Hamburg. Rund 70 Hamburger Unternehmen haben in den vergangenen Tagen einen offenen Brief an Handelskammerpräses Fritz Horst Melsheimer unterzeichnet. Darin protestieren die Unterzeichner „energisch“ gegen die Positionierung der Handelskammer zum Volksentscheid Energienetze. Die Handelskammer hatte eine sogenannte „Hamburger Erklärung“ veröffentlicht, in der sie sich gegen den 100-prozentigen Rückkauf der Netze ausspricht.
Insbesondere kritisieren die Unterzeichner des offenen Briefes, dass ein negativer Volksentscheid ausschließlich zwei Unternehmen, die in Konkurrenz zu anderen Mitbewerbern stehen, befördert und deren ohnehin dominierende Marktstellung absichert. Es gehöre nicht zu den Aufgaben einer Handelskammer, sich innerhalb einer politischen Auseinandersetzung so einseitig zu positionieren. Sie habe vielmehr die Interessen der gesamten Hamburger Wirtschaft zu vertreten. Die Unterzeichner sehen es zudem als problematisch an, dass der Präses in direkt von Vattenfall finanzierten, werblichen Anzeigen mit Kennzeichnung seiner Funktion auftritt. Der Protest richtet sich auch gegen das finanzielle Engagement der Handelskammer, die sich an einer teuren Anzeigenkampagne in Hamburger Medien beteilige.
Die einseitige Positionierung der Kammer, die Verwendung von Kammermitteln und auch die Unterzeichnung der „Hamburger Erklärung“ finde nicht bei allen Unternehmen in Hamburg Unterstützung, heißt es. „Wir rufen jetzt auch öffentlich die Hamburger Unternehmerschaft auf, unseren offenen Brief zu unterzeichnen. Die Kammer agiert nicht im Interesse der gesamten Hamburger Wirtschaft – dies muss deutlich werden“, so Diana Rickwardt, Geschäftsführerin der Agentur feinbrand Marketing GmbH und Initiatorin des Briefes.