“Die Stadtteile Veddel und Wilhelmsburg werden in jedem Fall beliebter“, sagte der wissenschaftliche Leiter der Stiftung für Zukunftsfragen.
Hamburg . Der Hamburger Süden könnte sich schon bald zu einem Szenebezirk für Studenten entwickeln. "Die Stadtteile Veddel und Wilhelmsburg werden in jedem Fall beliebter", sagte der wissenschaftliche Leiter der Stiftung für Zukunftsfragen, Ulrich Reinhardt, der Nachrichtenagentur dapd. In den beiden Gebieten auf der Elbinsel entstünden in den kommenden zehn bis 15 Jahren Kneipen, Cafés und Geschäfte, die die Gegend für junge Menschen attraktiver machten.
Eine ähnliche Renaissance könne auch der Stadtteil Barmbek im Osten der Hansestadt erleben, sagte der 42-Jährige weiter. Immer mehr Menschen zieht es vor allem aus beruflichen Gründen in Großstädte. Auch wegen der Urbanisierung wird der Wohnraum immer knapper. Ansteigende Mietpreise erschweren die Suche nach einer Unterkunft.
Mit einem Rückgang der sogenannten Landflucht rechnet Reinhardt nicht. Die Bevölkerung ziehe da hin, wo Arbeit sei. In Zukunft, so glaubt der Erziehungswissenschaftler, werden die Wohneinheiten kleiner sein als bisher. Grund hierfür sei die zunehmende Anzahl von Singlehaushalten. Wegen der hohen Mieten würden sich Studenten, aber teilweise auch Senioren in Wohngemeinschaften zusammenschließen, sagte Reinhardt weiter.
Im Gegensatz zu Veddel und Wilhelmsburg sieht er die Entwicklung im derzeit beliebten Schanzenviertel kritisch. Der Stadtteil müsse aufpassen, dass er seinen individuellen Charme nicht verliere, sagte Reinhardt. Der Szenestadtteil sei ein prominentes Beispiel für die hohen Mieten in Hamburg.
Auch vor einer weiteren sozialen Spaltung innerhalb der Stadt warnt der Zukunftsexperte. In 20 bis 30 Jahren hält er eine Aufteilung in zwei unterschiedliche Gebiete für möglich. "In den A-Bezirken leben Arme, Arbeitslose und Alte und in den B-Arealen Besserverdienende, ,Best Ager' und Bildungsbürger", sagte Reinhardt.
Gleichwohl prophezeit der 42-Jährige der Nachbarschaft eine wachsende Bedeutung. "Die Menschen haben diese Notwendigkeit erkannt." Nachbarschaften, in denen sich die Bewohner kennen, seien sicherer.