Die Gesamtzahl der Schüler in Hamburg ist um 2500 gestiegen. 16.412 Lehrer arbeiten in diesem Jahr an den Schulen - 540 mehr als im Vorjahr.
Hamburg. Entgegen dem Trend in etlichen anderen Bundesländern ist in Hamburg die Zahl der Schüler erneut gestiegen. „Wir haben diesmal einen Anstieg der Schülerzahlen von 2500 Schülerinnen und Schülern über alle Schulformen“, sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD) am Dienstag. Insgesamt besuchen mit Beginn des neuen Schuljahrs an diesem Donnerstag rund 240.400 Kinder und Jugendliche in Hamburg eine Schule. Die Zahl der Lehrerstellen erhöhte sich zum 31. Dezember 2010 im Vergleich zum Vorjahr um rund 540 auf insgesamt 16.412.
Nach den Auseinandersetzungen um die Schulreform, die in dem Volksentscheid zur Primarschule gipfelten, seien die Kämpfe um die Schulstruktur beendet, betonte Rabe. Nun gehe es darum, die Schulen selbst zu verbessern. So seien 28 neue Ganztagsschulen auf den Weg gebracht worden. Rabe kündigte an, in den nächsten drei Jahren alle 54 Hamburger Stadtteilschulen zu Ganztagsschulen auszubauen. Die Größe der Klassen sei mit Ausnahme der Gymnasien erneut reduziert worden. So umfasse eine neue Grundschulklasse im Schnitt 20,5 Kinder (Vorjahr 20,7) und eine Klasse an einer Stadtteilschule 23,1 Schüler (Vorjahr 24,1). Bei den Gymnasien erhöhte sich die Durchschnittszahl von 26,4 auf 27,6 Schüler pro Klasse – was aber immer noch unter den gesetzlichen Vorgaben von höchstens 28 Schülern liege.
Da das Sitzenbleiben in Hamburgs Schulen abgeschafft wird, würden den Schulen in diesem Jahr zusätzlich 7,8 Millionen Euro für Nachhilfe zur Verfügung gestellt, sagte Rabe. „Diese zusätzlichen Mittel sind umfangreich genug, um für jede Schulklasse in Hamburg (...) zwei Wochenstunden zusätzlichen Förderunterricht zu organisieren.“
Erfreut zeigte sich Rabe darüber, dass immer mehr Eltern von ihrem Recht Gebrauch machten, ihre Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf an allgemeinen Schulen anzumelden. Seien im vergangenen Jahr noch 746 Kinder neu in die 1. und 5. Klassen gekommen, seien es in diesem Jahr bereits 1139 Kinder. Für die Betreuung dieser Schüler stünden 4,8 Millionen Euro zur Verfügung. Damit sollen zum neuen Schuljahr 108 weitere Sozialpädagogen und Erzieher eingestellt werden.
Rabe räumte ein, dass in diesem Schuljahr mehrere hundert Kinder in mehr als 300 provisorischen Schulcontainern unterrichtet werden müssen. Allein die Verkleinerung der Klassen führe dazu, dass auf Dauer mindestens 200 zusätzliche Räume benötigt würden, was in etwa 13 kompletten Schulen entspreche, sagte Rabe.
Erneut mit Unverständnis reagierte er auf dagegen auf die Diskussion um die angebliche Abschaffung der Schreibschrift. Ziel der Bemühungen in den Grundschulen sei es, dass alle Schüler bis zur 5. Klasse „eine eigene, gut lesbare und saubere Handschrift entwickelt haben“. Wege dorthin gebe es mehrere, sagte Rabe. „Wir haben eine Reihe von Übungsschriften. (...) Alle haben mal mehr Schleifen, mal mehr Druckbuchstaben.“ Auf Empfehlung des Grundschulverbandes habe der Senat nun lediglich eine weitere Schrift, die sogenannte Grundschrift, „nicht verboten“.
Die CDU-Opposition kritisierte, dass nach wie vor kein Schulentwicklungsplan vorliege. Außerdem warf der CDU-Experte Robert Heinemann dem Senator vor, die Unwahrheit zu sagen. So stammten die 4,8 Millionen Euro für neue Sonderpädagogen und Erzieher nicht von seiner Behörde, sondern vom Bund und dienten eigentlich der Förderung von Hartz-IV-Schülern. Die GAL-Schulexpertin Stefanie von Berg betonte, dass etliche von Rabe präsentierten Projekte bereits in der vergangenen Legislaturperiode angeschoben worden seien. „Senator Rabe bindet einfach rote Schleifen um schwarz-grüne Pakete.“