Immobilienverband Nord veröffentlicht Studie und kritisiert den SPD-Senat. Hohe Mietsprünge seien “Phänomen der begehrten Innenstadtlagen“.
Hamburg. Axel Kloth hält nicht lange mit seiner Einschätzung hinter dem Berg. Wer in Hamburg von Wohnungsnot rede, der mache es sich zu leicht und handele verantwortungslos, sagt der Vorsitzende des Immobilienverbands Nord (IVD). Die in den vergangenen Jahren "gewollt oder unwissend gemachten Falschaussagen und Übertreibungen" seien ärgerlich und würden nicht helfen, die Probleme auf dem Wohnungsmarkt zu lösen.
Kloths Verband hat - "um zur Versachlichung der Diskussion beizutragen" - durch das Berliner Center for Real Estates Studies eine Studie erstellen und den Wissenschaftlern dazu - anonymisiert - die Mietmarktdaten von 30.000 Hamburger Wohnungen zukommen lassen. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden am Dienstag der Öffentlichkeit vorgestellt.
Ein Grund für die Studie dürfte sein, in der Diskussion um die angespannte Wohnungssituation in Hamburg aus der Defensive zu kommen. Im linken politischen Lager nimmt die Kritik an steigenden Mieten in angesagten, citynahen Stadtteilen zu. Der Mieterbund erklärte wiederholt, in der Hansestadt fehlten bis zu 40.000, vor allem preiswerte Wohnungen.
Der SPD-Senat wiederum plant mehrere wohnungspolitische Initiativen. So bereitet die Stadtentwicklungsbehörde eine Bundesratsinitiative vor, durch die Mieter von Maklergebühren entlastet werden sollen. Ferner sollen Eigentümer verpflichtet werden, eine Wohnung nach drei Monaten Leerstand wieder zu vermieten. Bislang haben sie sechs Monate Zeit. Bürgermeister Olaf Scholz bekundete zuletzt Sympathie dafür, die Mietsteigerung bei Neuvermietung auf 15 Prozent zu begrenzen.
Vor allem der letzte Punkt ärgert IVD-Nord-Chef Kloth. Statt in Ruhe zu entscheiden, würden hier "in Cowboymanier" populistische Forderungen aufgestellt, sagte er. Das werde bei den Wählern kurzfristig möglicherweise ankommen. Aber Investoren würden verschreckt. "Die Situation auf dem Hamburger Mietmarkt wird sich auf lange Sicht nur durch den Neubau entspannen, nicht durch verfehlte Markteingriffe, die den dringend benötigten Neubau im Keim ersticken."
Die hohen Mietsprünge bei Neuvermietungen seien ein "Phänomen der begehrten Innenstadtlagen", sagte Kloth. In Stadtteilen wie Sasel, Stellingen oder Rahlstedt nach einem Mieterwechsel signifikant höhere Mieten zu realisieren sei eher schwierig. Den größten Abstand zwischen einer durchschnittlichen Bestandsmiete und einer Neuvertragsmiete verzeichnet der Studie zufolge der Bezirk Mitte. In guten Wohnlagen liegen hier die Neuvertragsmieten im Schnitt bei 14,02 Euro pro Quadratmeter - 4,07 Euro mehr als bei Bestandsmieten.
Allerdings ergab die Studie auch, dass die Fluktuationsrate - diese beschreibt das Verhältnis der in einem Jahr neu vermieteten Wohnungen zum Gesamtbestand - in Hamburg bei 10,16 Prozent liegt und sich damit nicht vom Bundesdurchschnitt unterscheidet.
Nicht zuletzt repräsentiere die Studie "ausschließlich den vom IVD Nord betreuten privatwirtschaftlichen Wohnungsmarkt", fügte der IVD-Chef hinzu. Die preiswerten und in Teilen öffentlich finanzierten Wohnungsbestände städtischer und genossenschaftlicher Unternehmen seien nicht berücksichtigt worden. Der durchschnittliche Mietpreis dürfte also noch deutlich niedriger liegen, sagte Kloth.