Hamburg. Hamburger Landesverband will nach Rücktritt des Parteichefs Jörn Kruse offenbar eine Spaltung vermeiden.

Die Folgen des Sturzes von Bernd Lucke als Bundesvorsitzendem der von ihm gegründeten Alternative für Deutschland (AfD) am vorigen Wochenende erreichen auch Hamburg: In der Nacht zum Freitag erklärte der AfD-Landesvorsitzende Jörn Kruse nach einer mehrstündigen Krisensitzung seinen Rücktritt von diesem Posten. Kruse, der auch Fraktionschef der AfD in der Bürgerschaft ist und bleiben will, wird allerdings bis zu einem Sonderparteitag im September kommissarisch im Amt bleiben.

Mit dem Parteichef hat auch Vorstandsmitglied Detlef Ehlebracht seinen Rücktritt erklärt. „Der Bundesparteitag in Essen hat sehr viel verändert. Wir können darüber nicht einfach zur Tagesordnung übergehen“, heißt es in einer Erklärung, die Kruse und Ehlebracht noch in der Nacht an die Mitglieder verschickten. „Wir möchten den Mitgliedern des Hamburger Landesverbandes die Möglichkeit geben, einen neuen Landesvorstand zu wählen, sofern gewollt“, heißt es etwas zweideutig weiter. Dahinter steht offensichtlich die Hoffnung von Kruse und seinen Mitstreitern aus dem liberal-konservativen Lager, den Rechtsruck, den die Bundespartei mit der Wahl der neuen Parteichefin Frauke Petry erlebt, in Hamburg zu vermeiden. Gegenüber dem Abendblatt hatte Kruse allerdings ausgeschlossen, dass er selbst erneut für das Amt des Parteichefs kandidiert.

Ausdrücklich betonen Kruse und Ehlebracht, der auch der Bürgerschaft angehört, dass sie in der Partei bleiben wollen, und fordern ihre Mitstreiter dazu auf, das Gleiche zu tun. Lucke, dessen enger Weggefährte der emeritierte Wirtschaftswissenschaftler Kruse ist, hatte die AfD verlassen und steht vor der Neugründung einer Partei. „Ich trete nicht aus, weil mir die Fraktion am Herzen liegt“, sagte Kruse.

Kruses innerparteilicher Gegenspieler, der frühere Innensenator und Ex-Schillianer Dirk Nockemann, bezeichnete den Rücktritt des Landeschefs als konsequent. „So konnte es ja nicht weitergehen“, sagte Nockemann dem Abendblatt. Er wünscht sich eine programmatische Klärung und kann sich sogar eine Doppelspitze im Landesvorstand vorstellen, in der beide Lager – das liberal-konservative und das nationalkonservative – vertreten sind.

„Wir bemühen uns, alles zusammenzuhalten“, sagte Nockemann. Das gelte auch für die Fraktion. Anders ist die Lage in Bremen, wo drei der fünf AfD-Abgeordneten aus der Partei ausgetreten sind. Auch in Schleswig-Holstein ist Landeschefin Ulrike Trebesius ausgetreten.