Hamburg . Die Frontfrau der Liberalen wurde mit deutlicher Mehrheit wiedergewählt. Doch in Katja Sudings Triumph mischten sich auch ernste Worte.

Der Bürgerschaftswahlkampf hat ihr neuen Auftrieb gegeben: Hamburgs FDP-Vorsitzende Katja Suding ist mit großer Mehrheit im Amt bestätigt worden. Ein Parteitag wählte die 39-Jährige mit 117 von 135 gültigen Stimmen zur Parteivorsitzenden. Elf Mitglieder votierten gegen sie, sieben enthielten sich der Stimme. Das entspricht einer Zustimmung von 86,7 Prozent. Bei ihrer ersten Wahl nach dem Parteiaustritt der FDP-Vorsitzenden Sylvia Canel hatte Suding im November 2014 nur 70,6 Prozent der Stimmen erhalten. Ebenfalls im Amt bestätigt wurden ihre Stellvertreter Benjamin Schwanke, Magnus Graf Lambsdorff und Claas Voigt. Der 101. Landesparteitag war der erste, bei dem nicht nur Delegierte, sondern die FDP-Basis den Vorstand wählen durfte.

Und die sichere Wahl hat Suding zu neuen Angriffen auf den gerade gebildeten rot-grünen Senat angetrieben. Gleichzeitig appellierte sie zur Geschlossenheit in den eigenen Reihen: "Alte Rechnungen, taktische Stellungsdebatten und Eitelkeiten, das können wir uns angesichts der Größe der Aufgaben, die vor uns liegen, gar nicht leisten“, sagte Suding. Es komme auf jedes einzelne Mitglied an, wenn das wichtigste Ziel – nämlich der Wiedereinzug der FDP in den Bundestag 2017 – gelingen solle.

Suding, die auch Fraktionsvorsitzende in der Hamburgischen Bürgerschaft ist, gilt als Hauptverantwortliche für den FDP-Erfolg bei der Bürgerschaftswahl vor rund zwei Monaten. Im Wahlkampf war sie unter anderem auch durch ihre Wahlkampfslogans („Unser Mann für Hamburg“) oder durch Fotos in der Illustrierten „Gala“ aufgefallen. Letztlich kamen die Liberalen, die zwischenzeitlich in Umfragen nur noch bei zwei Prozent lagen, überraschend auf 7,4 Prozent. Das ist mehr als 2011, als Suding die FDP als Politikneuling aus dem Stand nach sieben Jahren außerparlamentarischer Opposition wieder in die Bürgerschaft geführt hatte.

Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) und seinem designierten grünen Koalitionspartner warf Suding Visionslosigkeit vor. Unter Rot-Grün drohe Stillstand. Allerdings werde dieser für die Bürger auch noch teuer, da die von Scholz geplante Senatserweiterung von zehn auf elf Ressorts „absehbar Millionenkosten verursachen“ werde, sagte Suding. Dabei komme das doppelt so große Berlin mit acht Senatoren und der Nachbar Schleswig-Holstein gar mit nur sieben Ministern aus.

Mit Blick auf die Grünen sagte die FDP-Vorsitzende, der Koalitionsvertrag dokumentiere, „dass sich die grünen Krötenretter zu Krötenschluckern gewandelt haben, zu Krötenschluckern, deren zentrales Ziel (...) die Stühle im Senat sind.“ Nach der Bürgerschaftswahl hatte Suding mehrfach erklärt, dass auch ihre Partei für eine sozial-liberale Koalition grundsätzlich zur Verfügung stehe. Dies hatte Bürgermeister Scholz jedoch abgelehnt.

Als nächsten Meilenstein auf dem Weg der FDP zurück in den Bundestag nannte Suding die Bürgerschaftswahl am 10. Mai in Bremen. Danach folgten 2016 die Landtagswahlen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt, die alle dem einen Ziel dienten, „und das ist der Wiedereinzug in den Deutschen Bundestag, denn da – so viel muss man sagen – entscheidet sich das Schicksal unserer Partei“. (lno/HA)