Die Liberalen in der Hamburgischen Bürgerschaft verlangen mehr Transparenz für Eltern. Gleichzeitig kritisieren sie die Förderung von Schülern nur nach dem Sozialindex.
Hamburg. Die FDP-Opposition zweifelt an dem Prinzip, Schulen entsprechend ihrem Sozialindex zu fördern. Derzeit gilt: Je schwieriger das soziale Umfeld, desto höher ist die Zahl zusätzlicher Förderstunden, die eine Schule erhält. Alle Standorte sind nach einer sechsstufigen Skala eingeteilt, den sogenannten KESS-Faktoren (KESS = Kompetenzen und Einstellungen von Schülerinnen und Schülern, die Red.). „Die KESS-Ergebnisse erweisen sich als zu holzschnittartig, um eine wirklich punktgenaue und sachgerechte Förderung sicherzustellen“, sagt die FDP-Schulpolitikerin Anna von Treuenfels.
Die Vize-Fraktionschefin beruft sich auf die Senatsantworten auf eine Große Anfrage der FDP. „Schulen mit den gleichen sozialen Belastungen erreichen völlig unterschiedliche Ergebnisse“, sagt Treuenfels. Ein Beispiel: Bei zwei benachbarten Grundschulen im Hamburger Osten liegt die Quote der Viertklässler, die Nachhilfeförderung erhalten, einmal bei 55 Prozent und im anderen Fall bei nur 23 Prozent. Die Teilnahmequoten an dem „Fördern statt Wiederholen“ genannten Programm weisen an Grundschulen einen gewissen Zusammenhang mit dem Sozialindex auf. An Stadtteilschulen und Gymnasien lässt sich ein solcher Zusammenhang nicht herauslesen.
„Wir sollten darüber nachdenken, inwieweit die Leistungsfähigkeit der Schulen neben den sozialen Faktoren nicht auch in die Förderkriterien mit einfließen kann“, sagt Treuenfels. Bei der Quote der Gymnasialempfehlungen, die die Grundschulen aussprechen, sieht die FDP-Politikerin zwar einen Zusammenhang mit dem sozialen Umfeld: Je höher die sozialen Belastungen, desto weniger Schülern wird der Übergang aufs Gymnasium empfohlen. Aber: Innerhalb der KESS-Faktoren gibt es eine große Spannbreite. So liegt variiert der Anteil gymnasial empfohlener Schüler an KESS-1-Schulen zwischen acht und 31 Prozent, an KESS-6-Schulen zwischen 26 und 88 Prozent.
Die FDP fordert erneut, diese sensiblen Daten im Rahmen der Schulinspektionsergebnisse der Schulen ins Netz zu stellen. „Damit Best-Practice mehr Schule macht, damit mehr Eltern mehr über die Schulen wissen, brauchen wir mehr Transparenz“, sagt die FDP-Politikerin. Die SPD-Mehrheitsfraktion hat diesen Vorstoß aber schon einmal abgelehnt.