Hamburg. Kerstan begrüßt Offensive der Stadtreinigung, Bio- und Papiertonnen zur Not auch zwangsweise aufstellen zu lassen. Das sind die Kosten.

Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne ) will Recyclingmuffel nicht länger gewähren lassen. „In unserer Stadt ist bei diesem Thema schon viel passiert, aber es ist noch deutlich Luft nach oben“, sagte Jens Kerstan dem Abendblatt. „In Hamburg gilt die Pflicht zur Aufstellung von Recyclingtonnen. Vor vielen Einzelhäusern stehen die Tonnen bereits, in Mehrfamilienhäusern hinkt die Entwicklung leider oft noch hinterher. Schon vor Jahren wurde mit der Wohnungswirtschaft vereinbart, diese Anschlusspflicht verbindlich umzusetzen.“

Im ersten Schritt habe man „mit einigem Erfolg“ vor allem auf Freiwilligkeit gesetzt. „Ich begrüße es, dass die Stadtreinigung jetzt auch den nächsten Schritt geht und diejenigen Hauseigentümer, die bislang nicht reagiert haben, letztmalig an die geltende Rechtslage erinnert. Wir gehen davon aus, dass in den kommenden Wochen viele Bestellungen für neue gelbe, blaue oder grüne Tonnen eingehen werden.“ Diejenigen, die nicht reagierten und keine triftigen Gründe für eine Befreiung von der Pflicht geltend machen könnten, „müssen damit rechnen, dass sie in einem dritten Schritt die fehlenden Tonnen angeliefert bekommen und aufstellen müssen“. Ziel des Senats sei, „dass alle Bürger die Möglichkeit für eine haushaltsnahe Mülltrennung bekommen“.

Viele Hamburger Mieter, denen ihre Vermieter die Möglichkeit zur Mülltrennung vorbehalten, sind schon lange genervt – zumal sie auch für die dadurch höheren Kosten aufkommen müssen. Siegmund Chychla vom Mieterverein hatte bereits mit Blick auf die widerwilligen Vermieter betont: „Es gab genug Zeit für eine freiwillige Lösung, das hat nicht gefruchtet.“

Laut den neuesten Zahlen von Ende September gibt es in Hamburg derzeit 285.000 graue Restmülltonnen unterschiedlicher Größen, außerdem 120.000 grüne Biotonnen, was einer Quote von 55,2 Prozent aller Haushalte entspricht. Hinzu kommen 150.000 blaue Papiertonnen (66 Prozent). Nach wie vor macht der Restmüll nach Gewicht den deutlich größten Anteil des Hamburger Abfalls aus. Im Jahr 2014 entsorgte die Stadtreinigung insgesamt 457.000 Tonnen ungetrennten Restmüll. Hinzu kamen 58.500 Tonnen Biomüll, 58.400 Tonnen Altpapier und 5600 Tonnen des sehr leichten Wertstoffs.

Was die Tonnen kosten

Wer Müll trennt, kann auch Gebühren sparen, weil er nach Aufstellung einer blauen Altpapiertonne (kostenlos), einer grünen Biotonne (1,96 Euro im Monat für eine 120-Liter-Tonne) und einer gelben Wertstofftonne (kostenlos) die teure Restmülltonne verkleinern kann. Die schlägt bei wöchentlicher Leerung mit immerhin 15,18 Euro im Monat zu Buche. Die Wertstoffe können auch in den vorgeschriebenen gelben Säcken an den Abholungstagen an den Straßenrand gestellt werden.