Hamburg. Staatsanwaltschaft ermittelt gegen UKE und Lungenclinic. FDP-Gesundheitsexperte Schinneburg “schockiert“.
Die Affäre um verschwundene Akten und den vermeintlichen Organspende-Skandal am Universitätsklinikum Eppendorf und der Lungenclinic in Großhansdorf hat neue Brisanz erhalten. Die Staatsanwaltschaft Hamburg hat die im vergangenen Jahr noch fehlenden Patientenunterlagen beschlagnahmt und wertet sie derzeit aus. Von diesen Akten aus Großhansdorf erhoffen sich die Ermittler und auch Senat und Bürgerschaft Aufklärung über die Frage: Wurden Hamburger Patienten auf den Organspende-Ranglisten widerrechtlich nach oben gebracht – oder war der einzige Verstoß gegen das strenge Transplantationsgesetzt der, dass die Dokumente nicht vollständig waren?
Oberstaatsanwältin Nana Frombach sagte dem Abendblatt, der Manipulationsverdacht beruhe auf dem Bericht der Prüfungs- und Überwachungskommission der Bundesärztekammer. Die Kammer, deren Präsident der UKE-Arzt Prof. Frank Ulrich Montgomery ist, hatte schwere Vorwürfe gegen das UKE und die Fachklinik in Großhansdorf erhoben. So sollen Patientendaten manipuliert worden sein, um Schwerkranke (Status „lebensbedrohlich“) auf einer Rangliste für eine Lungentransplantation weiter nach oben zu bringen.
UKE bestreitet Manipulation bei Organspende
Das UKE wies die Manipulationsvorwürfe von sich, räumte aber ein: Durch unterschiedliche Dokumentationssysteme in Eppendorf (Digital) und Großhansdorf (Papier) seien einige der angeforderten Akten unauffindbar. Jetzt teilte eine UKE-Sprecherin mit: „Wir begrüßen, dass die vermeintlich verschwundenen Akten dem Vernehmen nach wieder vorliegen.“
FDP: Schockierende Aufklärung
Der Gesundheitsausschuss der Bürgerschaft hatte nach der Aufdeckung der Ungereimtheiten schnelle Antworten von Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) und Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) verlangt. FDP-Mann Wieland Schinnenburg hat jetzt auf eine Kleine Anfrage die Antwort erhalten, dass die fehlenden Unterlagen plötzlich wieder da seien: „Die Auskunft des Senats, dass die lange verschwundenen Unterlagen wieder aufgetaucht sind, ist schockierend. Offenbar sind sie doch nicht unauffindbar, wie bisher mitgeteilt wurde.“ Schinnenburg weiter: „Es kann nicht sein, dass hochsensible Patientendaten verschwinden und nach Jahren irgendwo wieder gefunden werden.“
Juristisch geht es um fahrlässige Körperverletzung, Urkundenunterdrückung und einen Verstoß gegen das Transplantationsgesetz. Hierbei ist entscheidend, ob Ärzte im UKE entgegen den Regeln tatsächlich ein Organ verpflanzt haben, wofür eine Gefängnisstrafe droht, oder „nur“ schlampig dokumentiert wurde.