Hamburg. Parteichef Roland Heintze liebäugelt mit dem Bundestag – auf Kosten des Abgeordneten Rüdiger Kruse. Der mobilisiert seine Truppen.

So richtig viele Posten gibt es in der Hamburger CDU nach dem 15,9-Prozent-Debakel bei der Bürgerschaftswahl 2015 derzeit nicht zu verteilen. Umso härter kann der Kampf um die wenigen Mandate ausfallen. Das zeigt sich dieser Tage im Kreisverband Eimsbüttel. Dort fürchtet der Bundestagsabgeordnete Rüdiger Kruse, dass ihm der ebenfalls aus Eimsbüttel stammende CDU-Landesvorsitzende Roland Heintze die erneute Kandidatur 2017 streitig machen könnte.

Deswegen hat Kruse, der auch Kreisvorsitzender der CDU Eimsbüttel ist, die Eimsbüttler Ortsvorsitzenden kürzlich darauf eingeschworen, ihn beim Kampf um einen guten Platz auf der CDU-Landesliste zu unterstützen – und Heintze zu einer Verzichtserklärung zu drängen. Andernfalls, so heißt es, könne Heintze nicht mit Unterstützung seines Heimatkreises Eimsbüttel bei seiner neuerlichen Kandidatur für den Landesvorsitz im Sommer rechnen.

Heintze soll klare Erklärung abgeben

Zwar hatte Heintze vor seiner Wahl zum Landesvorsitzenden im März 2015 klar gesagt: „Ich kandidiere nicht für den Bundestag.“ Kruse hatte daraufhin darauf verzichtet, gegen Heintze für den CDU-Chefposten zu kandidieren. Zuletzt aber hatte Heintze durchblicken lassen, dass der Bundestag doch eine Option für ihn sein könnte. Da der Kreis Eimsbüttel wohl kaum zwei Kandidaten auf die Landesliste bekommt, wäre das wohl das Ende für Kruse, der nun seine Truppen sammelt.

„Die Eimsbüttler Ortsvorsitzenden sind der Ansicht, dass Rüdiger Kruse unser Bundestagsabgeordneter bleiben soll“, sagte Michael Westenberger, Chef des Ortsverbands Harvestehude/Rotherbaum, dem Abendblatt. „Er ist einer der erfolgreichsten Hamburger Bundestagsabgeordneten. Ich plädiere dafür, dass Roland Heintze eine klare Erklärung abgibt, dass er nicht für den Bundestag kandidieren will.“ Ähnlich äußerten sich auch andere prominente Eimsbüttler CDU-Politiker.

Ortsverband Eidelstedt verweigert sich Kruse

Allein der Ortsverband Eidelstedt verweigert sich offenbar der Linie Kruses – und beschloss schon jetzt, Heintze bei seiner Kandidatur für den Landesvorsitz zu unterstützen. Kruse soll verärgert reagiert und den Eidelstedtern deutlich gemacht haben, dass das negative Folgen für sie habe.

Während Kruse sich am Sonntag nicht zu der Diskussion äußern wollte, machte Heintze deutlich, dass er von einem klaren Nein zur Bundestagskandidatur nichts mehr wissen will. „Ich finde es zu früh, jetzt schon darüber zu spekulieren, wie wir die Kandidaturen für die Bundestagswahlen 2017 am klügsten aufstellen“, sagte Heintze dem Abendblatt. „Für mich persönlich gilt, was ich immer gesagt habe: Ich möchte wieder politisch gestalten. Das Europaparlament ist da eine sehr spannende Option, aber auch Hamburg oder Berlin sind spannend. Ich werde mich nicht unter Druck setzen lassen und mir in der Sommerpause in aller Ruhe überlegen, wie es für mich weitergeht.“

Nach der Wahlniederlage 2015 habe für ihn „nicht Berlin, sondern die Restrukturierung der CDU Hamburg im Vordergrund“ gestanden, so Heintze. „Diese ist gelungen, und hier müssen wir weiterarbeiten, daher stelle ich mich zur Wiederwahl. Am Ende entscheiden die Mitglieder und Delegierten, wer die Partei führen soll und wen wir für Berlin aufstellen. Ich freue mich hier auf einen lebendigen Wettbewerb.“