Hamburgs Sportsenator hat seine Werbekampagne für eine Hamburger Olympiakandidatur im Haus des Sports vor mehr als 50 Vertretern der Sportvereine und -verbände fortgesetzt.
Hamburg. Sportsenator Michael Neumann (SPD), 44, hat seine Werbekampagne für eine Hamburger Olympiakandidatur Montagabend im Haus des Sports fortgesetzt. Adressat waren die Vertreter der Sportvereine und -verbände. Mehr als 50 waren erschienen.
„Herzlich willkommen Ihnen und Ihren Ideen“, lautete das Motto der zweistündigen Veranstaltung. Im Hintergrund liefen Bilder vom Empfang der deutschen Olympiamannschaft im August 2012. „Wir müssen wie vor elf Jahren wieder Feuer und Flamme für eine Olympiabewerbung sein. Wenn nicht wir, wer dann“, forderte Martin Hildebrandt, der Geschäftsführer des SV Eidelstedt, die Kollegen auf, die Begeisterung für dieses Thema in die eigenen Vereine zu tragen. Denn der Sport und die Sportler würden doch in erster Linie von Spielen in der Stadt profitieren. Für seinen flammenden Appell fand er im Saal große Zustimmung.
„Wir müssen als Hamburger Sport geschlossen auftreten. Nur dann haben wir eine Chance. Das muss unsere Botschaft an den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) sein, dass wir alle hinter dieser faszinierenden Idee stehen“, sagte Claudia Grabichler, die Verbandsvorsitzende der Skivereine. Vor acht Monaten waren es bei der Diskussion um die Winterspiele 2022 in München gerade die Vereine und Verbände, die sich in der Rolle als Skeptiker einer Olympiabewerbung gefielen, die von der Politik forderten, erst mal einen Skilift für ihren Club zu bauen als irgendwann woanders einen für die Spiele. Am Ende stimmte in München und drei weiteren Gemeinden die Bevölkerung gegen die Kandidatur.
In Hamburg plant der Senat bei einem positiven DOSB-Bescheid eine Volksbefragung Mitte Mai 2015. Neumann stellte klar: „Wir stehen nicht vor der Alternative, ob wir Geld für Olympia oder für andere Dinge ausgeben wollen. Wir erhalten vom Bund Mittel für Olympia – oder sonst eben keine.“ Zudem sei gewährleistet, dass Hamburg und der Bund angesichts der Schuldenbremse keine Kredite aufnehmen können. „Olympia auf Pump wird es nicht geben“, sagte der Senator. Die Kosten würden sich auf Jahre verteilen, in London 2012 betrugen sie für die Stadt gut eine Milliarde Euro. Neumann: „100 Millionen Euro pro Jahr wären für Hamburg leistbar, ohne andere wichtige Projekte zu vernachlässigen.“
Mögliche Schwachpunkte einer Hamburger Kampagne sprachen Paul-Gerhard Wienberg-Schaper, Vorsitzender des Verbandes für Turnen und Freizeit, und Handballpräsident Rolf Reincke an. Hamburgs Sport sei im Gegensatz zum Berliner schlecht vernetzt beim DOSB und den nationalen Spitzenverbänden. „Das war ein Grund, warum wir 2003 an Leipzig gescheitert sind“, sagte Wienberg-Schaper. „Wir sollten uns überlegen, in welcher Form wir bessere Lobbyarbeit leisten können“, meinte Reincke. Auch wenn nur das zehnköpfige DOSB-Präsidium im September oder Oktober den deutschen Olympiakandidaten für 2024 oder 2028 kürt, die Meinung der Spitzenverbände dürfte in die Entscheidung einfließen.
Horst Müller-Wieland, Präsident des Uhlenhorster Hockey-Clubs, sieht andere Probleme: „Wer soll in Hamburg Olympische Spiele organisieren? Die Verwaltung dürfte dazu kaum in der Lage sein.“ Für Neumann ein berechtigter Einwand, die Lösung hatte er aber parat: „London hat sich für seine Sommerspiele 2012 diese Kompetenz in der ganzen Welt eingekauft. Nur 30 Prozent der Mitarbeiter waren Briten, aber in jeder Abteilung zumindest der Stellvertreter. Da hat ein riesiger Wissenstransfer stattgefunden, von dem wir auch in Hamburg profitieren würden.“
Neumann bot an, den Dialog in den Clubs fortzusetzen. „Laden Sie mich ein, ich komme gern vorbei.“ Die Idee Olympischer Spiele in Hamburg sei für ihn jede Anstrengung wert.