Hamburg. Frank Horch ist der erste Hamburger Senator, der in offizieller Mission die Insel besucht. Die Erwartungen an die Reise sind groß.

Die Uhren ticken ein wenig anders auf Kuba. Wenn Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch an diesem Sonnabend in die Karibik aufbricht, dann weiß er noch nicht so ganz genau, wen er dort eigentlich auf staatlicher Seite treffen wird. Politiker, Ministerialbeamte, möglicherweise ist ein Mitglied der Castro-Familie darunter, die das sozialistische Land seit Jahrzehnten regiert. Doch die Behörden des Inselstaates entscheiden trotz langer Vorbereitung kurzfristig, mit welchen Gesprächspartnern sie die rund 40-köpfige Delegation aus der Hansestadt zusammenbringen werden.

Beim Kreuzfahrttourismus hat Kuba noch Nachholbedarf

In jedem Fall ist es eine Premiere. Horch ist der erste Hamburger Senator, der in offizieller Mission die kommunistische Karibikinsel bereist. Es geht darum, die Chancen auszuloten, die sich durch die stückweise Öffnung des Landes für Hamburger Firmen ergeben. Zwar ist die kubanische Wirtschaft noch immer staatlich gelenkt, doch die Regierung ist darum bemüht, vermehrt ausländische Investoren ins Land zu holen. Schwerpunktthemen der gut einwöchigen Reise sind der Hafen, die maritime Industrie, Kreuzfahrt, Energiewirtschaft und Tourismus.

„In diesen Tagen werden die Weichen für die Zukunft auf Kuba entscheidend gestellt“, sagt Horch. Hamburg habe viele Kompetenzen in eben jenen Bereichen, deren Entwicklung die Regierung des Landes als vorrangig eingestuft habe. Dazu zähle das Transportwesen sowie die Hafen- und die Hinterlandlogistik. Zu den Mitreisenden gehören der Chef der Hamburger Hafenbehörde HPA, Jens Meier sowie der Reeder Hermann Ebel.

Der morbide Charme Havannas fasziniert nicht nur Touristen. Ausländische Investoren sehen hier Geschäftspotenzial
Der morbide Charme Havannas fasziniert nicht nur Touristen. Ausländische Investoren sehen hier Geschäftspotenzial © picture alliance / abaca | dpa Picture-Alliance / Bernard Patrick

Zusammenarbeiten könnten Kuba und Hamburg beim geplanten Umbau des Hafens von Havanna. Dieser wird bislang vor allem industriell genutzt, soll aber so umgestaltet werden, dass hier Kreuzfahrtschiffe vermehrt anlegen können. Hamburger Unternehmen könnten die notwendige Expertise in der Kreuzfahrtlogistik, im Tourismus sowie im Betrieb von Terminals beisteuern. Im Bereich der Kreuzfahrttouristik hat Kuba noch erheblichen Nachholbedarf. Zwar hat sich die Zahl der Reisenden, die über diesen Weg ins Land kamen im vergangenen Jahr verdreifacht, liegt mit gut 37.000 aber immer noch weit hinter anderen Destinationen in der Karibik.

Ein zweiter Schwerpunkt der Gespräche werden wirtschaftliche Potenziale in und um den Anfang 2014 eröffnete Hafen von Mariel sein, den Kuba zu einem bedeutenden Containerumschlagplatz in der Karibik machen möchte. Auch hier könnten Hamburger Unternehmen mit ihrem Fachwissen behilflich sein. Interessant könnte zudem die an den Hafen von Mariel angeschlossene Sonderwirtschaftszone sein, in der sich nach dem Willen der kubanischen Regierung ausländische Firmen ansiedeln sollen.

Bislang ist die wirtschaftliche Verbindung zwischen dem Hamburger und den kubanischen Häfen noch übersichtlich, legt aber zu. Wurden 2013 rund 124.000 Tonnen über den Hamburger Hafen nach Kuba versandt, so hat sich die Ausfuhr 2014 auf 275.000 Tonnen mehr als verdoppelt. Aus Kuba empfangene Güter gingen allerdings von 100.000 Tonnen auf 72.500 zurück. Aus dem Inselstaat kommen vor allem Nahrungsmittel und Tabakwaren, nach Kuba gehen Maschinen, Medikamente Kraftfahrzeuge und Ersatzteile.

Insgesamt spielt der Inselstaat für Hamburger Firmen eher eine untergeordnete Rolle. Laut Handelskammer steht Kuba auf Platz 94 von 194 der Hamburger Außenhandelsstatistik. Am Rande seines Besuchs wird Horch auch die Menschenrechtslage, sowie generelle juristische Themen ansprechen. Trotz der Öffnung gen Westen ist Kuba nach wie vor ein sozialistischer Einparteienstaat, der die Opposition unterdrückt. Allein im September dieses Jahres sollen weit über 800 Dissidenten in dem Land verhaftet worden sein.

Eine weitere Station der Hamburger Delegation wird Miami sein, Hochburg der amerikanischen Kreuzfahrtindustrie. Konkret wird es darum gehen, mehr Schiffe der US-Konzerne in den Hamburger Hafen zu locken.