Der Bundespräsident zeichnete Achtklässlerin Antonia Sophie Gerlach vom Eimsbütteler Gymnasium Kaiser-Friedrich-Ufer für eine historische Untersuchung über die Krawalle an der Hafenstraße auf St. Pauli aus.

Berlin. Bundespräsident Joachim Gauck hat Schüler aus Hamburg, Münster, Bielefeld, Chemnitz und Schönebeck (Sachsen-Anhalt) mit ersten Preisen im Geschichtswettbewerb ausgezeichnet. „Vertraute Fremde. Nachbarn in der Geschichte“ war das Thema der mehr als 1000 Beiträge, die eingereicht wurden. Gauck betonte am Mittwoch bei der Festveranstaltung im Schloss Bellevue, die geschichtliche Erfahrung zeige, wie wichtig das Handeln Einzelner sei. „Jeder hat eine Wahl“, sagte der Bundespräsident.

5000 Schüler haben sich nach Angaben der Körber-Stiftung diesmal an der historischen Spurensuche beteiligt. So ging die Hamburger Achtklässlerin Antonia Sophie Gerlach vom Gymnasium Kaiser-Friedrich-Ufer in Eimsbüttel der Beziehung zwischen Schule und Hausbesetzern in den 80er Jahren nach. Die 13-Jährige hatte mit ihrer Arbeit „Schule und Hausbesetzer. Nachbarschaft in der Barrikadenzeit“ über die Krawalle an der Hafenstraße auf St. Pauli schließlich den Bundespräsidenten überzeugt.

Eine Gruppe des Dr.-Carl-Hermann-Gymnasiums in Schönebeck untersuchte das Nachbarschaftsverhältnis zwischen Juden und Christen. Schüler des Johann-Conrad-Schlaun-Gymnasiums in Münster beleuchteten das Thema Prostitution in der Nachbarschaft der Schule in den 50er Jahren.

28.000 Beiträge in 40 Jahren

Die Preisträger vom Gymnasium Einsiedel in Chemnitz widmeten sich der Strafanstalt Hoheneck, und Sonja Caterina Thau untersuchte die Beziehung zwischen Ost- und Westdeutschen im geteilten Deutschland. Jeder der ersten Preise ist mit 2000 Euro dotiert. Mit Tutorenpreisen ausgezeichnet wurden auch drei Lehrer: Jürgen Theil aus Prenzlau, Annette Puckhaber aus Buxtehude und Christine Eggers aus Mosbach.

Der Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten ist der größte historische Forschungswettbewerb für junge Menschen in Deutschland und will bei Kindern und Jugendlichen das Interesse für die eigene Geschichte wecken. Seit der Gründung 1973 durch den damaligen Bundespräsidenten Gustav Heinemann und den Stifter Kurt A. Körber haben über 130.000 junge Menschen mit mehr als 28.000 Beiträgen an den Wettbewerbsrunden zu wechselnden Themen teilgenommen.