheidende Vorsitzende Bernd Baumann den Fragen des Hamburger Abendblatts.

Hamburger Abendblatt: Herr Baumann, Ihre Partei wählt am Wochenende einen Landesvorsitzenden. Es heißt, Sie als Amtsinhaber würden nicht wieder antreten?

Bernd Baumann: Ich hätte das gern getan. Aber meine neue Aufgabe als Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der AfD-Fraktion im Bundestag lässt das zeitlich nicht zu. Wir können ja nicht wie die anderen Parteien auf bewährte Strukturen zurückgreifen, sondern müssen die komplette Fraktion erst einmal aufbauen – das sind inklusive Referenten, wissenschaftlichen Mitarbeitern und Sekretärinnen etwa 500 Leute. Gleichzeitig muss ich als Parlamentarischer Geschäftsführer vom Start weg auf Augenhöhe mit den anderen Fraktionen in den Debatten im Plenum agieren. Daher kann ich nicht noch nebenbei den Landesverband Hamburg führen. Ich bewerbe mich aber um einen Sitz im Vorstand.

Wen wünschen Sie sich als Nachfolger?

Jemanden, der die Geschlossenheit der Partei sichern und die Zusammenarbeit mit der Fraktion gut organisieren kann.

Eine Bewerberin soll Nicole Jordan sein, die sich gerade mit Fraktionschef Jörn Kruse und dem Fraktionsmitarbeiter Thorsten Prenzler vor dem Arbeitsgericht streitet...

Das ist ein laufendes Verfahren, daher möchte ich das nicht kommentieren.

Außerdem bewirbt sich der Co-Fraktionsvorsitzende Alexander Wolf, der gerade mit einem von ihm herausgegebenen Buch „Nationale Lieder“ Schlagzeilen macht, in dem auch Lieder der Hitlerjugend enthalten sind.

Das Buch erschien vor 23 Jahren und enthielt nichts, was verboten war. Ich kenne Alexander Wolf seit vier Jahren als zutiefst bürgerlich-konservativen Menschen. Ich zweifle deshalb nicht an seiner Gesinnung und Eignung.

Auch Ihr Stellvertreter Dirk Nockemann hat seine Kandidatur verkündet. Was halten Sie davon?

Der Parteitag mit den Parteimitgliedern entscheidet als Souverän allein, wen er wählt. Im Vorwege kommentiere ich da nichts.

Es heißt, zwischen Ihnen und Nockemann knirsche es häufiger.

Alle Mitglieder von Vorstand und Fraktion der AfD in Hamburg haben im Kern gut zusammen gearbeitet.

Mitglieder zerren sich gegenseitig vor Gericht, machen mit Nazi-Liedern Schlagzeilen und streiten sich öffentlich über den Landesvorsitz – was ist da los in der Hamburger AfD?

Das mit den Liedern habe ich schon kommentiert. Ansonsten gibt es in allen Landesverbänden das gleiche Grundthema: Die AfD existiert erst seit vier Jahren, und wir kennen uns noch nicht so gut. Das führt zu inhaltlichen und persönlichen Reibereien und war bei den Grünen oder bei den Piraten doch weit schlimmer. Der Landesverband Hamburg war unter meiner Führung zwei Jahre lang recht stabil und gut organisiert. Jetzt bin ich in Berlin und auch die aktuelle Diskussion wird bald vorbei sein.