Hamburg. Schulsenator Ties Rabe stellte die Pläne am Freitag vor. Die Reform weicht vom Vorschlag der Expertenkommission deutlich ab.
Der rot-grüne Senat will die universitäre Ausbildung der Lehrer grundlegend reformieren. Künftig soll es einen eigenständigen Studiengang für das Lehramt an Grundschulen geben. Für die neue Schulform Stadtteilschule ist das jedoch nicht vorgesehen: Über das Gymnasial-Lehramtsstudium werden die Pädagogen in Zukunft sowohl für Gymnasien als auch für Stadtteilschulen ausgebildet. Das bisherige Kombi-Lehramt für Grund-, Haupt- und Realschulen (GHR) entfällt, da es auch keine Haupt- und Realschulen mehr in Hamburg gibt.
Die größten Veränderungen werden die künftigen Grundschullehrer erleben: Jeder angehende Pädagoge muss drei Fächer studieren (bislang zwei), von denen allerdings Deutsch und Mathematik Pflicht sind. Das dritte Fach darf der Studierende dazu wählen. „Wir sind davon überzeugt, dass es sich bei Deutsch und Mathematik um Schlüsselqualifikationen handelt, die erforderlich sind, um später einmal im Berufsleben erfolgreich zu sein und am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen“, sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD).
Senat weicht vom Vorschlag der Experten ab
Der Studiengang für das Lehramt an Gymnasien mit der Lehrbefähigung in zwei Unterrichtsfächern bleibt im Kern unverändert. Besonders der hohe Anteil der fachlichen und fachdidaktischen Ausbildung soll erhalten bleiben. Mit der Vereinheitlichung der Lehrerausbildung für Gymnasien und Stadtteilschulen weicht der rot-grüne Senat von dem Vorschlag der von ihm eingerichteten Expertenkommission ab. Die Wissenschaftler und Schulpraktiker unter Leitung des Münsteraner Bildungswissenschaftlers Prof. Ewald Tenhart hatten ein eigenständiges Lehramt für Stadtteilschulen vorgeschlagen.
„Schon jetzt hat sich der Einsatz von Gymnasiallehrern an Stadtteilschulen außerordentlich bewährt“, sagte Rabe bei der Vorstellung der Pläne im Rathaus. Schon jetzt unterrichten etwa gleich viel Gymnasiallehrer (40 Prozent) und GHR-Lehrer (42 Prozent) an Stadtteilschulen. Zudem sind Sozial- und Sonderschulpädagogen sowie Berufsschullehrer an dieser Schulform vertreten. Einen weiteren Vorzug sieht Rabe darin, dass künftig alle Lehrer an Stadtteilschulen wegen ihrer Gymnasial-Qualifikation ihre Schüler bis in die Oberstufe und zum Abitur begleiten. Es gebe außerdem die höchsten Bewerberquoten bei diesem Lehramt.
Schul- und Wissenschaftsbehörde haben die Reform der Lehrerbildung gemeinsam erarbeitet. „Wir brauchen das bestmögliche Studium für unsere angehenden Lehrkräfte. Der gemeinsame Vorschlag von Bildungs- und Wissenschaftsbehörde legt dafür eine zukunftsweisende Grundlage“, sagte Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne). Die Hochschulen müssten jetzt die veränderten Studiengänge und Lehrinhalte entwickeln. Vom Wintersemester 2019 / 20 an sollen die Lehramtsstudenten nach den neuen Regeln ausgebildet werden.
Opposition kritisiert Reform
Kritik kam von der Opposition. „Warum nun durch Gymnasiallehrer die Stadtteilschulen zu Pseudogymnasien gemacht werden sollen, ist unverständlich“, sagte die CDU-Schulpolitikerin Birgit Stöver, die bezweifelt, dass die Stadtteilschulen stärker angewählt werden, weil dort in Zukunft nur Gymnasiallehrer unterrichten. „Die Einführung des Einheitsschullehrers bringt die Einheitsschule durch die Hintertür“, sagte auch FDP-Fraktionschefin Anna von Treuenfels-Frowein. „Damit legt Rot-Grün die Axt an die Stadtteilschulen.“
Linken-Fraktionschefin Sabine Boeddinghaus kritisiert, dass es ein eigenständiges Grundschullehramt geben soll. „Das wird die entscheidende Begleitung der Schüler beim sensiblen Übergang zu den weiterführenden Schulen enorm erschweren“ , sagte Boeddinghaus. Die Pflicht der angehenden Lehrer, die Fächer Deutsch und Mathematik zu wählen, führe dazu, dass „die Freiheit der pädagogischen Ausrichtung zu Lasten anderer Unterrichtsfächer unangemessen beschnitten“ werde.