Die S-Bahn Hamburg muss wegen Unpünktlichkeit und Mängeln bei der Fahrgastinformation mehr als zwei Millionen Euro Strafe bezahlen.
Hamburg. Die S-Bahn Hamburg muss mehr als zwei Millionen Euro Strafe bezahlen. Das bestätigte Peter Kellermann, Chef des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV), auf Abendblatt-Anfrage: "Das ist eine hohe Summe, die sicherlich auch für ein Unternehmen wie die S-Bahn von Bedeutung ist. Aber damit wollen wir erreichen, dass künftig die beanstandeten Punkte im Sinne der Fahrgäste abgestellt werden."
Das Unternehmen hat die im sogenannten Qualitäts-steuerungsverfahren des HVV erstmals vereinbarte Pünktlichkeitsquote von 94,7 Prozent im vergangenen Jahr nicht erreicht (wir berichteten). Die S-Bahn kam nur auf einen Wert von gut 90 Prozent.
Jetzt steht fest: Dafür ist eine Strafzahlung von mehr als 1,84 Millionen Euro fällig. Dazu kommen 274 309 Euro, weil Fahrgastinformationen in den Vitrinen der Haltestellen veraltet waren: "Wenn inaktuelle Netzpläne aushängen, ist das wenig kundenfreundlich", sagt Kellermann.
Der HVV hatte Anfang 2008 mit vier Verkehrsunternehmen im HVV-Kerngebiet ein Qualitätssteuerungsverfahren vereinbart - beteiligt sind die S-Bahn, die Hochbahn, die VHH-PVG- Unternehmensgruppe und die Hadag. Über zwei Verkehrsverträge mit dem Kreis Stormarn ist auch die Bahn-Tochter Autokraft an diese Qualitätssicherung angeschlossen. Dabei geht es um drei Komponenten: Kundenzufriedenheit, von HVV-Mitarbeitern durchgeführte Qualitätstests an Haltestellen und in Fahrzeugen sowie die Messung und Bewertung der Pünktlichkeit. Für alle Merkmale sind Zielwerte vorgegeben. Werden diese verfehlt, sind Strafzahlungen fällig. Sind die Werte besser als vorgegeben, gibt es für die Unternehmen Bonuszahlungen.
Das Verfahren läuft wie folgt: Von den Gesamteinnahmen der Verkehrsunternehmen werden fünf Prozent zunächst einbehalten. Daraus wurden nun für die einzelnen Unternehmen die Boni und die Strafzahlungen berechnet.
Während die S-Bahn zur Kasse gebeten wird, erhält die Hochbahn aus dem "Topf" wegen ihres hohen Pünktlichkeitsniveaus, das im Jahr 2008 bei rund 98 Prozent lag, eine Bonuszahlung von mehr als 1,4 Millionen Euro: "Wie jedes wirtschaftlich agierende Unternehmen freuen wir uns sehr, dass unsere Leistung honoriert wird. Im Sinne des Fahrgastes wäre es uns allerdings lieber, es würden keine finanziellen Mittel für Bonuszahlungen zur Verfügung stehen, weil alle Verkehrsunternehmen eine einheitlich hohe Qualität bieten", sagte Hochbahn-Sprecherin Tina Allerheiligen.
Aber wie konnte es bei der S-Bahn zu einer Verspätungsquote von rund zehn Prozent kommen? "Bei der S-Bahn verkehren mehrere Linien auf einer Strecke. Kommt es dann beispielsweise bei einer Linie zu Verspätungen, sind auch die anderen Linien davon betroffen", sagt HVV-Chef Kellermann. Außerdem müssten sämtliche S-Bahnen durch das Nadelöhr Hauptbahnhof fahren, wo es häufiger zu Störungen komme. Aber Kellermann sagt auch: "2008 war das S-Bahn-Netz in keinem optimalen Zustand. Deshalb mussten beispielsweise auf der Strecke nach Bergedorf sogenannte Langsamfahrstellen eingerichtet werden."
Für die S-Bahn ist die Strafzahlung offensichtlich ein Ansporn. Das Streckennetz wurde saniert und im Januar 2009 eine Pünktlichkeitsoffensive gestartet - mit Erfolg: "Wir sind einen großen Schritt vorangekommen und werden in diesem Jahr voraussichtlich eine Pünktlichkeit von deutlich über 93 % erreichen. Im nächsten Jahr wollen wir dann die Zielmarke von 94,7 % knacken", sagte S-Bahn-Chef Kay-Uwe Arnecke. Aber da die Zielmarke in 2009 wieder verfehlt wurde, wird auf die S-Bahn eine erneute Strafzahlung zukommen. Diese wird allerdings deutlich geringer ausfallen.
Unterdessen steht für CDU-Verkehrsexperte Klaus-Peter Hesse fest: "Es ist positiv, dass die Strafzahlung bei der S-Bahn offensichtlich Wirkung gezeigt hat und diese jetzt deutlich pünktlicher fährt." Das System der Bonus- und Strafzahlungen sei ein gutes Instrument, um die Servicequalität im Sinne der Fahrgäste zu verbessern.