Die Schüler wollen dem „jetzigen Schulsystem Zeit geben, sich zu bewähren, bevor es durch vorschnelles Handeln kaputtreformiert“ werde. Sie befürchten eine Schwächung der Stadtteilschulen.
Hamburg. Der Widerstand gegen die Wiedereinführung des neunjährigen Abiturs an Gymnasien wächst. Nun haben sich die Schülerkammer sowie die Hamburger Jugendorganisationen Grüne Jugend, Junge Liberale, Juso Schüler sowie die Schüler Union zu einem Bündnis gegen die Volksinitiative „G9-Jetzt-HH“ zusammengeschlossen. Die Schüler befürchten, dass das von der Initiative geforderte G9 an Gymnasien die Stadtteilschulen „extrem schwächen“ würde.
„Statt vorhandene Mittel für überstürzte Reformen zu verschwenden, sollten sie besser zur Optimierung der bestehenden Strukturen eingesetzt werden“, schreiben die Schüler in einer gemeinsamen Erklärung, in der sie sich für die Beibehaltung des achtjährigen Wegs (G8) zum Abitur auf den Gymnasien aussprechen. Insbesondere an Stadtteilschulen sei die finanzielle Situation prekär. Es sei aus Sicht der Jugendorganisationen notwendig, gerade dort zu investieren.
Die Schüler wollen dem „jetzigen Schulsystem Zeit geben, sich zu bewähren, bevor es durch vorschnelles Handeln kaputtreformiert“ werde, heißt es in der Erklärung. Sie kritisieren die Volksinitiative scharf. „Die Tatsache, dass wir ein so breites Bündnis schaffen konnten, zeigt, dass die Initiative ein lächerlicher Schnellschuss ist“, sagt etwa Mina Zulal, stellvertretende Landesvorsitzende der Schülerkammer Hamburg. Die Landesvorsitzende Anna Geginat sieht in dem Zusammenschluss der unterschiedlichen Organisationen einen Beweis darin, dass die Hamburger Jugend in der Lage sei, zum Wohl der Schüler Parteigrenzen überwinden zu können.
Bereits im April hatte sich eine Initiative für den Erhalt des achtjährigen Wegs zum Abitur am Gymnasium gegründet. Die Gruppe „Schulfrieden wahren. Keine neuen Reformen!“ verschickte ein Argumentationspapier per E-Mail an alle Schulleitungen, Eltern- und Schülerräte der 60 staatlichen Gymnasien und intensivierte damit die Diskussion über die Frage der Dauer bis zum Abitur. „Eine Wiedereinführung des G9 würde zu einer kompletten Umstrukturierung der gesamten Hamburger Schullandschaft führen, enorme Kosten verursachen und über Jahre eine unzumutbare Belastung und Unruhe für alle Beteiligten bedeuten. Und das Ganze ohne Qualitätsgewinn“, heißt es in dem Papier. Die G9-Initiative reagierte empört. „Wir erleben eine massive, einseitige Pro-G8-Kampagne an den Gymnasien. Genau davor haben wir gewarnt“, sagte Mareile Kirsch, Sprecherin der Initiative. Eltern, die für die Wiedereinführung des um ein Jahr längeren G9 seien, fühlten sich unter Druck gesetzt. Schulsenator Ties Rabe (SPD) hatte alle Schulkonferenzen aufgefordert, ein Meinungsbild zu der Streitfrage zu erstellen. Bis Ende Mai soll das vorliegen.