Experten fordern Verbindung zwischen St. Pauli und Blankenese. Hadag und Verkehrsbehörde sind strikt dagegen
Blankenese. Hochrangige Experten aus der Hafenwirtschaft und der Tourismusbranche fordern für Hamburg ein neues „Wasser-Tourismus-Konzept“. Sie üben zugleich Kritik daran, dass es noch immer keine dauerhafte direkte touristische Fährverbindung im Unterelbebereich zwischen Landungsbrücken und Blankenese bis nach Wedel gebe. „Blankenese ist eine touristische Perle für Hamburg, es müssen endlich die politischen Rahmenbedingungen für eine solche Verbindung geschaffen werden“, sagte Fritz J. Kröger, Dipl.-Finanzwirt und früheres Vorstandsmitglied der Hadag, am Rande einer Podiumsdiskussion dem Abendblatt. „Es wäre fast lächerlich, wenn man eine solche Fährverbindung aus Sparerwägungen nicht machen würde, eine solche Linie entlang des schönsten Teils der Elbe ist aus touristischen Gründen ein Muss“, sagt auch Gert Prantner, langjähriger Direktor des Hotels Vier Jahreszeiten und jetzt internationaler Unternehmensberater in der Tourismusbranche.
Kröger erläuterte bei einer Podiumsdiskussion in Blankenese zu dem Thema die Hintergründe. „Derzeit haben weder Hadag noch private Unternehmer ein Interesse an einem Fährlinienverkehr nach Blankenese.“ Bisher nutzten zum Beispiel allein rund 2,2 Millionen Touristen jährlich die von der Stadt subventionierte Linie 62 nach Finkenwerder als Ausflugstour. „Touristische Verkehrsangebote per Schiff sind keine Leistungen der Daseinsvorsorge. Aus Steuern finanzierte Subventionen sind deshalb für Touristen, die die Linie als preiswerte Hafenrundfahrt nutzen, sachlich nicht gerechtfertigt.“ Die Hadag sollte Hafenrundfahrten zu „kostenbasierten Marktpreisen“ anbieten, das wäre das Ende der bisherigen überhöhten abgestimmten Preisen, erst dann würde dies für private Unternehmen interessant.
Der städtische Fährbetrieb Hadag und auch die Verkehrsbehörde lehnen eine Wiederaufnahme der Fährverbindung ab. Grund: Es gebe andere Nahverkehrsangebote, und für touristische Zwecke sei das Unternehmen nicht zuständig – indes blockte die Stadt auch private Anbieter ab, die die Landungsbrücken anlaufen wollten. Beispielsweise Unternehmer Matthias Kruse, der unter anderem auf der Alster die „St. Georg“ hat, Deutschlands ältestes Dampfschiff. Er betrieb vor Jahren eine solche Fährverbindung zwischen Landungsbrücken und Blankenese. Dann wurde ihm der Anlegeplatz an den Landungsbrücken untersagt, 2012 stellte er die Linie ein: „Sie war rentabel, aber nur mit dem Anlegeplatz Landungsbrücken.“ Inzwischen hat Kruse sich mit seinem Unternehmen nach Lauenburg orientiert, wo er ein Schiff betreibt. „In Hamburg hatte ich nichts als Schwierigkeiten“, in Lauenburg werde ihm sogar der Anlegeplatz bezahlt.
Kröger schlug vor, dass ein privater Gutachter in einem „Wasser-Tourismus-Konzept“ die gesamte Situation umfassend analysieren solle, drei Faktoren seien stets für einen wirtschaftlichen Erfolg maßgebend: „Menge, Preise und Kosten“, so Kröger. Vor neun Jahren kappte der städtische Fährbetrieb Hadag die Linienverbindung von den Landungsbrücken nach Blankenese. Eine Interessengemeinschaft mit Prominenten wie Komiker Otto Waalkes unterstützt dies. Die Hamburg Tourismus GmbH hält sich hier bedeckt: Man unterstütze die Position, dass eine reguläre Fährverbindung durch die Hadag eine sehr schöne Möglichkeit wäre, um den Erlebnisraum Elbe und Blankenese besser zu erschließen, heißt es dort knapp, allerdings müsse sich ein ganzjähriger Linienverkehr auch rechnen.